# taz.de -- Schauspieler Uwe Preuss über Krimis: „Bullen gerne, aber ohne Schlips“

> Zum Schauspiel kam Uwe Preuss eher zufällig, nun spielt er häufig
> Polizisten. Ein Gespräch über Bösewichte, Schweißgeruch, Puder und die
> ARD.
wochentaz: Herr Preuss, ein Autor der taz [1][hat einmal geschrieben]:
„Gute Fernsehkrimis kann man derzeit daran erkennen, dass Uwe Preuss einen
Polizisten spielt.“ Wie kam es zu diesem innigen Verhältnis? 

Uwe Preuss: Die Polizei ist sozusagen zu mir gekommen. In Deutschland hast
du ja als Verbraucher im Fernsehsegment so was wie sechzig Prozent Krimis.
Da werden viele Bedienstete gebraucht, hoch und runter, von 18 bis 23 Uhr,
und nachmittags in der Kindersendung ist auch noch mal einer dabei. Das
hält die Leute wach oder sie schlafen dabei ein und haben im besten Fall
eine gute Erinnerung an das Produkt. Es gab Zeiten, da hab ich mir gesagt:
Einen Bullen? Aber ohne Uniform bitte! Und später dann: Bullen gerne, aber
ohne Schlips. Oder könnte ich mal die Krawatte lösen? Oder den Kommissar
mit einem speziellen Hintergrund – wie [2][beim „Polizeiruf“ aus Rostock].

Wo Sie der Erste Kriminalhauptkommissar Henning Röder sind, Leiter der
Mordkommission, der Vorgesetzte der ermittelnden Kommissare. 

Da spiele ich einen Homosexuellen, der am liebsten in die Sauna geht, wenn
er frei hat. Sein Büro ist voller bildender Kunst, die wir in schöner
Absprache mit Sonja Strömer, der Szenenbildnerin, dort aufgehängt haben.
Und wenn sie mir dann als Überraschung noch zwei Skulpturen ins Motiv
stellt, dann ist das cool im Wechselspiel, da freu' ich mich.

Wie kamen Sie denn an die Rolle? 

Ich kam in die Linienstraße in Berlin-Mitte ins damalige Castingbüro von
Mai Seck, und da liefen auf dem Bordstein aufgeregt prominente Schauspieler
dieses Landes herum, die Text memorierten. Und ich dachte mir, Mensch,
schönes Wetter, haste mal ’ne Zigarette, da wollte aber keiner gestört
werden. Dann bin ich rein, hab mir keinen Kopf gemacht. Was soll ich’n hier
tun, dies und das, sagte der Regisseur. Hier ist ’ne Fallanalyse zu
beschreiben, Flipchart mit den Notwendigkeiten ist da, Text haste ja
gelernt, ja, hab ich gelernt. Und die anderen, die schon besetzt waren,
Herr Hübner und Frau Sarnau, die waren auch da und haben sich dann mit dem
Headautor Eoin Moore für mich entschieden. Ich hab die nach Jahren mal
gefragt, warum. Da sagten sie, das hatte uns einfach gefallen. Manchmal ist
das Chemie, manchmal passt es bildtechnisch-optisch, eine kleine und eine
große Figur, hell, dunkel, so was Einfaches.

Haben Sie sich mal mit realer Polizeiarbeit beschäftigt? 

Als wir 2009 mit den Dreharbeiten für den „Polizeiruf“ anfingen, hatte ich
mich vorher mit einem ehemaligen Kommissar unterhalten, das wurde mir
angeboten von der Produktion. Er war über 30 Jahre in Rostock im Dienst,
also auch noch zu DDR-Zeiten als junger Mensch. Er hat mich in die ganze
Problematik eingeführt. Verhöre, Zeugenaussagen, was muss man beachten.

Hat Ihnen das was gebracht? 

