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Berlin taz | Das Deutschlandticket wird im nächsten Jahr teurer – wie sehr
der Preis steigt, ist allerdings nach wie vor unklar. „Die
Verkehrsministerinnen und Verkehrsminister der Länder sind sich einig, dass
es im Jahr 2025 eine Erhöhung des Ticketpreises geben wird“, sagte
Nordrhein-Westfalens Ressortchef Oliver Krischer (Grüne) nach einer
Sonderkonferenz der Landesverkehrsminister:innen in Düsseldorf.
Die Details der Preiserhöhung wollen Krischer und seine Kolleg:innen auf
ihrer nächsten regulären Konferenz im Herbst klären. 2024 werde der Preis
nicht steigen, [1][sagte der NRW-Verkehrsminister], „es wird bei dem Preis
für 49 Euro bleiben“. Zumindest, wenn der Bund das bereits zugesagte
Restgeld aus dem Jahr 2023 auf dieses Jahr überträgt.
Dafür ist eine Änderung des Regionalisierungsgesetzes nötig, das die
Finanzierung des Nahverkehrs in den Bundesländern regelt. Das
Bundeskabinett will sich damit kommende Woche befassen, sagte ein Sprecher
von Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP).
Seit Monaten stand im Raum, dass das 49-Euro-Ticket ab 2025 mehr kosten
würde. „Damit zerstört die Bundesregierung eines ihrer erfolgreichsten
Projekte selbst“, kritisiert Bernd Riexinger, verkehrspolitischer Sprecher
der Linken im Bundestag. Wenn mehr Leute vom Auto auf klimafreundliche
Verkehrsmittel wie Bus und Bahn umsteigen sollen, müsse der Preis für das
Deutschlandticket sinken.
## Mehr Autos – aber weniger Autoverkehr
Bisher konnte das Deutschlandticket laut einer neuen Analyse immerhin
einige Reisende und Pendler:innen von der Straße in den Nahverkehr
holen. In Deutschland gab es 2023 84,7 Millionen Menschen und 49 Millionen
zugelassene Autos – so viele wie nie zuvor. Trotzdem sei auf deutschen
Straßen weniger Verkehr gewesen als 2019, vor dem Beginn der
Coronapandemie. Ein Grund: die Einführung des 49-Euro-Tickets.
Das steht in dem Papier, das die Denkfabrik Agora Verkehrswende am Montag
veröffentlicht hat. Die Analyse beruht auf einem Gutachten der
Beratungsfirma KCW, die dafür Daten zum Verkehr auf Autobahnen und
Bundesstraßen, zum öffentlichen Nah- und Fernverkehr, zum Rad- und
Autoverkehr in einzelnen Städten ausgewertet hat.
Abgesehen vom Deutschlandticket habe vermutlich [2][das Homeoffice dazu
geführt], dass auf den Straßen weniger los war. Auf Autobahnen seien im
letzten Jahr zum Beispiel 7 Prozent weniger Pkws unterwegs gewesen als
2019. In Großstädten wie Berlin, Hamburg und München habe die
Verkehrsleistung teilweise noch deutlicher unter dem Vor-Corona-Niveau
gelegen.
„Die Verkehrsdaten bringen einen weit verbreiteten Glaubenssatz der
Verkehrspolitik ins Wanken“, sagt Wiebke Zimmer, stellvertretende
Direktorin von Agora Verkehrswende. „Trotz leicht steigender
Bevölkerungszahlen und einem stetig wachsenden Pkw-Bestand hat der
Autoverkehr gegenüber 2019 abgenommen.“ Verkehrswachstum sei also „kein
Naturgesetz“, betont Zimmer.
## Wie viel Geld bekommen Bahn und Autobahn?
Das Bundesverkehrsministerium rechnet in seiner aktuellen Planung für die
Verkehrsinfrastruktur damit, dass der Autoverkehr bis 2030 deutlich
zunimmt. Umweltverbände kritisieren immer wieder, dass das Haus unter
Volker Wissing mit dieser Rechnung Investitionen in neue Straßen
rechtfertigt.
Im sogenannten Bundesverkehrswegeplan 2030 wird argumentiert: Wenn mehr
Pkws fahren, würden die Straßen zu voll, [3][deshalb brauche es neue
Straßen]. 133 Milliarden sind dort deshalb für Straßenprojekte veranschlagt
– und nur 112 Milliarden Euro für die Schiene.
Um marode Gleise und heruntergekommene Bahnhöfe zu sanieren, wollte die
Bundesregierung immerhin schon in diesem Jahr mehr Geld in die
Bahninfrastruktur stecken als je zuvor. Welche Summen jetzt tatsächlich in
die Bahn und in das deutsche Straßennetz fließen, ist unklar. In der
vergangenen Woche einigte sich die Ampelkoalition auf einen Bundeshaushalt
für das Jahr 2025.
[4][Eine Mitteilung der Bundesregierung] anlässlich der Einigung verspricht
Investitionen in Schiene, Straße, Nahverkehr und digitale Infrastruktur.
Innerhalb von vier Wochen soll geprüft werden, ob die Deutsche Bahn das
zugesagte Geld über Darlehen bekommen könnte. Das Gleiche gilt für die
bundeseigene Autobahn GmbH.
## Schiene soll Vorrang haben
Laut der Analyse von Agora Verkehrswende müsse der Trend, dass die Menschen
in Deutschland 2023 weniger Auto gefahren sind, nun politisch beschleunigt
werden. „Knappe Haushaltsmittel für Verkehrsinfrastruktur sollten vorrangig
in Verbesserungen des Schienenverkehrs investiert werden“, heißt es dort.
Es brauche ein größeres und besseres Angebot im öffentlichen Verkehr,
fordert Philine Gaffron, Agora-Projektleiterin für Städtische Mobilität.
Das Deutschlandticket habe dazu beigetragen, dass im letzten Jahr mehr
Strecken mit der Regionalbahn [5][oder dem Fernzug] zurückgelegt wurden als
2019. Die Zahl der Fahrgäste im öffentlichen Verkehr habe jedoch unter dem
Niveau vor der Pandemie gelegen – weniger Menschen legten also längere
Strecken zurück.
8 Jul 2024
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