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Bremen taz | Es ist ein eher leiser Rückzug, typisch für Carsten Sieling
(SPD). Aber manch einer, gerade außerhalb Bremens, hat ihn vielleicht auch
schon ein bisschen vergessen. Wenn 2023 hier ein neuer Landtag gewählt
wird, tritt der Ex-Bürgermeister nicht erneut an.
In Bremen hat der Sozialdemokrat alles erreicht, was man erreichen kann: Er
war Landesvorsitzender, Fraktionsvorsitzender in der Bremischen
Bürgerschaft, Bundestagsabgeordneter und schließlich, 2015 bis 2019,
Bürgermeister. Damals als Nachfolger von Jens Böhrnsen, der aber die Wahl
verlor und zurücktreten musste.
Genau so ging es dann auch Carsten Sieling: Nach über 70 Jahren wurde die
CDU bei der Bürgerschaftswahl 2019 erstmals stärkste Kraft in Bremen: Mit
26,7 Prozent der Stimmen hatte sie die SPD überholt, die nach einem Verlust
von fast acht Prozentpunkten nur noch auf 24,9 Prozent der Stimmen gekommen
war.
Den Bürgermeister dürfen die Sozis seither nur noch stellen, weil die
Grünen sich für [1][rot-grün-rot] und gegen FDP und CDU entschieden hatten.
Er heißt jetzt [2][Andreas Bovenschulte], mit ihm sitzt die SPD wieder fest
im Sattel. Das liegt auch daran, dass er landesväterlicher ist, als es
Sieling je sein konnte. Und für einen Bremer Bürgermeister ist das seit
jeher eine der wichtigsten Qualifikationen.
## Heute ist er einfacher Abgeordneter
Sieling sitzt heute als einfacher Abgeordneter ohne Sprecherfunktion im
Parlament, war zuletzt Co-Vorsitzender der [3][Enquetekommission zum
Klimaschutz]. Er wolle „von hinten stützen“, wie er sagt, „in dienender
Funktion“. Dass er 2023 nach fast 30 Jahren nun nicht mehr hauptberuflich
Politik machen will, stand für ihn aber schon 2019 fest, sagt er.
Der 63-Jährige kehrte zuletzt noch mal zur [4][Arbeitnehmerkammer] zurück,
wo er mit seinen Kontakten die Geschäftsführung insbesondere bei der
Vertretung auf bundespolitischer Ebene unterstützen und der Institution zu
mehr Sichtbarkeit verhelfen soll. Ein vorzeitiger Ruhestand sei für ihn
„keine Option“ gewesen.
Programmatisch gehört Sieling wie [5][Bovenschulte] klar zum linken Flügel
der SPD, bis 2015 war er [6][Sprecher der Parlamentarischen Linken] der
SPD-Bundestagsfraktion, wo der auf dem zweiten Bildungsweg studierte und
später promovierte Ökonom als versierter Kenner der Steuer- und
Finanzpolitik aufgefallen war.
Die Konsolidierung des Bremer Haushalts ist aus seiner Sicht sein „größter,
nachhaltigster politischer Erfolg“. 2025 will Sieling dann in Rente gehen,
und, na ja, vielleicht noch etwas Politikberatung machen. Aber sicher nicht
noch mal Landesvorsitzender der SPD werden.
9 Aug 2022
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