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Einer der jüngsten Einträge auf der Instagram-Seite der [1][Burschenschaft
Gothia] sagt viel über das Selbstverständnis der Studentenverbindung: Zu
sehen ist ein Gruppenbild von fünf Männern, vier davon unkenntlich gemacht,
in ihrer Mitte der alte und neue US-Präsident Donald Trump.
Im Beitrag dazu heiß es, der Gothia-„Bundesbruder Z.“ habe den
„deutschstämmigen“ Trump getroffen. Dieser habe in einem „langen Gespräch
großes Interesse an dem deutschen Korporationswesen und insbesondere an der
Hauptstadtburschenschaft Gothia“ gezeigt. Womöglich werde er gar ein
Grußwort oder eine Festrede zu ihrem Stiftungsfest halten – Thema:
„Wokeismus und Klimaextremismus an der Universität“.
Hier kommt fast alles zusammen, was die Gothia zu einem gefährlichen Akteur
der extrem rechten Szene macht. Toxische Männlichkeit, Konspirativität,
völkischer Nationalismus, Verbindungen zu politischen Entscheidungsträgern,
ein selbstüberhöhendes Eliten-Verständnis sowie der Kampf gegen jeden
gesellschaftlichen Fortschritt, Gleichberechtigung und
Anti-Diskriminierung.
Angesichts dieses Mindsets ist die Verknüpfung innerhalb der Gothia, die
jahrelang durch alte CDU-Seilschaften geprägt war, mit dem militanten
Flügel des deutschen Rechtsextremismus dann auch kein Wunder. Im
klüngelnden Männerbund sind die gemeinsame Ächtung von Frauen und allgemein
einer liberalen Gesellschaftsordnung eben [2][dicker als jede Brandmauer].
## Kurth als Terror-Unterstützer
Niemand steht für diesen Brückenschlag inzwischen mehr als [3][Peter
Kurth], Ex-CDU-Finanzsenator und bis Jahresanfang Vorsitzender des
Gothia-Vereins. Damals war bekannt geworden, dass er bei einem Treffen in
seiner Wohnung extreme Rechte wie den AfDler Maximilian Krah, den
Identitären Martin Sellner und den Verleger Götz Kubitschek vernetzte.
Später kam heraus: Kurth hatte schon 2019 den Aufbau eines Hausprojekts der
Identitären Bewegung unterstützt.
Im Zuge des Verbots der rechten Terrorgruppe „Sächsische Separatisten“
wurde nun eine weitere Geldgabe öffentlich – [4][100.000 Euro für ein
Hausprojekt der Terrorverdächtigen]. Den Empfänger, den
AfD-Kommunalpolitiker Peter Richter, kannte Kurth persönlich – aus
Gothia-Kreisen, denn Richter war eine Zeit lang bei deren Schülerverbindung
Iuvenis aktiv.
Es wäre abstrus, diese Verbindung als Einzelfall abzutun. Im Gegenteil
zeigt sich: Die Gothia ist ein verbindender Akteur der rechtsextremen
Szene. Kaum ein hoher Kader der Jungen Alternative in Berlin ging nicht
durch ihre Schule; kaum eine rechte Terrorzelle kommt ohne ihre
AfD-Verbindungen aus. Vor diesem Hintergrund bietet Anlass zur Sorge, dass
die Gothia eng mit einem Berliner Schießsportverein verzahnt ist und viele
Soldaten der Bundeswehr in ihren Reihen hat.
## Nicht länger rechts liegen lassen
Für die Sicherheitsbehörden, genauso wie für antifaschistische
Demokrat:innen, kann das nur bedeuten, die Burschenschaft nicht länger
rechts liegen zu lassen. Parlamentarische Anfragen zu den Aktivitäten der
Burschenschaftler blieben zuletzt ohne ergiebige Antworten, in
Verfassungsschutzberichten sucht man sie vergebens. Auch eine letzte Demo
in Zehlendorf muss sehr lange her sein.
Immerhin waren Berlins Burschenschaften nach dem aufgeflogenen
Geheimtreffen am Jahresanfang schon einmal Thema im Innenausschuss des
Abgeordnetenhauses. Damals hatte der SPD-Staatssekretär für Inneres,
Christian Hochgrebe, laut ND gesagt: „Burschenschaften spielen eine
relevante Rolle bei der Vernetzung der Szene.“ Zudem gehe der
Verfassungsschutz von einer „strategischen Zusammenarbeit“ mit
rechtsextremen Gruppen aus.
An Erkenntnis fehlt es also nicht. Nur noch an konkreten Handlungen.
15 Nov 2024
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