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Es ist eine Ironie der Geschichte: Kaum 24 Stunden [1][nachdem Volkswagen
mitteilte], im Rahmen seines Sparprogramms Werksschließungen und
betriebsbedingte Kündigungen nicht mehr auszuschließen, begann nun endlich
der Strafprozess gegen seinen [2][Ex-Chef Martin Winterkorn]. Auch wenn
dieser die gegen ihn erhobenen Vorwürfe von sich weist, muss er sich dafür
verantworten, dass unter seiner Ägide einer der größten Skandale der
deutschen Wirtschaftsgeschichte, die massenhafte Manipulation von
Diesel-Abgaswerten, stattfand.
Dass jetzt der größte Konzern der wichtigsten deutschen Exportbranche den
Rotstift ansetzt, ist ein guter Grund für Pessimismus. Deutschland schrammt
gerade irgendwo an der Rezession herum. Ob es irgendwann mal besser wird
und die Transformation doch eines Tages zu einer Erfolgsgeschichte wird,
steht mehr denn je in den Sternen. Drohen nun auch Massenentlassungen im
großen Stil, kann die Stimmung im Land endgültig kippen.
CDU-Chef Friedrich Merz findet, dass die Autoindustrie nun die Uhr
zurückstellen sollte. Es könne sein, dass VW mit einer einseitigen
Festlegung auf die Elektromobilität einen Fehler gemacht habe, kritisierte
er das Management. Doch gerade der Fall Volkswagen zeigt, dass das
Gegenteil der Fall ist, dass die Autobranche viel zu lange aufs falsche
Pferd gesetzt hat.
Statt kleine, umweltfreundliche Autos zu entwickeln, steckten die
Wolfsburger Autobauer jahrelange ihre Energie in die [3][Konstruktion
illegaler Abschalteinrichtungen,] um die Stickoxid-Emissionswerte nach
unten zu manipulieren. 2015 deckten US-Behörden diesen Skandal auf. Vom
Imageschaden abgesehen, kostete dies Volkswagen einen zweistelligen
Milliardenbetrag an Bußgeld- und Schadenersatzzahlungen. Geld, das in die
Entwicklung von kleinen Elektromodellen sinnvoller investiert wäre.
## Falsche Prioritäten
Gelernt hat die Wolfsburger Chefetage offenbar trotzdem nichts aus dem
Skandal. Statt Probleme bei der Software-Sicherheit zu beheben, stellte der
Autobauer den beliebten VW-Kleinstwagen „up!“ Ende vergangenen Jahres ein.
Dabei schaffte es die Elektroversion 2021 noch mit knapp 31.000 verkauften
Exemplaren auf Platz zwei der beliebtesten E-Autos in Deutschland.
VW hat also weniger ein Kosten-, sondern vielmehr ein Produktproblem.
Trotzdem will das Management bei den Beschäftigten sparen und in Massen
entlassen. Dafür ist [4][Volkswagen-Chef Oliver Blume] mit einem
Jahresgehalt von zuletzt mehr als zehn Millionen Euro der am besten
bezahlte Manager Deutschlands. Noch ein Fehler.
4 Sep 2024
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