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Hamburg taz | In München einsteigen, zu Abend essen, dann ins Bett – und
morgens nach dem Aufstehen ausgeruht in Rom frühstücken: Das ist möglich
mit einer Nachtzugverbindung der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB).
Immerhin 14 europäische Städte verbinden die ÖBB mit Schlafwagenzügen – die
Deutsche Bahn dagegen hat [1][kein einziges solches Angebot].
Die ÖBB investieren in den Ausbau der Verbindungen mit Schlafwagen.
„Nachtzüge müssen innerhalb der Infrastruktur priorisiert werden“, sagte
Sven Pöllauer, ÖBB-Beauftragter für den Auslandsverkehr, auf der Konferenz
„Die Zukunft der Nachtzüge“ in Hamburg. Sie wurde von dem europäischen
Netzwerk „Back on track“ initiiert, das klimafreundliche Mobilitätsangebote
als Alternative zum Fliegen fordert.
Im Zuge der Klimadebatte werden Flüge wegen der Umweltbelastung immer
kritischer gesehen, vor allem die innerhalb Europas. Doch der
grenzüberschreitende Bahnverkehr wird gegenüber [2][dem Flugverkehr bei
Steuern und Abgaben stark benachteiligt]. Deshalb ist Bahnfahren
vergleichsweise teuer. Trotzdem ist die Nachfrage nach Nachtzügen groß.
Nach Angaben von Pöllauer wurden bereits 12.000 Flüge durch die
Nachtverbindungen der ÖBB innerhalb der Europäischen Union ersetzt. Das
seien 5 Prozent der Flugbewegungen am Wiener Flughafen. Um die steigende
Nachfrage nach Nachtverbindungen bewältigen zu können, schaffen die ÖBB in
den kommenden drei Jahren 13 neue Züge für 230 Millionen Euro an.
Neben dem Preis spielt der Komfort eine große Rolle. „Besonders bei
beruflichen Reisen ist der Komfort wichtig“, sagte Pöllauer. Die ÖBB plant
bis 2020 eine Verbesserung der Abteile und der einzelnen Schlafkabinen,
kündigte er an. Dafür investiere die Eisenbahngesellschaft 20 Millionen
Euro.
## Mehr Verbindungen zwischen europäischen Städten
In der Schweiz gibt es derzeit vier Nachtzugverbindungen der ÖBB, dazu
kommt der „Euronight Kálmán Imre“ von München und Zürich nach Budapest.
Greta Stieger von der Kampagne „Zug statt Flug“ der verkehrspolitischen
Umweltorganisation Umverkehr fordert eine Flugticketabgabe (FTA) nach dem
Verursacherprinzip: Die Passagiere der Luftfahrt sollen für die
Klimaauswirkungen, die sie selbst verursachen, auch zahlen. Der Schweizer
Nationalrat stimmte vergangene Woche der Einführung zu, im Dezember
vergangenen Jahres wurde sie noch abgelehnt. Die Schweizerischen
Bundesbahnen (SBB) wollen mit den ÖBB weitere europäische Städte durch
Nightjets verbinden.
Die Angebote zwischen Zürich und Prag, auf der derzeit nur ein
Schlafwagenangebot existiert, sollen mithilfe der tschechischen Bahn
erweitert werden. Ab Ende 2020 wollen die SBB zwischen Zürich, Bregenz und
München sechs Verbindungen pro Tag schaffen, bestehende sollen ausgebaut
werden. Sie haben aufgrund der hohen Nachfrage bereits ihre
Kapazitätsgrenzen erreicht.
Neue Reiseziele hat der ÖBB schon gesetzt: Ab Januar nächsten Jahres
erreichen Fahrgäste auch Brüssel mit Nightjets, 2022 folgt Amsterdam.
Brüssel ist innerhalb der EU ein wichtiger Standort, immerhin müssen viele
Abgeordnete, Mitarbeiter und Lobbyisten dorthin pendeln. Künftig soll das
im Nachtzug von Wien nach Brüssel statt im Flieger geschehen können. Mehr
wird auf der Pressekonferenz am kommenden Mittwoch zu den neuen Fahrplänen
bekannt gegeben.
An der Deutschen Bahn geht der Trend bislang komplett vorbei. 2016
[3][stellte sie ihre „City Night Line“ein]. Die ÖBB übernahm damals nur die
Hälfte der Strecken. Gemeinsam mit den SBB und den ÖBB will sie jetzt
mögliche Verbindungen immerhin prüfen.
20 Oct 2019
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