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Amsterdam taz | Nach der dritten Nacht gewaltsamer Proteste in den
Niederlanden finden Bürgermeister der betroffenen Städte harte Worte:
„Schamlose Diebe, anders kann ich es nicht nennen“, sagte der Rotterdamer
Ahmed Aboutaleb. In der Hafenmetropole wurden am Montagabend mehrere
Geschäfte geplündert und Polizisten mit Steinen und Feuerwerk angegriffen.
Es gab allein 50 Festnahmen in der Stadt, zehn Polizisten wurden verletzt.
„Fühlt es sich gut an, die Stadt zerstört und Unternehmern der eigenen
Stadt geschadet zu haben? Fühlt es sich gut an, neben einer Tüte voll
gestohlener Gegenstände aufzuwachen?“, richtete sich Aboutaleb am Dienstag
per Videobotschaft an die Randalierer, aufgenommen am Schauplatz der Gewalt
im Stadtteil Zuid. Sein Amtskollege aus Haarlem, Jos Wienen, sagte, die
schwerwiegenden Maßnahmen zur Coronabekämpfung gäben niemand das Recht zu
Brandstiftung und Zerstörung während der Sperrstunde.
Rotterdam und Haarlem waren zwei der Städte, in denen es am Montagabend
erneut zu teilweise schweren Ausschreitungen kam. Betroffen waren auch ein
Viertel im Osten von Amsterdam, Utrecht, Veenendaal, Almelo, Amersfoort,
Den Haag und Helmond sowie das bei Aachen gelegene Grenzstädtchen Geleen.
Insgesamt nahm die Polizei 184 Personen fest. Besonders drastisch war die
Lage in Den Bosch, wo unter anderem ein Supermarkt, ein Schuhgeschäft und
ein Zeitungsladen geplündert, Schaufenster eingeschlagen und Autos zerstört
wurden. Am Dienstagmorgen fanden sich Freiwillige im Zentrum der Stadt ein,
um beim Aufräumen zu helfen.
Empörte Reaktionen gab es auch seitens Abgeordneter. „Dies ist kein
Protest, sondern die Zerstörung des eigenen Wohnorts, auf Kosten von
Sanitätern, Ladeninhabern und Polizisten. Hört auf damit!“, twitterte Bente
Becker von der Regierungspartei VVD. Premier Mark Rutte, nach dem Rücktritt
seines Kabinetts Mitte Januar kommissarisch im Amt, forderte am
Dienstagmittag nach einer Beratung mit Justizminister Ferd Grapperhaus und
dem Polizeichef Henk van Essen, die „kriminelle Gewalt“ müsse gestoppt
werden. „Die Randale hat nichts mit Protestieren oder Kämpfen für Freiheit
zu tun.“
## Unübersichtliche Gemengelage der Coronaproteste
Die Ausschreitungen fielen mit der ersten Sperrstunde in der Nacht zum
Sonntag zusammen und entstanden aus einer unübersichtlichen Gemengelage von
Coronaprotesten, die sich in den letzten Wochen ausgebreitet und
radikalisiert haben. Am Sonntag war es wie schon eine Woche zuvor auf dem
Amsterdamer Museumsplatz zu gewaltsamen Konfrontationen zwischen
Demonstrierenden und der Polizei gekommen. Zeitgleich eskalierte eine
ähnliche Kundgebung in Eindhoven und mündete in eine Welle massiver
Zerstörungen rund um den Bahnhof.
Deutlich ist, dass die aufgestaute Frustration wegen der monatelangen
Coronamaßnahmen nur ein Auslöser der Gewaltwelle war. Getragen wurde diese
vor allem von Jugendlichen und Hooligans. Justizminister Grapperhaus
kündigte für mögliche weitere Ausschreitungen ein hartes Vorgehen der
Polizei und die strenge Bestrafung von Tätern an.
Unterdessen wachsen im belgischen Grenzgebiet zu den Niederlanden Sorgen
vor einer Ausbreitung der Gewalt auf das eigene Land. Laut belgischen
Medien zirkulierten mehrere entsprechende Aufrufe in sozialen Medien. Laut
der Tageszeitung De Morgen probierte ein junger Mann am Montagabend in dem
grenznahen Ort Maasmechelen, einen Molotowcocktail gegen das Haus eines
früheren Bürgermeisters zu werfen. Die Flasche zerschellte allerdings auf
der Straße.
26 Jan 2021
## AUTOREN
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Ein Polizist auf Streife, Essenslieferanten, die auf Aufträge warten, und
Henk Oldeman, der seinen Hund ausführt: Ein Gang durch die Nacht.
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