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Hamburg taz | Der fürchterliche Schreck, bei einer Kontrolle ohne
Fahrschein erwischt zu werden, dass könnte für [1][Hamburgs Jugend] bald
der Vergangenheit angehören. Denn die Fraktionen von SPD und Grünen wollen
am 10. April in der Bürgerschaft mit ihrer Mehrheit einen [2][Antrag für
ein kostenloses Schülerticket] verabschieden, das zugleich als
Deutschlandticket gültig ist. Zum neuen Schuljahr, voraussichtlich zum 1.
September, wird es eingeführt.
„Die Schüler können sich ihre Schulbescheinigung abholen und sie beim HVV
hochladen. Dann bekommen sie ihr Deutschlandticket per Post zugeschickt“,
erläutert die grüne Verkehrspolitikerin Rosa Domm. „Wir freuen uns total,
dass wir dieses Angebot machen können“, sagt sie. „Es ist ein großer
Schritt für die Kinder und Jugendlichen selbst und ermöglicht [3][Teilhabe
am Leben].“
Noch ist das Vorhaben nicht beschlossen. Aber auch Hamburgs Finanzsenator
Andreas Dressel (SPD) sagt: „Wir sind sehr zuversichtlich, dass ein Start
eines kostenlosen Schülertickets in dem nächsten Schuljahr 2024/25
gelingt.“ Der Hamburger Senat arbeite dazu bereits behördenübergreifend und
mit seinen Verkehrsunternehmen zusammen. Er freue sich über den Antrag der
Regierungsfraktionen. „Der gibt uns den entsprechenden Rückenwind dafür.“
Genau genommen stand das Versprechen eines kostenlosen Schülertickets schon
2020 im Wahlprogramm der Hamburg-SPD und als schrittweise zu erreichendes
Ziel im rot-grünen Koalitionsvertrag. Die Koalition muss sich fast ein
bisschen beeilen, um dieses noch rechtzeitig vor der nächsten Hamburg-Wahl
am 2. März 2025 umzusetzen. „Wir haben kostenlosen HVV für Schüler
versprochen, dabei bleibt es auch“, sagt der SPD-Verkehrspolitiker Ole
Thorben Buschhüter.
## Mehrkosten von 30 Millionen
In einem ersten Schritt hatte die Stadtregierung zum August 2021 das alte
Schülerticket von einst stattlichen 42,50 Euro im Monat auf 30 Euro
vergünstigt. Mit der Einführung des bundesweiten, im Nah- und
Regionalverkehr gültigen 49-Euro-Deutschlandtickets [4][tat sie den zweiten
Schritt] und bezuschusste den Preis für Schüler im Mai 2023 mit 30 Euro.
Aktuell kostet ein [5][Schülermonatsticket daher 19 Euro].
Nun gehe es darum, das Nulltarif-Versprechen umzusetzen und mit der Zeit zu
gehen, sagen Domm und Buschhüter. Und da es inzwischen das
Deutschlandticket gibt und viele Eltern es nutzten, sei es sinnvoll, es
auch den Schülern zu geben, zumal ein Teil der Kosten vom Bund getragen
wird.
Buschhüter rechnet mit zusätzlichen Kosten von etwa 30 Millionen Euro im
Jahr. Finanzsenator Dressel sagt, die Kosten hingen maßgeblich davon ab,
wie viele das Ticket beantragten. Würden alle Schüler von dem Angebot
Gebrauch machen, lägen die Mehrkosten für die Stadt im Vergleich zum Status
quo „allein in diesem Jahr von August bis Dezember bei schätzungsweise 15
Millionen Euro“.
Buschhüter spricht von einer „großen familienpolitischen Entscheidung“. Da
Schüler von sich aus kein Einkommen haben, sei es richtig, dass diese
Gruppe die Mobilität zum Nulltarif erhalte. Zum Thema Schwarzfahren sagt
er, Schüler müssten das Ticket auch in Zukunft bei sich haben und vorzeigen
können. Rosa Domm spricht von einem „zentralen Puzzleteil“ der
Mobilitätswende. Das Gratis-Ticket solle junge Menschen frühzeitig von Bus
und Bahn überzeugen.
Die Linken-Verkehrspolitikerin Heike Sudmann sagt: „Es freut mich, dass
hier Bewegung kommt.“ Der Antrag hätte aber auch schon früher kommen
können. Zudem sollte es den Nulltarif ihrer Meinung nach [6][für alle
Bedürftigen] geben.
Hamburg scheint bei den Schülerkarten bundesweit Vorreiter zu werden. Die
beiden norddeutschen Nachbarn planen kleinere Schritte. In
Schleswig-Holstein soll es für Schüler ein „Bildungsticket“ für 29 Euro in
Verbindung mit dem Deutschlandticket geben, das [7][ursprünglich mal für
den 1. April angekündigt] war, aber verschoben wurde.
Land und Kommunen hätten sich „grundsätzlich über die Finanzierung eines
landesweiten Bildungstickets geeinigt“, versichert der Sprecher des
Wirtschaftsministeriums, Harald Haase. Die Umsetzung liege jedoch in der
Verantwortung der Kreise und kreisfreien Städte Schleswig-Holsteins, die
den 1. August anstrebten. Doch aufgrund des „hohen Abstimmungsbedarfs und
weitgehend ausgelasteter technischer Dienstleister“ gebe es leider noch
keinen konkreten Starttermin für das landesweite Bildungsticket.
Auch in Niedersachsen, wo es bisher regional gültige Schüler- und
Azubi-Tickets gibt, plant die Landesregierung ein auf 29 Euro vergünstigtes
Deutschlandticket für junge Nutzer, kann aber noch kein Einführungsdatum
nennen.
3 Apr 2024
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