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Berlin taz | Die [1][Austrittswelle bei der Grünen Jugend] hat nun auch den
[2][Berliner Landesverband erreicht]. Drei bisherige Vorstandsmitglieder –
der bisherige Co-Sprecher Anton Zagolla, die Beisitzerin Lisbeth Ritterhoff
und die politische Geschäftsführerin Kira Wesbuer – verkündeten zur
Mitgliederversammlung der Grünen Jugend Berlin am Wochenende ihren Austritt
aus Jugendverband und Partei.
In einem Statement, das von der Austritts-Kampagnenseite „Zeit für was
Neues“ veröffentlicht wurde, kritisieren sie die Partei, die lediglich für
„kleine Reformen“ stünde: „Wir hingegen wollen eine Politik mit klarem
Klassenstandpunkt, die die großen Ungerechtigkeiten unserer Zeit angeht und
sich in der gesellschaftlichen Linken verortet.“ Auf Anfrage der taz wollte
sich Zagolla, der noch im Mai die Gastrede der Grünen Jugend auf dem
Berliner Landesparteitag der Grünen hielt, nicht zu den weiteren Motiven
äußern. Eine entsprechende Erklärung soll am Dienstag folgen.
Fest steht, dass sich Zagolla und seine Mitstreiterinnen jener Kampagne
anschließen, die vor knapp anderthalb Wochen mit dem gemeinsamen Austritt
des Bundesvorstands der Grünen Jugend angestoßen wurde und – so die
Sprachregelung – [3][zur Gründung eines unabhängigen linken Jugendverbandes
führen soll].
Diesem Schritt hatten sich in den vergangenen Tagen Verbandsfunktionäre aus
fast allen Bundesländern angeschlossen. So waren vor einer Woche auch vier
Mitglieder des Vorstands der Grünen Jugend Brandenburg zurück- und
ausgetreten, darunter die beiden Vorsitzenden.
## Linker Teil der Partei
Zagollas bisherige Co-Sprecherin im Vorstand der Berliner Grünen Jugend,
Leonie Wingerath, ließ sich bei der Mitgliederversammlung am Wochenende in
ihrem Amt bestätigen. Der taz sagte sie: „Ich bin der Überzeugung, dass wir
als linker Jugendverband in der Partei unersetzlich sind und unseren
Einfluss nicht aufgeben dürfen.“ Der Kontakt in den eher links tickenden
Grünen-Landesverband sei eng, die „Wirkungsmacht“ der Grünen Jugend groß.
Von der vom Bundesvorstand angestoßenen Austrittswelle sei man in Berlin
überrascht worden, so Wingerath. Im Landesvorstand habe der Schritt
Diskussionen ausgelöst. Dass nun unterschiedliche Wege gegangen werden,
„bedauere“ sie. Gleichwohl ginge man nicht im Streit; die drei wurden
ordnungsgemäß verabschiedet. Wingerath sagt: „Sie haben tolle Arbeit
geleistet.“
Für die Grüne Jugend Berlin sei der Austritt „dreier gut ausgebildeter
Leute ein Verlust“, so Wingerath. Wie groß das Problem für den 1.300
Mitglieder starken Verband werden wird, entscheide sich aber daran, wie
viele Mitglieder aus der Basis folgen werden. Dies sei bislang nicht
abzuschätzen. Für die Bundespartei könne der Austritt vieler
Nachwuchs-Grüner zu einer Schwächung führen. Wingerath fordert daher: „Der
linke Flügel muss nun stark für einen linken Kurs auf Bundesebene kämpfen,
um die hadernden Leute noch zu halten“.
Im Lager der Realos sieht man die Austritte dann auch gelassen. Die
Bundestagsabgeordnete Renate Künast hatte kürzlich erklärt: „Da wundere ich
mich nicht und da weine ich auch nicht.“ Der Vorstand der Grünen Jugend sei
„nicht realitätstauglich“ gewesen und habe „einen Klassensystem-Sozialismus
aufbauen“ wollen.
7 Oct 2024
## LINKS
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