# taz.de -- Gewaltsame Coronaproteste: Ausschreitungen in den Niederlanden

> Die Debatte über 2G-Maßnahmen der Niederlande spitzt sich weiter zu.
> Mittendrin: die andauernden Koalitionsverhandlungen.
Amsterdam taz | Die Diskussion über 2G-Maßnahmen in den Niederlanden hat
sich am Wochenende in Gewalt entladen. In Den Haag wurden in der Nacht zum
Sonntag 19 Personen festgenommen, nachdem es in mehreren Vierteln des
Regierungssitzes zu Randalen gekommen war. Der öffentlich-rechtliche Sender
NOS spricht von Brandstiftung und Angriffen auf Polizisten mit Steinen und
schwerem Feuerwerk.

In der Provinz Limburg wurden Polizisten mit Feuerwerk beschossen, ebenso
in Urk am IJseelmeer, wo schon mehrfach gewalttätige Proteste gegen die
Coronamaßnahmen stattfanden. Begonnen hatte die Gewalt am Freitag, als eine
Anti-2G-Demonstration zu regelrechten Jagdszenen im Zentrum Rotterdams
führte. Die Polizei setzte Schusswaffen ein, drei Demonstranten liegen im
Krankenhaus.

Mitten in der vierten Coronawelle [1][befinden sich die Niederlande in
einer ähnlichen Situation wie zu Jahresbeginn]. Damals entzündeten sich
nächtelange Krawalle an der Einführung der Sperrstunde. Von gewaltsamen
Coronaprotesten sprang der Funke auf andere Gruppen über, Bilder von
Bränden und Plünderungen gingen um die Welt. Fast zeitgleich trat die
Mitte-rechts-Regierung wegen der Kinderzuschlags-Affäre zurück, bei der
Tausende Eltern wegen vermeintlichen Sozialbetrugs mit massiven
Rückzahlungsforderungen in den Ruin getrieben wurden.

Acht Monate nach den Parlamentswahlen gibt es noch immer keine neue
Regierung. Aus Mangel an Alternativen verhandelt die alte
Vier-Parteien-Koalition derzeit über eine Neuauflage. Die
Koalitionsverhandlungen sind auf brisante Weise mit der Coronakrise
verbunden: Während die nur kommissarisch tätige Regierung eigentlich
landesweit vom bisherigen 3G-Konzept auf 2G umschalten will, ist ihre
Juniorpartnerin, die calvinistische ChristenUnie, in deren Klientel es
deutlich mehr Impfgegner gibt, dagegen. Unterdessen liegt die Zahl der
Neuinfektionen auf Rekordhöhe: Im Durchschnitt sind es nun täglich knapp
20.000. Die Krankenhausbelegung ist die höchste seit vergangenen Mai.

21 Nov 2021

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Tobias Müller
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