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Hamburg taz | So behaglich sieht er auf den ersten Blick nicht aus, der
blaue Container, der in der Nähe des Barmbeker Bahnhofs in Hamburg steht.
Eingezäunt auf einer Grasfläche an einer Straßenkreuzung direkt neben den
Gleisen. Ab und an kommt aber tatsächlich eine der potenziellen
Bewohnerinnen vorbei und flattert durch eine der Luken. Der umgebaute
Seecontainer ist Hamburgs erster [1][Taubenschlag für Stadttauben].
Der steht da schon etwas länger, offiziell eingeweiht wird er nun am
Donnerstag. Das zweijährige Pilotprojekt, [2][wissenschaftlich von der
Tierärztlichen Hochschule Hannover begleitet], ist Teil einer größeren
Initiative, die Taubenschläge auch am Hauptbahnhof und am Bahnhof Altona
vorsieht.
Das „Taubenloft“, so nennt sich das Projekt, bietet auf knapp 14
Quadratmetern rund 100 Nistzellen und 75 Sitzbrettchen. Die Betreuung wird
durch das Hamburger Schwanenwesen beim Bezirksamt Nord abgedeckt. Der
Schlag soll helfen, die Taubenpopulation zu reduzieren, die Gesundheit der
Tiere zu fördern und ihre Vermehrung zu regulieren. „Wir wollen eine Lösung
finden, die sowohl den Tieren als auch den Anwohnern zugute kommt“, so
Alexander Fricke vom Bezirksamt.
## Tauben füttern unerwünscht
Bereits im September 2022 stellte die Bezirksversammlung auf Initiative von
Grünen und SPD 50.000 Euro für das Pilotprojekt zur Verfügung. Und in den
vergangenen Monaten wurden etwa 35 Tauben aus dem Tierschutz in dem Schlag
einquartiert. Sie sollen als Lockvögel dienen, um die ortsansässigen Tauben
anzuziehen. Ende Oktober wurde die Luke des Containers geöffnet.
„Davon profitieren nicht nur die Tauben, sondern auch die Menschen rund um
den Bahnhof“, sagt Simone Dornia von den Barmbeker Grünen über das Projekt.
Und Oliver Camp, Mitglied im Regionalausschuss der Grünen, sieht einen
großen Schritt in Sachen Tierschutz: „Die Tauben werden artgerecht betreut
und versorgt. Dadurch wird hoffentlich die Verschmutzung durch Taubenkot im
Bahnhofsumfeld reduziert.“
Der Container war im vergangenen Jahr zunächst auf dem Dach eines Gebäudes
am Barmbeker Bahnhof installiert worden. Wegen eines Wasserschadens musste
er jedoch wieder entfernt werden. Nun steht er etwa 50 Meter vom Bahnhof
entfernt. Um die Tiere an den neuen Standort zu gewöhnen, haben die
Projektverantwortlichen Methoden entwickelt. „Wir haben uns einer Pfeife
und Handfutter bedient, um die Tiere entsprechend zu konditionieren“, sagt
Fricke. Diese Maßnahme werde eingestellt, sobald das Taubenloft von Tieren
aus der Umgebung angenommen wird.
## Stadttauben als Haustiere
Simone Dornia appellierte an Passant*innen, Tauben im Umfeld des Bahnhofs
nicht zu füttern. „Nur so können die Tiere lernen, den Taubenschlag als
Futterquelle und sicheren Rückzugsort zu erkennen“, so die Grüne.
Tierschützer*innen wie Martina Born vom Hamburger Stadttaubenverein
weisen schon lange darauf hin, dass Stadttauben eigentlich Haustiere seien,
die auf den Menschen angewiesen sind. „Tauben legen nicht weniger Eier,
wenn sie weniger Futter bekommen“, [3][sagte sie der taz im Januar]. „Sie
werden nur krank und entkräftet, oder die Küken sterben.“ Taubenschläge, in
denen die Tiere gefüttert werden und ihre Eier legen können, seien daher
der richtige Weg. Born kümmert sich seit zehn Jahren um verletzte und
entkräftete Vögel und plädiert für das sogenannte Augsburger Modell, an dem
sich auch das Hamburger Taubenloft orientiert.
Das [4][Augsburger Modell], das dort 1995 eingeführt wurde, hat vier
Kernelemente: An strategischen Orten in der Stadt werden betreute
Taubenschläge eingerichtet. In diesen werden die von den Tauben gelegten
Eier regelmäßig durch Attrappen ersetzt, um die Vermehrung zu
kontrollieren. Die Tiere werden mit artgerechtem Futter und Wasser
versorgt, kranke Tiere werden behandelt und die Schläge regelmäßig
gereinigt und desinfiziert.
## Ähnliche Projekte im Norden
Es gibt im Norden bereits ähnliche Projekte. In Bremen wurde Ende 2023
[5][ein Taubenhaus auf dem obersten Deck einer Parkgarage in der
Innenstadt] errichtet. Die Inneneinrichtung ist allerdings immer noch nicht
fertig. Außerdem hat der Energiekonzern swb mit Unterstützung des Bremer
Tierschutzvereins ein[6][en Taubenschlag eingerichtet]. In Vegesack soll
mit der Neugestaltung des Bahnhofsvorplatzes ein Standort für einen
Taubenschlag festgelegt werden, zudem möchte das Umweltressort
Immobilienbesitzer motivieren, Standorte für Taubenschläge bereitzustellen.
Die Stadt Hannover lässt sechs Taubenschläge [7][durch das Netzwerk
Taubenrettung] betreuen. In Braunschweig gibt es einen betreuten
Taubenschlag, zwei neue sind auf dem Dach eines Einkaufszentrums geplant.
Das [8][Land Niedersachsen fördert außerdem die Errichtung von betreuten
Taubenschlägen]. Noch bis Anfang Dezember können Kommunalverwaltungen und
Tierschutzorganisationen Anträge für eine Förderung von Taubenschlägen
stellen. 80 Prozent der Gesamtkosten, maximal 15.000 Euro pro Taubenschlag,
übernimmt dann das Land.
16 Nov 2024
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