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Dafür, dass Menschen ziemlich oft blöde Dinge tun, sind wir sehr überzeugt
von unserem Status als intelligenteste aller Spezies. Dass Ziegen abstrakte
Symbole verstehen, Delfine sich mit Namen ansprechen oder Schimpansen sich
Zahlenreihen schneller merken als Student*innen – bevor wir es wussten,
hielten wir es für unmöglich. Dieses Mal betrifft es Pferde. Eine Spezies,
von der sich selbst die Wissenschaft lange sicher war, dass ihr beim
Im-Kreis-Traben nicht viel mehr durch den Kopf geht als Karotten.
## Die Studie
Die [1][britische Studie] stellte 20 Pferde vor die Herausforderung, die
Regeln eines Futterautomaten zu verstehen. Diese lautet: Leuchtet neben dem
Automaten ein Licht auf, kommt kein Futter raus. Erst wenn das Licht
erlischt, rieseln die Leckerlis auf Knopfdruck. Die Pferde schienen für
diesen Mechanismus nicht sehr empfänglich zu sein. Völlig unbeeindruckt von
dem Licht drückten sie weiter auf den Futterknopf. Ha! Könnte man jetzt
sagen. Pferde sind offenbar zu doof für Ampeln.
Das wäre allerdings voreilig. Die Forschenden führten noch eine Bedingung
ein: negative Konsequenzen. Wenn die Pferde auf den Futterknopf drückten,
während das Licht leuchtete, verloren sie über einen kurzen Zeitraum jede
Chance, mit dem Futterspender zu spielen. Sofort hörten die Vierbeiner mit
dem unnützen Drücken auf. Offenbar sind Pferde durchaus in der Lage,
komplexe Zusammenhänge zwischen ihrem eigenen Verhalten, Ampelschaltungen
und einer Futterklappe zu verstehen. Nur: Solange ihnen daraus kein
Nachteil entsteht, lassen sie es gerne darauf ankommen.
## Was bringt’s
Erst mal einen Sieg für [2][die Pferde]: Sie verstehen menschliche
Vorgaben, sie ignorieren sie nur, wenn sie vernachlässigbar sind. Was
vielleicht eine ganz eigene Form von Intelligenz ist. Denn im Gegensatz zu
Pferden befolgen Menschen Regeln, auch wenn sie nicht zielführend sind. Das
zeigt sich schon bei Kleinkindern, wenn sie neue Spielgeräte ausprobieren –
und dabei jeden Vorführschritt der Erwachsenen genau nachmachen:
einschließlich des Händeklatschens, das es zum Funktionieren des
Murmelautomaten streng genommen gar nicht braucht. Pferden würde so etwas
wohl nicht einfallen. Die Ergebnisse sind also auch eine gute Mahnung,
menschliches Verhalten nicht zum Maßstab aller Beobachtung zu machen.
Dabei treffen Menschen, wie Pferde, natürlich auch Kosten-Abwägungen.
Manchmal gehen sie mit sozialen Abwägungen Hand in Hand. Das zeigt sich
schon daran, dass auch wir uns eher an [3][rote Ampeln] halten, wenn uns
mit dem Auto ein höheres Bußgeld und ein Punkt in Flensburg drohen. Oder
aber, wenn zwei Omas auf der anderen Straßenseite zuschauen. Das Parken auf
dem Gehweg ist dagegen oft sozial akzeptiert und so selten mit Bußgeld
belegt, dass sich keine Verhaltensänderung einstellt.
26 Aug 2024
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