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Ohne Frieden ist alles nichts. Auch der Sport wird nichtig, wenn gebombt
wird. Etliche ukrainische Athleten sind in der Zeit der russischen
Aggression umgekommen, und Louis Zamperini wäre es fast auch so ergangen.
Sein Schicksal belegt, wie schnell es gehen kann, und aus einem
Mittelstreckler, der bei den Olympischen Spielen 1940 in Tokio eine
Medaille über die Meile gewinnen will, wird ein Soldat, dessen Leidenszeit
später von Hollywood verfilmt werden wird. Natürlich fielen die
Sommerspiele 1940 aus, der Zweite Weltkrieg tobte, und Louis Zamperini
sollte zwar nach [1][Japan, einem Alliierten von Nazi-Deutschland], kommen,
allerdings in ein Internierungslager.
Aber erzählen wir seine Geschichte von vorn. Louis Zamperini ist das zweite
Kind italienischer Einwanderer. Er kommt an der Ostküste der USA zur Welt,
seine Mutter ist bei der Geburt gerade mal 18 Jahre alt. Der Vater schlägt
sich mit Gelegenheitsjobs durch. Nachdem Louis mit 2 krank wird, rät ein
Arzt der Familie, in die Sonne zu ziehen. Die Zamperinis werden in
Kalifornien heimisch, in Torrance. Die Lebensumstände bleiben prekär.
Italiener sind verhasst. Während sich Louis’ großer Bruder Pete zu einem
kleinen Gentleman entwickelt, wird aus dem 20 Monate Jüngeren ein wilder,
ungebärdiger Bursche.
Er rauft, klaut, raucht schon mit 5 Zigaretten. Bei seinen kleinen
Raubzügen lernt er eines: wegzulaufen. Er befindet sich offensichtlich auf
einer verdammt schiefen Ebene, einer slippery slope. Der große Bruder ist
es, der für Louis immer wieder ein gutes Wort einlegt und aus ihm einen
Läufer macht.
Die Energie geht nun in die Beine, der große Bruder überwacht die
Transformation, gern mal als radelnder Begleiter bei Trainingsläufen. Louis
hasst die Schinderei anfangs, doch er macht enorme Fortschritte. Das Laufen
ist sein Ding. Die Meile wird seine Strecke, 1.609 Meter. „The Torrance
Tornado“ bricht etliche Rekorde auf der Highschool, später auch auf
nationaler Ebene.
## Moment des Schmerzes
1934 stellt er einen Highschool-Weltrekord auf, als er eine Meile in
4:21,20 Minuten läuft. Sein Rekord wird erst nach 20 Jahren gebrochen.
Zamperini ist nun auf dem Sprung zu Olympia 1936 in Berlin, doch er muss
auf die ungewohnten 5.000 Meter ausweichen, weil die Konkurrenz über die
Meile zu stark ist. Eben noch Striezi ohne Perspektive, befindet sich der
19-Jährige nun auf dem Dampfer „Manhattan“, um Olympionike zu werden.
Er futtert sich auf der Überfahrt etliche Kilos an, und als er im Berliner
Olympiastadion seinen ersten Auftritt im Vorlauf hat, kommt er als Fünfter
gerade so ins Finale. Er fühlt sich schwach, die Finnen sind überlegen. Im
Endlauf ist er bald auf Position 12. Doch dann sagt er sich: Was ist ein
Moment das Schmerzes gegen lebenslangen Ruhm!? Seine letzte Runde im
5.000-Meter-Rennen wird historisch. Er braucht für die 400 Meter nur 56,2
Sekunden, wird noch Achter. Zum Vergleich: Der Finne Lauri Lehtinen,
Zweiter, braucht 69,2 Sekunden.
Das Stadion, so auch Hitler, bestaunt den irren Sprint des Amis. [2][Die
Autorin Laura Hillenbrand („Unbroken“)] beschreibt nun eine Szene, die,
wenn sie sich tatsächlich so zugetragen hat, geradezu grotesk anmutet.
Zamperini klettert Richtung Tribüne, drückt Propagandaminister Joseph
Goebbels seine Kamera in die Hand, damit der ein Bild von Hitler schieße.
Hitler fragt nach, will den US-Läufer nun treffen. Es kommt wohl zum
Handschlag, und Hitler soll zu Zamperini gesagt haben: „Ah, Sie sind also
der Junge mit dem schnellen Finish!“
Der Krieg verändert Louis Zamperini, der nach 1945 wegen der Lagerqualen
nicht mehr Leistungssport treiben kann, völlig. Der einstige Raufbold
predigt Vergebung [3][in der evangelikalen Bewegung des Billy Graham].
15 Nov 2024
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