|
Paris hat es einfach allen angetan, die sich an diesem Freitagvormittag in
der Botschaft des deutschen Sports bei den Olympischen Spielen versammelt
haben. Der Deutsche Olympische Sportbund hatte ins Deutsche Haus geladen,
um die Welt auf Stand zu bringen, was die Bemühungen angeht, mal wieder
Olympische Sommerspiele nach Deutschland zu holen.
Die Stimmung war bestens bei Thomas Weikert, dem DOSB-Präsidenten, bei
Torsten Burmester, dem Vostandsvorsitzenden des Verbands und bei Nancy
Faeser, der Bundesministerin für Inneres und Heimat. Die war nach Paris
gekommen, um eine Erklärung zu unterzeichnen, mit der die Bundesregierung
ihre Unterstützung für eine Olympiabewerbung offiziell beurkundet.
Hach, diese Pariser Spiele, sind sie nicht schön? So etwas will Deutschland
endlich auch mal wieder haben. Die Bilder aus den stimmungsvollen Arenen
haben Eindruck gemacht. Auch bei Lukas Märtens, dem Olympiasieger über 400
Meter Freistil. Der war in der Halle, als Frankreichs Wunderschwimmer Léon
Marchand – getragen von einem in einer Schwimmhalle nie gehörten Lärm – zu
drei Goldmedaillen geschwommen ist. Schön wäre es, so etwas auch mal in
Deutschland zu erleben, bei einer WM oder gar bei Olympischen Spielen,
sagte er am Freitag in Paris.
Es wird geträumt im Deutschen Haus, das gar kein Haus ist, sondern ein
riesiges Stadion in unmittelbarer Nachbarschaft zum brutalistischen
Fußballtempel Parc des Princes. Die Wahl dieses fast schon protzigen
Standorts könnte ein Zeichen an die Sportwelt sein. Die Deutschen wollen es
wissen. Diese Deutschen? Die haben doch bei Referenden die Spiele immer
niedergestimmt.
## Bunte Bewerbungsprosa
Die Mehrheit der Leute, die abgestimmt haben, wollten keine Winterspiele in
München und keine Sommerspiele in Hamburg. Warum das jetzt anders sein
soll? „Weil die Bundesregierung dahintersteht“, sagte Nancy Faeser und
verwies auf den einstimmigen Kabinettsbeschluss zu einer Olympiabewerbung.
Und [1][DOSB-Chef Thomas Weikert] ergänzte, auch die größte
Oppositionsfraktion im Bundestag, die CDU/CSU, sehe eine Bewerbung positiv.
„Heißt: ganz Deutschland steht hinter einer möglichen Bewerbung“, so
Weikert.
Am Ende schritt Nacy Faeser zur Unterzeichnung eines sogenannten
Memorandums of Understanding. Auf das hatten sich schon der DOSB, die
möglichen Ausrichterstädte Berlin, Düsseldorf, Hamburg, Leipzig und München
sowie die Bundesländer Nordrhein-Westfalen und Bayern geeinigt. Wichtig
dabei sind vor allem Finanzierungszusagen: 7 Millionen Euro stehen für die
Bewerbung jetzt zur Verfügung, mit der hauptamtliche Bewerber beschäftigt
oder Machbarkeitsstudien in Auftrag gegeben werden können.
All das, damit am Ende alles wieder niedergestimmt wird? Zwar ist in der
vorliegenden Bewerbungsprosa viel von Bürgerbeteiligung die Rede. Doch, so
machte Torsten Burmester klar, dabei gehe es vor allem darum, die Bürger
gleich von Anfang an mitzunehmen, nicht um eine Abstimmung am Ende. Da wäre
es ganz gut, wenn das Interesse der Leute in Deutschland größer wäre als
bei den [2][Diskussionsveranstaltungen unter dem Motto „Deine Idee, deine
Spiele“], die in den vergangenen Jahren weitgehend ignoriert von der
Öffentlichkeit durch mögliche Bewerberstädte getourt ist. Aber vielleicht
haben die Bilder aus Paris da wirklich etwas in Bewegung gebracht.
Die Leute sollen jedenfalls das Gefühl haben, sie hätten einen Mehrwert von
Olympischen Spielen, so wie jetzt die Menschen im elenden Norden von Paris,
wo aus dem Olympischen Dorf von Saint-Denis Sozialwohnungen und
Studentenwohnheime werden sollen. Ach ja, auch fur „unseren Zusammenhalt“
sollen die Spiele gut sein und für den Frieden, klar. Und während der DOSB
nichts dagegen hätte, wenn Olympia schon 2036 nach Deutschland käme,
bevorzugt die Bundesregierung eine Bewerbung für 2040. „Da feiern wir 50
Jahre deutsche Einheit“, so Faeser. Das stehe für Demokratie und Freiheit,
für die Kraft der Demokratie in Europa, „wo die ganze Welt sagen könnte:
jawoll“.
Jetzt müssen die Bewerber erst mal das IOC von ihren Plänen überzeugen. Zu
denen gehört es, dass kein neues Reitstadion errichtet wird und keine neue
Wildwasserstrecke. Nachhaltigkeit war ein Wort, das sehr oft gefallen ist
an diesem Vormittag. Und sie müssen sich für einen zentralen Austragungsort
entscheiden. Wenn Deutschland doch bloß auch eine Stadt hätte, die alle
lieben, so wie Paris! Es wird schwer. Nancy Faeser jedenfalls wird genauso
wie Bundesfinanzminister Christian Lindner dabei sein, wenn der DOSB die
ersten Gespräche mit dem IOC an dessen Sitz in Lausanne führen wird.
Vielleicht hilft’s ja was.
2 Aug 2024
## LINKS
|