Das ging gut zusammen mit meinem Interesse am Lesen von Menschen. Das
benötigt unser Beruf ja auch. Ich gehe sehr offen auf Menschen zu, da
treffe ich hin und wieder auch auf Leute, die kriminell sind, in jeder
Hinsicht, klar. Meine Beobachtung ist, wenn sie etwas ausbaldowern, sind
sie super nett und freundlich, fast schon handzahm. Aber lass dann
irgendwann den Startschuss für eine Aktion fallen, da kennen die nichts
mehr. Das ist Adrenalin pur. Dieser Hang ins Kriminelle, der ist vielleicht
irgendwo auch in mir. Der Dieb, der gerissene Gauner.

Bei der „Konkurrenz“ „Tatort“ sind Sie dann auch mal auf der anderen Seite. 

Im letzten Jahr hat mir die Casterin Nathalie Mischel die Figur eines
Mörders angeboten. Was ziemlich Brutales im „Tatort“ Frankfurt. Sehr gutes
Buch, dachte ich und traf vorab die Regisseurin Petra Lüschow. Den
gemeinsamen Spaziergang habe ich immer noch in sehr guter Erinnerung. Die
Kommissarin im Film, Margarita Broich, habe ich vor über 25 Jahren
kennengelernt, durch die gemeinsame Zeit bei den Proben mit Heiner Müller
für die Inszenierung von Brechts „Arturo Ui“ am Berliner Ensemble. Wolfram
Koch habe ich aus dem Zuschauerraum der Volksbühne bewundert. Das freut
einen natürlich, wenn man die Ermittler noch mal trifft auf diesen
arbeitstechnischen Wegen.

Wenn man sich aus der Theaterbundesliga kennt, wie geht man dann in so
einen öffentlich-rechtlichen „Tatort“-Dreh rein? Ist das wie wenn
[3][Joshua Kimmich] mal bei seinem alten Heimatverein mitkickt? 

Vielleicht. Ich glaube, Kimmich würde beim Kicken mit seinen alten Kumpels
versuchen, alles zu geben, und nach ein paar Minuten feststellen, das
bringt hier nichts. Die holzen mich vor Ehrgeiz um, hier verletz ich mich
wahrscheinlich. Bei uns ist das auch eine Wiederbegegnung, mehr nicht. Da
gibt’s ein Drehbuch, die Partner sind gesetzt, dann sagt man das zu,
versucht sich einzuarbeiten und dann wird gespielt. Die Parameter sind
klar. Verletzungsgefahr eingeschlossen.

Das heißt, Sie gehen mit der gleichen professionellen Einstellung in einen
„Tatort“-Dreh wie 1995 zur Probe mit Heiner Müller? 

Klar.

Sie haben kein zynisches Verhältnis dazu? 

Nein, auf keinen Fall.

Aber das gibt’ s? 

Sicherlich. Zynismus ist aber nicht gesund für die Darstellung einer Figur.
Ich kann da natürlich nur für mich selber sprechen.

Aber man kennt sich doch, von öffentlichen Auftritten, von Branchenpartys? 

Das müsste man dann schon wollen. Hab ich am Anfang hin und wieder gemacht,
wenn die Einladung kam, aber das hat sich für mich auserzählt. Auch das
Bewerben der Produkte, in denen ich arbeite, ist nicht so meine Sache. Wie
wichtig das scheinbar ist, merk ich natürlich in diesen Zeiten von
Influencern und sozialen Medien, wo Reichweite eine große Rolle spielt. Man
kann aber nicht davon ausgehen, dass jemand, der Reichweite hat, auch für
Qualität steht.

Es kann aber sein, dass der mehr oder bessere Angebote bekommt? 

Markttechnisch vielleicht. Letztendlich verkauft der Produzent das bekannte
Gesicht und den Menschen mit. Das ist ein Geschäftsverhältnis, nicht
ausschließlich eine künstlerische Auseinandersetzung. Für mich auch. Ich
fühle mich als Geschäftspartner dem Produzenten gegenüber. Und wenn ich
drehe, dann gehe ich auf Dienstreise. Die Popularität oder den Ruhm am
Ende, das machst du nicht selber, das machen andere.

Wer denn? 

