|
Der Rostock-„Polizeiruf“ ist der bessere „Tatort“. Wenn die
„Polizeiruf“-Reihe immer noch für manche im Schatten des prominenten großen
Serienbruders steht – zumindest [1][was das Rostocker Ermittlerduo König
(Anneke Kim Sarnau) und Bukow (Charly Hübner) angeht, tut sie das zu
Unrecht.]
Drei Ebenen hat der Rostock-Krimi inzwischen, und alle funktionieren: Da
ist einmal die Beziehungskiste zwischen Bukow und König. Dass sie einander
nicht nur im Schnapssuff zugetan sind, wie in einer der vergangenen Folgen,
ist irgendwie klar. Trotzdem bleiben die beiden noch immer beim „Sie“,
obwohl es offensichtlich ist, dass es nicht mehr viel Distanz zwischen
ihnen gibt.
Was auch mit der zweiten Story zu tun hat, die sich seit einigen Episoden
schon durch die Rostock-Reihe zieht: Kommissarin König hat bei einem
früheren Fall Beweise gefälscht und damit einen Mörder ins Gefängnis
gebracht – er hatte gestanden, aber um das dem Gericht auch beweisen zu
können, musste sie nachhelfen. Jetzt sitzt der Mörder zwar im Knast, aber
König in der moralischen Klemme.
Und der Verurteilte rückt ihr zunehmend auf die Pelle, ruft sie auf dem
Handy an, will sie sehen. Nur Bukow weiß davon, der deshalb auch mit
drinhängt. Das schweißt zusammen, und die Rostocker haben ja ohnehin so
eine leicht kriminelle Anarchoattitüde, die bei Hübner und Sarnau ganz cool
rüberkommt.
Und dann ist da, als dritter Erzählstrang, auch immer noch der aktuelle
Fall. Der fällt bei manchen Krimis, wo das Duo ähnlich gut funktioniert wie
in Rostock, manchmal im Vergleich zu den anderen Erzählebenen ab. Das ist
in Rostock nicht anders. Aber dieses Mal (Regie: Christian von Castelberg;
Drehbuch: Markus Busch) bleibt man ganz gern dabei.
Da ist der so reiche wie unsympathische Schnösel Michael Norden (Tilman
Strauß), der mit einer Zeitarbeitsfirma das große Geld verdient hat – aber
offenbar noch nicht genug, denn er verzockt sich bei der Wette auf ein
Termingeschäft (alle, die nicht wissen, was das ist, [2][bekommen das von
Uwe Preuss alias Polizei-Oberchef Röder] im Dienste des
öffentlich-rechtlichen Bildungsauftrags ganz fein erklärt). Dann gibt’s
Tote, Drogen und eine tragische Mutter-Vater-Sohn-Story noch obendrauf.
Zu viel auf einmal? Och nö. Na ja, vielleicht ein bisschen. Aber das
verzeiht man den Rostockern. Sie haben einfach so viele andere spannende
Probleme!
19 Jan 2020
## LINKS
|