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Die Huldufólk, die „Hidden People“ der isländischen Mythologie,
hinterlassen Spuren in der Natur, von denen vielleicht gerade mal ein Hauch
die Wahrnehmung ihrer Umwelt streift. Ansonsten leben die Elfen in ihrem
eigenen Mikrokosmos. Das mag sicherer für sie sein, zu Sehen lassen sie
sich in jedem Fall nur, wenn sie möchten.
In einen eigenen Mikro-, wenn nicht Makrokosmos haben Maria und Natalia
Petschatnikov die [1][Galerie im Körnerpark] verwandelt. Eine Welt aus
Pappe weitet sich durch die gesamten Räume aus, Felsen aus Papier wandern
die Wände hoch, dazwischen locker gemalte Szenen, die Landschaften erahnen
lassen, hier und da Schafe aus Kartonfetzen. Nichts ist zu verschnörkelt,
saftiges Grün fehlt, ein paar weiße Streifen am Boden deuten eine Straße
an.
Doch das Organische überwiegt, Skelette säumen die Wege, Vergangenes trifft
auf einen Bauer, der zu Hause auf einem Schreibtischstuhl sitzt. Daneben
flattert, zunächst im Gesamtbild kaum sichtbar, eine aufgepustete
Plastiktüte über den Felsen. So wie sie hier am Platz in der Luft zu stehen
scheint, kann sie der Umwelt jedenfalls nichts anhaben, keine
Plastikkügelchen im Meer bilden, die den Fischen zusetzen. Der unsichtbare
Luftzug hält sie in der Schwebe.
## Geteilte Wahrnehmung
Zwischen Zwillingen soll es ja auch geteilte Wahrnehmungsfähigkeit und
sogar das gleichzeitige Spüren der Gefühle der anderen Person über große
Distanzen geben. Das mag ein Grund sein, warum Maria und Natalia
Petschatnikov so leicht zum Titel „Hidden People“ für ihre Ausstellung
fanden. Der zweite Grund war der erwähnte Landwirt, den die
Petschatnikov-Zwillinge während eines Aufenthalts in Westfjords in Island
kennenlernten und der von den Hidden People zu erzählen wusste. Diese
kommen und gehen, so wie die Berglandschaften, die die Schwestern in einer
Videoarbeit immer wieder von Neuem malen, nur damit sie wieder
verschwinden.
Am Ende der Landschaft läuft im Videoraum der kommunalen Galerie ein Film
zum Projekt „From Magma to Mankind“ (2020) von Egill Sæbjörnsson. Hinter
dem Vorhang schildert der Künstler seine köstlichen Überlegungen zu Magma
als neuem Urstoff, mit dem er anthropozentrische Evolutionserzählungen
umschreibt. Zum weich werden diese Gesteinsschmelzen.
19 Aug 2021
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