In den 80ern/90ern war es noch so, dass Frau X oder Herr Y einen richtigen
Skandal hingelegt haben, der in der Bild-Zeitung landete, und die
Einschaltquoten gingen rasant hoch. Heute äußern sie sich öffentlich zu
ihrer Fitness oder zu ihrem Veganismus. Das sind dann Themen, mit denen
sich die Leute beschäftigen. Oder schauen Sie mal, der Herr Y ist jetzt
geläutert, der sitzt da ständig mit seiner neuen Frau im Bild, der hat
jetzt das Leben noch mal neu entdeckt. Ich verfolge das manchmal auf
Instagram, find ich toll, charmant, süß. Aber viel zu viel. Vielleicht
haben die Angst, nicht mehr gebucht zu werden. Oder sie glauben, ohne sie
geht’s nicht. Oder sie haben einen Shop hinten dran, alles legitim.

Oder sie haben Angst vorm Sterben? 

Vielleicht das, ja, so was. Unsterblich sein.

Als Sie mit dem Beruf angefangen haben, in Dresden und dann später an der
Schauspielschule in Westberlin, stand da auch schon das Geschäftsverhältnis
im Vordergrund? 

Nein. In meiner Familie spielte Theater keine Rolle. Ich hatte aber damals
eine Freundin am Schauspielhaus. Und da waren während meiner Lehrzeit als
Kaufmann ihre Arbeitszeiten so diametral. Sie fing in der Kostümabteilung
vormittags um 10 an, 14 bis 18 Uhr Pause, und abends nach der Vorstellung
um 23 Uhr hab ich sie abgeholt. Ich musste aber früh um 5 aufstehen und um
6 in der Firma sein, das machst du nicht länger als drei Tage.

Und wie ging es weiter? 

Sie hatte mich mal auf die Bühne geholt nach einer Vorstellung und da hab
ich den Puder und den Schweiß gerochen und den Staub im Arbeitslicht
gesehen. Das hat mich übermannt. Ich dachte, das könnte was für mich sein.
Später fiel mir auf, das findet ja auch noch zu günstigeren Arbeitszeiten
statt. Es hatte sich jemand gefunden, mit dem ich die Schauspielprüfung
vorbereitet habe, die ich dann auch bestand. Nach Westberlin kam ich, weil
ich im Osten vor dem Studium erst zum Militär hätte gehen müssen. Ich
wusste aber auch vor Studienbeginn noch nicht, was Schauspielerei ist. Da
bin ich dann jeden Abend ins Theater gerannt und hab mir die ganzen
Peter-Stein-Sachen an der Schaubühne angeschaut. Das Schiller-Theater war
auch um die Ecke. Herrlich. Und seltsamerweise habe ich da schon
Kolleginnen gesehen, mit denen ich heute zusammenarbeiten darf. Katharina
Thalbach zum Beispiel, die ich bewunderte und kürzlich in München bei einer
Probe für eine neue Serie getroffen habe. Da freue ich mich drauf.

Für Netflix haben Sie schon mal gearbeitet. Was ist da anders? 

Bei den Streamern habe ich das Gefühl, da wird unter Produktionsbedingungen
gearbeitet, die basieren auf absoluter Kompromisslosigkeit.

Was bedeutet das? 

Zeitlich, finanziell, der Druck, all diese Sachen.

Warum machen Sie es trotzdem? 

Weil ich gerne spiele. Bei „Furia“ mit Lars Kraume etwa, da hab ich wieder
mal einen Polizisten gespielt, hatte einen schönen Monolog vor versammelter
Mannschaft – und: Ich bin der Berliner Polizeipräsident! Da hatte ich also
Karriere gemacht. (lacht)

Bei Netflix – auch bei [4][den deutschen Produktionen wie „Dark“] – habe
ich den Eindruck, dass die schauspielerischen Leistungen einheitlicher sind
als etwa bei der [5][gerade laufenden öffentlich-rechtlichen Produktion
„Lauchhammer“], bei der Sie ja auch dabei sind. Haben Sie sich die ganze
Serie angeschaut? 

Ja, hab ich. Und ich kann da nur zustimmen, natürlich gibt es Unterschiede
in den Amplituden und auch in der Wahrnehmung.

In „Lauchhammer“ gibt es eine sehr bewegende Szene, wo Sie Ihrem
erwachsenen Sohn zart die Hand reichen. Wie oft habt ihr die gemacht? 

