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Berlin taz | Es ist in den vergangenen Tagen vor allem ein großes Thema in
der regionalen Berichterstattung. Das Problem ist aber ein bundesweites.
Der deutsche Amateurfußball muss sich mit seiner Anfälligkeit für
Wettbetrug auseinandersetzen.
Die Vereine sind aufgeschreckt, seit die Hamburger Morgenpost (Mopo) Ende
vergangener Woche [1][eine bemerkenswerte Recherche] veröffentlichte.
Demnach deuten Indizien daraufhin, dass mindestens 17 Fußballspiele aus der
dritten Liga, zwei Regionalligen und mehreren Oberligen manipuliert worden
sind. Mit dem Rheinland, Saarland, Hessen, Hamburg sind mehrere Regionen
betroffen.
In Deutschland ist das Wetten auf Partien unterhalb der dritten Liga ebenso
wie das Anbieten solcher Wetten seit 2021 verboten, weil deren
geringverdienenden Protagonisten als erheblich anfällig für Manipulationen
identifiziert wurden. Wetten bei ausländischen Wettanbietern im Internet zu
platzieren, ist allerdings auch für Deutsche mit einer verschlüsselten
Verbindung möglich.
Bei den von der Mopo recherchierten Fällen wurde offenbar mit großem
Geschick vorgegangen. Die Zeitung berichtet von anonymen Chatverläufen, in
denen Tage vor den Spielen deren Ausgang konkret und richtig, wie sich
später herausstellen sollte, vorausgesagt wurde. Die Kommunikation soll
über Messengerdienste im Darknet erfolgt sein. Um auffällige Ausschläge bei
den Wettanbietern zu vermeiden, sollen die Daten nur einer begrenzten Zahl
an Kunden mit der Auflage übermittelt worden sein, nur begrenzte Beträge
auf die jeweiligen Voraussagen zu setzen.
Die Möglichkeit, auf sehr spezifische Ereignisse wetten zu können, wie den
Ehrentreffer des unterlegenen Teams zum 1:5 in der Schlussphase, vergrößert
auch die Möglichkeiten der Manipulation.
## Datenscouts zu 2.700 Amateurspielen
Die Amateurklubs in Deutschland halten in diesen Tagen auf ihren
Sportanlagen vermehrt nach sogenannten Datenscouts Ausschau. Menschen, die
via Smartphone oder Headset von den Amateurplätzen aktuelle
Spielinformationen weitergeben, die letztlich auf den Portalen von
ausländischen Anbietern von Livewetten eingespielt werden.
Vergangene Woche wurden die Hamburger Oberligisten Niendorfer TSV und des
TSV Sasel bei ihren Heimspielen darauf aufmerksam gemacht, dass auf ihre
Begegnungen Livewetten im Ausland geschlossen werden können. Daraufhin
machten sie auf ihren Anlagen jeweils [2][einen Datenscout] ausfindig und
erteilten diesen ein Stadionverbot. Kurz darauf konnten, wie das Hamburger
Abendblatt berichtete, keine Wetten mehr auf die beiden Spiele
abgeschlossen werden.
Wie verbreitet Datenscouts bei deutschen Amateurfußballspielen sind, deckte
Mitte August eine Recherche des Bayerischen Rundfunks auf. „In der Saison
2023/24 schickte Sportradar zu mindestens 2.700 Amateurspielen in
Deutschland sogenannte Datenscouts.“ [3][Der Tech-Konzern Sportradar], ein
Milliardenunternehmen, verdient einerseits sein Geld mit dem Verkauf von
Livedaten für Wetten auf Amateurspiele und profiliert sich andererseits mit
seiner Abteilung „Integrity Services“ als Dienstleister für kostenlose
Überwachung des Wettmarkts, um Spielmanipulation aufzuspüren.
Der Deutsche Fußball-Bund reagiert bislang noch recht verhalten auf die
neuesten Nachrichten aus dem Amateurfußball. Gegenüber der Mopo erklärte
der DFB zwar, man sei besorgt, es sei aber fraglich, „wie bei einer
vermeintlichen Manipulation exakte Ergebnisse (…) vorsätzlich bestimmt
werden konnten“.
Der Verband hat indes das Bundeskriminalamt eingeschaltet. Im Saarland
ermittelt die Polizei im Auftrag der Staatsanwaltschaft Saarbrücken wegen
eines manipulierten Fußballspiels. Das Hessische Landeskriminalamt spricht
von zwei „auffälligen“ Spiele, die „kriminalpolizeilich bewertet“ würden.
13 Sep 2024
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