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Amsterdam taz | Mindestens fünf Verletzte, die im Krankenhaus behandelt
wurden, 62 Festnahmen, unbestätigte Berichte über Geiselnahmen: das Ausmaß
der Gewaltexzesse gegen Fans des israelischen Fußballclubs Maccabi Tel Aviv
ist auch am Tag danach immer noch nicht völlig deutlich.
Der Sicherheitsstab aus Bürgermeisterin, Polizeichef und Staatsanwaltschaft
spricht von einer „sehr unruhigen Nacht“, in der „an mehreren Orten in der
Stadt Anhänger belästigt und mit Feuerwerkskörpern beworfen wurden“.
Mehrmals habe die Polizei eingreifen müssen „um israelische Fans zu
beschützen und zu ihren Hotels zu begleiten“.
Die Lage eskalierte nach dem Europa League-Spiel des Maccabi- Teams gegen
Ajax Amsterdam. Bürgermeisterin Femke Halsema meldete auf Instagram, die
Angreifer seien „aktiv auf die Suche nach israelischen Fans gegangen um sie
anzugreifen und zu misshandeln“.
Dick Schoof, der niederländische Premierminister, sprach von
„Hit-and-run-Vorfällen“. Social-Media-Videos zeigen Jagdszenen im Zentrum
der Stadt, bei denen Menschen verfolgt und angegriffen werden. Ein
Verletzter, wehrlos auf dem Asphalt liegend, wird mehrfach getreten, bevor
die Täter flüchten.
Eine Maccabi-Anhängerin berichtete gegenüber dem TV-Sender NOS am Flughafen
Schiphol: „Sie sprangen auf alle, die in Gelb (der Farbe des Teams, Anm. d.
Red.) herumliefen. Menschen wurden gestochen und geschlagen. Wir
verschanzten uns in Hotels, bis es sicher war, um nach draußen zu gehen.“
Ein anderer Fan sagte dem Lokalsender AT5, er sei erst auf dem Weg vom
Bahnhof zum Hotel angegriffen worden. Er habe sich hinein retten können,
später jedoch habe „eine Gruppe“ die Lobby gestürmt, sodass die
Maccabi-Fans sich in ihre Zimmer geflüchtet hätten.
## Drei Vermisste
Das israelische Außenministerium geht von zehn Verletzten Israelis aus,
drei sollen zudem vermisst sein. Israelische Konsulatsmitarbeiter sind auf
der Suche nach ihnen, unter anderem in Krankenhäusern, so die Amsterdamer
Tageszeitung Het Parool. Berichte über Geiselnahmen oder entsprechende
Versuchen, die in der Nacht kursierten, konnte die Polizei nicht
bestätigen. Am Freitagmorgen hieß es, eine Reihe vermisster Personen sei
inzwischen gefunden worden.
Während zahlreiche Details noch unklar sind, ist offensichtlich, dass die
Angriffe nicht unvorbereitet kamen. Seit mindestens einer Woche waren in
der Stadt Plakate geklebt worden, die zu Protesten gegen das Match mit
Beteiligung eines israelischen Clubs aufriefen. Vor dem Spiel hatte die
Polizei bei einer pro-palästinensischen Demonstration in der Nähe des
Stadions eingegriffen, um die Menge nicht zur Johan-Cruijff-Arena kommen zu
lassen.
Die noch in Amsterdam verbliebenen Maccabi-Anhänger*innen sollten im
Lauf des Freitags mit El-Al-Sonderflugzeugen zurück nach Israel geflogen
werden. Unterdessen sprach der israelische Präsident Isaac Herzog von einem
„antisemitischen Pogrom“ in Amsterdam. „Dies ist ein schwerwiegender
Vorfall, ein Warnsignal für jedes Land, das die Freiheit schätzt“, so
Herzog auf X.
Während Politiker*innen wie Dick Schoof, der niederländische Premier,
oder EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen die Geschehnisse
verurteilten und ihr Entsetzen ausdrückten, brach der israelische
Außenminister Gideon Sa´ar am Freitag nach Amsterdam auf, um sich mit
seinem Amtskollegen Caspar Veldkamp zu besprechen.
Chanan Hertzberger, Vorsitzender des niederländischen Zentralen jüdischen
Beratungsorgans (CJO) sagte, die Gewaltszenen hätten „Nazi-Deutschland
nicht schlecht zu Gesicht gestanden“. Amsterdam und die Niederlande müssten
sich „zutiefst schämen, vor allem am Vorabend der Pogromnacht-Gedenkfeier“.
8 Nov 2024
## AUTOREN
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