# taz.de -- +++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Russland greift die Ukraine massiv mit Raketen an

> Das russische Militär steigert seine Luftangriffe auf Ziele in der
> Ukraine. Der deutsche Botschafter in Russland, Lambsdorff, hält
> Diskussionen über einen Waffenstillstand für verfrüht.
## Russland greift Ukraine massiv mit Raketen an

Das russische Militär hat einen massiven Luftangriff auf Ziele in der
Ukraine gestartet. In der ukrainischen Hauptstadt Kyjiw waren am Morgen
mehrere von der Flugabwehr ausgelöste Explosionen zu hören. Behördenangaben
zufolge gerieten zwei Wohnhäuser in Brand.

Explosionen wurden auch aus Saporischschja, Dnipro, Krywyj Rih und Odessa
gemeldet. Angaben der ukrainischen Luftwaffe zufolge sind Dutzende
Marschflugkörper und ballistische Raketen unter anderem durch strategische
Bomber auf Ziele im ganzen Land abgefeuert worden. Zuvor waren demnach
bereits Dutzende Kampfdrohnen von Russland eingesetzt worden.

In mehreren Gebieten wurde als Vorsichtmaßnahme der Strom abgeschaltet, um
einer eventuellen Überlastung des Netzes vorzubeugen, sollten
Energieanlagen getroffen werden. Der zuständige Minister Herman
Haluschtschenko berichtete auf Facebook von einem massiven Angriff auf das
Energiesystem der Ukraine.

Die ukrainischen Streitkräfte stehen in den kommenden Tagen und Wochen vor
einer gewaltigen Aufgabe. Während sich in der von Ukrainern besetzten
westrussischen Region Kursk eine Gegenoffensive Moskaus abzeichnet, müssen
die ukrainischen Soldaten im Osten ihres Landes am Rande des Donbass
weitere Rückschläge in Form von Gebietsverlusten hinnehmen. (dpa)

## Bericht: Nordkorea liefert schwerste Artillerie an Russland

Neben [1][Tausenden Soldaten hat Nordkorea] seinem Verbündeten Russland
einem Medienbericht zufolge nun auch schwerste Artilleriegeschütze zum
Kampf gegen die Ukraine zur Verfügung gestellt. So sollen in den
vergangenen Wochen knapp 50 schwere Haubitzen auf Selbstfahrlafetten aus
nordkoreanischer Produktion sowie knapp 20 Mehrfachraketenwerfer in
Russland eingetroffen sein, wie die „Financial Times“ unter Berufung auf
gesicherte Quellen berichtete. Nordkoreas reichweitenstärkste Geschütze
seien inzwischen in der Nähe von Kursk eingetroffen, um dort die russische
Gegenoffensive gegen eingedrungene ukrainische Einheiten zu unterstützen.
Die Haubitzen „Koksan“, die vor einigen Tagen auf einem russischen Bahnhof
gesichtet worden seien, haben eine Reichweite von bis zu 50 Kilometern.

Russland hat zur Gegenoffensive bei Kursk nach Erkenntnissen westlicher und
ukrainischer Militärexperten bereits knapp 50.000 Soldaten zusammengezogen,
unter ihnen auch über 10.000 nordkoreanische Kämpfer. Diese waren zuletzt
in Russland weiter ausgebildet und mit russischen Uniformen und Waffen
ausgestattet worden. Bei Kursk will das russische Militär Gelände
zurückerobern, das ukrainische Truppen seit dem Sommer nach einem
überraschenden Vorstoß über die Grenze besetzt halten.

Russland führt seit fast 1.000 Tagen einen Angriffskrieg gegen die Ukraine
und hält knapp 20 Prozent des Gebiets des Nachbarlandes besetzt. Diese
Gebietsgewinne wurden mit teils schweren Verlusten an Soldaten und
Waffensystemen erkauft. Moskau wurde zuletzt massiv von Nordkorea
unterstützt. (dpa)

## Selenskyj verteidigt Rückzugsstrategie im Osten

Unter dem massiven Druck der russischen Armee müssen sich die ukrainischen
Truppen bei Kurachowe im Osten der Ukraine langsam zurückziehen. Präsident
Wolodymyr Selenskyj bemühte sich in einem Radio-Interview, die
Rückzugstaktik positiv zu beleuchten. „An der Front stehen Jungs, die
müssen abgelöst werden, um sich zu erholen“, sagte er. „Doch die anderen
Brigaden, die nachrücken sollen, sind aber nicht voll ausgerüstet – sollte
man sie jetzt so zum Abschlachten an die Front werfen, wie es die Russen
tun?“ Dies sei unmöglich.

Doch die Soldaten in den vordersten Frontlinien seien schwer unter Druck,
bräuchten nach dem Bomben- und Granathagel dringend Erholung. „Sie fragen
dann, ob sie sich zurückziehen dürfen, die Militärführung erlaubt das“,
erklärte Selenskyj die Rückzüge. „Denn unsere Position ist klar – an erster
Stelle steht der Mensch, erst danach das Land.“ (dpa)

## Institut für Kriegsstudien analysiert Frontlage

Das in der US-Hauptstadt Washington ansässige Institut für Kriegsstudien
hat die aktuelle Frontlage in der Ukraine analysiert und beiden
Kriegsparteien schlechte Positionen bescheinigt. Der für die Region
zuständige Instituts-Vertreter George Barros bescheinigte den russischen
Truppen erfolgreiche Vorstöße im Osten der Ukraine, mit denen Gegenangriffe
der Ukrainer verhindert würden. „Man verliert Kriege, wenn man ständig in
der Defensive ist“, sagte er dem US-Sender CNN. Man werde in einer Ecke
festgenagelt und habe dann nur eine Menü-Auswahl schlechter Optionen.