Zwei-, dreimal, höchstens. In verschiedenen Einstellungsgrößen.

Und vorher geprobt? 

Da haben wir vorher gesprochen. Aber an sich macht man das nicht zehnmal,
die Zeit ist nicht.

Würden Sie es gerne zehnmal machen? Würde es dann besser werden? 

Wenn es das verlangt, dann mach ich’s auch zehnmal.

Und wie war es dann im Vergleich am Theater, wurde es dort zehnmal geprobt? 

Es gibt ja die wochenlange Probenzeit vor der Premiere. Am Theater ist ja
das Schöne, dass der Moment, wo du spielst und sprichst, der ist
unwiederbringlich verloren, den gibt’s nicht mehr. Also nur an diesem
Abend.

Letztlich sind Sie mit dem System Film, in dem Sie arbeiten, zufrieden? Ist
das die künstlerische Arbeit, die Sie sich mal vorgestellt haben? 

Für mich ist das ist ein gutes Geschäftsmodell. Dabei bleib ich. Ich geh
rein und wieder raus, nicht nur aus der Szene, sondern aus der
Gesamtsituation, wie jemand der früh um 3 in die Bäckerei fährt, zum
Teigkneten, und um 13 Uhr wieder zu Hause ist. Und von 14 Uhr bis früh um 3
will der mit Brötchen echt nichts zu tun haben. Der guckt nicht, wie die
anderen so backen, das interessiert den gar nicht.

Sie spielen meistens tragende Nebenrollen, den sogenannten Supporter der
Hauptfigur. Warum eigentlich? 

Ich mag das: zu dienen. Das ist meine Berufung, da reichen mir einige gut
bezahlte Drehtage mit den entscheidenden Szenen. Beim Einkaufen grüßen mich
hin und wieder Leute oder kommen auf mich zu und sagen: Ich hab Sie im
Fernsehen gesehen, als Sie da um die Ecke kamen und die Hauptrolle
getroffen haben. Schönes Kompliment. Ich muss auch nicht das ganze Ding
wegschleppen – was ja ein Drahtseilakt ist. Denn wenn du so einen
90-Minüter versemmelst, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass du ein halbes
Jahr später wieder ’ne Hauptrolle kriegst, gar nicht so groß, da muss
nämlich erst mal wieder Gras drüber wachsen, sonst sagen die Leute: Ach,
der ist das, den guck ich mir gar nicht erst an.

Der Bösewicht bei James Bond ist auch ein Supporter. Träumen Sie davon? 

Nö.

Warum nicht? 

Mein Englisch ist gar nicht so gut. Wenn die mich trotzdem besetzen wollen,
dann nur als stummen Diener. Spaß beiseite. Aber die Wahrscheinlichkeit ist
nicht sehr groß. Man muss auch realistisch sein, das gehört in dem Beruf
dazu. Dass man nicht dauernd denkt – und das ist sehr weit verbreitetet –,
man müsste eigentlich das spielen, was der andere da gespielt hat. Mich
interessiert inzwischen viel mehr der ganze Herstellungsprozess, die
Gespräche mit Produzenten und den Machern hinter der Kamera. Vor den
Gewerken verneige ich mich. Ich bin zufrieden mit mir, und wenn ich nicht
mehr gebucht werden sollte, mach ich was anderes. Im letzten Sommer war ich
drei Wochen in Ungarn auf einer Farm, die Leute bewirtschaften, die aus dem
dortigen Filmgeschäft ausgestiegen sind. Traumhafter Ort. Den Gärtner habe
ich dort versucht. Diese Arbeit hat mich total erfüllt. Das korrespondiert
mit dem Anfang meiner Berufserfahrungen in der DDR, auszusteigen und zu
wechseln. Aber ich liebe natürlich meinen derzeitigen Job.

Sie haben Herrn Sauer gespielt in dem Fernsehdrama „Die Getriebenen“, den
Ehemann von Angela Merkel. Wie kam es dazu? Wie sind Sie das angegangen? 

