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Wer bei diesen olympischen Sommerspielen Kanu-Cross in der Wildwasseranlage
von Vaires-sur-Marne im Nautical Stadium sah oder [1][die Wandsprinter im
Le Bourget Sport Climbing Venue], der konnte auf die Idee kommen, dass es
von Olympia nicht mehr allzu weit ist bis zu „Takeshi’s Castle“. Das war,
die Älteren erinnern sich bestimmt, eine japanische Spielshow, die
hierzulande in Spartensendern lief.
Grundidee der Show war eine reale Umsetzung von
Jump-’n’-Run-Computerspielen wie Super Mario. Eine Partei musste Fürst
Takeshi’s Castle erobern, eine andere suchte das zu verhindern. Dabei
mussten die wildesten Parcours überwunden werden.
Um im Finale dem Fürsten persönlich gegenüber treten zu dürfen, mussten die
Kandidaten einige mehr oder weniger schwierige Etappen oder Gaga-Spiele
bewältigen. [2][Bei jeder Etappe schieden Kandidaten aus], bis am Ende die
Teilnehmer fürs Finale feststanden. Das Ganze wurde recht schrill
kommentiert.
## Hochfrequent über Buckel
Kurzum: Das Internationale Olympische Komitee hat damals die einmalige
Chance verpasst, ihr Event aufzupeppen. Jetzt versucht das IOC nachzuziehen
mit Funsportarten, mit Wettbewerben, die eben auch irgendwie in die Welt
von Takeshi gepasst hätten: Athletinnen in Mickeymausbooten machen die
Eskimorolle und kicken sich dann bei Hindernissen raus. Spinnenmänner
schnellen senkrecht nach oben, und auf Kinderfahrrädern kurbeln behelmte
Menschen so hochfrequent über Buckel, dass man denkt, die Kniescheibe von
denen springt gleich heraus.
Sooo viel anders ging es bei Takeshi’s Castle auch nicht zu, und machen wir
uns nichts vor: Es geht immer nur um den Wettbewerb. Worin der besteht, das
ist völlig egal, definitiv wumpe. Im Grunde ist ein Dreikampf aus
Hallenhalma, 100-Kilometer-Lauf und einer Stunde Stehversuch mit dem
Bahnrad denkbar.
Es müssten sich nur genügend Wettkämpfer finden. Das alles ließe sich auch
wunderbar olympisch inszenieren. Die Kameras müssten eben nur draufhalten
auf das Spektakel, die Kommentatoren sich heiser quatschen, TV-Verträge
abgeschlossen werden. Otto Sportverbraucher würde auch das gucken.
Denkbar wäre auch folgender Siebenkampf aus teils vergessenen oder
unterbelichteten Sportarten: Zielspringen mit dem Fallschirm,
Orientierungslauf, Motocross, Minigolf, Hochradfahren,
3.000-Meter-Rückwärtslauf und Gedichtaufsagen.
Letzteres stünde auch in einer sehr olympischen Tradition, denn bis zu den
Spielen des Jahres 1948 gab es auch Goldmedaillen für Kunst: Architektur,
Literatur, Musik, Malerei und Bildhauerei. Die Spielräume des IOC bleiben
groß, die Show wird weitergehen und größer werden. It’s Time for Takeshi!
8 Aug 2024
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