Allerdings bestätigte Barros auch den russischen Militärs Ineffizienz. Seit
Jahresbeginn sei die russische Armee in der Ostukraine lediglich knapp 40
Kilometer vorgerückt, und das zu hohen Kosten an Soldaten und Material.
Moskau habe nach Berechnungen seines Instituts bei Pokrowsk ungefähr den
Gegenwert von fünf gepanzerten Divisionen verloren, also Hunderte von
Panzern und Schützenpanzern. „Fünf Divisionen von Panzern und
Schützenpanzern in einem Jahr zu verlieren und dabei nur 40 Kilometer
vorzurücken, da muss man schon die großen Schlachten des 21. Jahrhunderts
zum Vergleich heranziehen, eventuell auch die großen Schlachten des Zweiten
Weltkriegs“, sagte Barros. „Das ist schlicht eine wirklich schlechte
Leistung.“ (dpa)

## Polen schickt Abfangjäger in die Luft

Polen hat wegen eines massiven russischen Luftangriffs mit Raketen,
Marschflugkörpern und Drohnen auf die Ukraine Abfangjäger aufsteigen
lassen. Wie das Führungskommando der polnischen Armee in Warschau auf der
Online-Plattform X mitteilte, wurden in der Nacht zu Sonntag zudem die
Radaraufklärungssysteme und Bodenluftverteidigungssysteme in höchste
Bereitschaft versetzt. Die ergriffenen Maßnahmen zielten darauf ab, die
Sicherheit in den Grenzbereichen zu gefährdeten Gebieten in der Ukraine zu
gewährleisten, hieß es weiter.

Der Nato-Mitgliedstaat Polen lässt bei jedem größeren Angriff auf den
Westen der Ukraine Kampfjets aufsteigen. Dabei kommen wie in diesem Fall
auch regelmäßig Kampfflugzeuge von Nato-Partnern zur Unterstützung zum
Einsatz. Die Ukraine wehrt sich seit Februar 2022 gegen einen russischen
Angriffskrieg. Polen ist seit 1999 Nato-Mitglied.

Im November 2022 war es zu einem Raketeneinschlag im polnischen Przewodow
gekommen, bei dem zwei Menschen getötet wurden. Das Dorf liegt nur sechs
Kilometer von der Grenze zur Ukraine entfernt. Der Westen ging nach dem
Einschlag relativ schnell davon aus, dass dort eine ukrainische
Flugabwehrrakete niedergegangen war, die zur Verteidigung gegen Angriffe
des russischen Militärs eingesetzt wurde. Unmittelbar nach der Explosion
gab es in Medienberichten aber auch Spekulationen über eine russische
Rakete. (dpa)

## Botschafter Lambsdorff hält Diskussion über Waffenstillstand für
verfrüht

Nach Ansicht des deutschen Botschafters in Russland, Alexander Graf
Lambsdorff, ist die Zeit für Verhandlungen mit Russland über
demilitarisierte Zonen oder einen Waffenstillstand in der Ukraine noch
nicht reif. „Jetzt gerade bombardiert Russland jeden Tag die Ukraine und
wir sind deshalb leider noch nicht an dem Punkt, wo man das diskutieren
kann“, sagte Lambsdorff den Zeitungen der Funke Mediengruppe
(Sonntagsausgaben).

Er wolle keine Diskussion darüber beginnen, ob es eines Tages eine
Kontaktlinie, eine Waffenstillstandslinie oder eine demilitarisierte Zone
geben solle. „Das mögen alles Details für spätere Verhandlungen sein“,
sagte der Botschafter.

Völlig klar sei aber, dass Europa eine Rolle bei der Suche nach einer
Friedenslösung einnehmen werde. Es gehe es auch um die Sicherheit in Europa
und in Deutschland. „Das ist ein Krieg in Europa und an seiner Beendigung
wird Europa mitwirken und die Ukraine dabei weiter unterstützen“, sagte
Lambsdorff.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj strebt nach eigenen Angaben
eine Beendigung des Krieges mit Russland im kommenden Jahr „mit
diplomatischen Mitteln“ an. Kreml-Chef Wladimir Putin wolle aber „überhaupt
keinen Frieden“, sagte Selenskyj in einem am Samstag ausgestrahlten
Interview im ukrainischen Radio.

Auf die Frage nach Vorbedingungen für die Aufnahme von Verhandlungen mit
Russland sagte Selenskyj, solche Gespräche seien nur möglich, wenn die
Ukraine dabei „nicht allein mit Russland“ und in einer „starken“ Position
sei. „Wenn wir nur mit Putin reden, nur mit einem Mörder“ und die Ukraine
vorher nicht „gestärkt“ werde, könne sie in solchen Verhandlungen nur
„verlieren“, sagte Selenskyj. (afp)

17 Nov 2024

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