Sauer kam als Angebot, ohne Casting. Und ich hab natürlich zuerst gefragt,
wer Frau Merkel spielt. Es war Imogen Kogge, die ich seit vielen Jahren
kenne und zu Peter-Stein-Zeiten an der Berliner Schaubühne bewundert habe.
Da dachte ich, wenn die Imo das spielt, dann kann da nix schiefgehen, was
sind denn meine Szenen? Bayreuth, Frühstück zu Hause und Wandern gehen.
Dacht ich: Krieg ich hin. Und ich hatte sehr viel Spaß mit Imogen, gerade
bei dem Frühstück. Es gibt ja kaum Möglichkeiten, im Netz irgendwas
Privates zu finden, als Vorlage, das sind ja historische Figuren, im
Bewegtbild nur bei den Wagner-Festspielen in Bayreuth und in den Alpen.
Also probiert man, tief in die Befindlichkeiten einzutauchen, ohne ein
Klischee zu spielen. Das hab ich mir danach angeguckt und fand es derart
normal, wie sie da in der Flüchtlingskrise mit mir frühstückt und danach
auf Arbeit geht und ich ihr am Abend beim Fernsehen auf dem Sofa diesen
wunderbaren Satz sagen konnte, ob sie denn glaubt, dass das alles richtig
ist, was sie da macht. Auch die Wanderung im Ötztal, wir sind im kleinen
Team hingefahren, und dann wurde da Frau Merkels Brotdose ausgepackt, oder
mit diesen blöden Stöcken und der Funktionskleidung, das entbehrt natürlich
nicht einer gewissen Komik auch beim Herstellen, beim Drehen.

Da das Wort „Dienstreise“ fiel: Ihr Arbeitgeber ist nicht zuletzt der
öffentlich-rechtliche Rundfunk – und der ist gerade [6][ziemlich in den
Schlagzeilen]. Kam das für Sie überraschend? 

Die Größenordnung, was die Jahresgehälter betrifft, das war mir schon klar,
so in Richtung Aufsichtsräte. Es ist aber kein selbst erwirtschaftetes
Geld. Und nun erfährt man eben, dass Menschen – und das ist im Fall
Schlesinger passiert und passiert nach wie vor, das ist ja nur die
Speerspitze – mit geschenktem Geld eine Vetternwirtschaft bestreiten. Das
ist eigentlich so ein sozialistisches Modell, das kenne ich noch aus der
DDR. Da ruht man sich aus, da richtet man sich ein. Wenn du als
Festangestellter im Öffentlich-Rechtlichen mit etlichen Tausend Euro im
Monat rechnen kannst und auch nicht von Arbeitslosigkeit bedroht bist, dann
wirst du diesen Stuhl um Gottes willen nicht aufs Spiel setzen. Du sitzt
das aus bis zu deiner Pension, gleichzeitig läuft der Hausbau, die Kinder
werden größer, die Hobbys teurer. Und dann irgendwann merkst du, das läuft
doch wunderbar, ab jetzt geht’s ins Plus. Und auf einmal steht man als
schwerreicher Intendant einer Sendeanstalt da.

Die Redakteure aber entscheiden, welche Filme produziert werden und welche
nicht. Dort auf den Tischen in einem Stapel Drehbücher warten vielleicht
zwei richtig fette Knaller, die nicht finanziert werden oder die mit einem
Zehntel des Budgets gedreht werden, das sie bräuchten. Und das ist schade.
Dabei gibt es sie doch, die risikobereiten, experimentierfreudigen Leute in
der Branche. Da liegt für mich die Tragik und ich hoffe auf Veränderung.
Ich finde es gut, dass dieses Modell jetzt aufgebrochen werden wird, dass
das bröckelt. Ich könnte mir vorstellen, dass da in einigen Jahren nur ein
paar Free-TV-Sender übrig sind, die Headlines durchschicken, der Rest ist
nur noch Streaming. Da gibt es sicher auch noch ein paar Überraschungen,
wer kauft am Ende wen?

Und dann sind Sie aber möglicherweise schon in Ungarn auf dem Bauernhof und
schreiben ein zweites Buch? 

Da sitz ich schon dran. Geht auch gut in Hotelzimmern.

Wie wird es heißen? 

Arbeitstitel ist: „Dienstreise“.

13 Nov 2022

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