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Freiburg taz | Nach [1][Drohungen der Firma Meyer Burger], ihre
Solarmodulproduktion im sächsischen Freiberg aufzugeben, hat sich die
Debatte über bessere Bedingungen für die deutsche Solarwirtschaft
zugespitzt. Die Branche fordert nämlich eine bessere Vergütung, um die
Produktion hierzulande attraktiv zu machen, also mehr Fördermittel.
Grundsätzlich gibt es mehrere Optionen – wobei eine bereits gescheitert
ist. In den Jahren 2013 bis 2018 hatte die EU versucht, heimische Module
mit Importzöllen vor chinesischen Billigimporten zu schützen. Solarworld,
damals größter deutscher Solarkonzern, ging trotzdem pleite. Heute setzt
die Branche daher auf andere Konzepte: die Investitionsförderung für neue
Solarfabriken einerseits und bessere Einspeisevergütungen für
Photovoltaik-(PV)-Anlagen mit europäischen Komponenten andererseits. „Wir
brauchen beides“, heißt es dazu beim Fraunhofer-Institut für Solare
Energiesysteme in Freiburg.
Weil eine bessere Vergütung für Nutzer heimischer Solartechnik den
bestehenden Fabriken sehr zügig unter die Arme greifen könnte, steht diese
Option in der politischen Debatte gerade an erster Stelle. Konkret schlägt
der [2][Bundesverband Solarwirtschaft (BSW)] entsprechende Boni im
Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) vor. Die Ampel-Parteien verhandeln
zurzeit über eine mögliche Einführung.
Die Betreiber [3][neuer PV-Anlagen] bekämen dann Mehrkosten erstattet, die
mit dem Erwerb europäischer Komponenten verbunden sind. Dies erlaube, so
der Verband, „den Abschluss von langfristigen und umfangreichen
Lieferverträgen entlang der gesamten Wertschöpfungskette, da Abnehmer nicht
auf den Kostendifferenzen sitzen bleiben“. Diese Zuschüsse werden in der
Politik inzwischen unter dem Namen „Resilienz-Boni“ geführt, weil sich
Europa mit dem Aufbau eigener Fabriken von Importprodukten unabhängiger
macht.
## Wettbewerbsfähigkeit sichern
Gemäß der Logik des EEG würde dies eine Differenzierung bedeuten zwischen
Großanlagen und kleineren Dachanlagen. Großanlagen, die Komponenten aus
Europa verbauen, würden an separaten Ausschreibungen teilnehmen,
Kleinanlagen einen Bonus auf ihre gesetzlich definierte Vergütung erhalten.
Die Höhe der Boni würde sich an der Anzahl der Komponenten aus europäischer
Fertigung bemessen, gestaffelt nach den Stufen der Wertschöpfung. Diese
sind: die Gewinnung des Solarsiliziums, die Fertigung der kristallinen
Siliziumblöcke und der daraus gesägten Scheiben (Wafer), die Fertigung der
Zellen und dann der Module. Auch die Herkunft des Solarglases und der
Wechselrichter flössen in die Betrachtungen ein.
Nötig sei für eine Wettbewerbsfähigkeit heimischer Produkte eine Spanne der
Boni zwischen 1 und 3,5 Cent pro erzeugter Kilowattstunde, rechnet der BSW
vor. Wird das aufgesplittet, kommt die Branche unter anderem zu folgenden
Zahlen: Für die heimische Modulproduktion seien 0,87 Cent Aufschlag nötig;
werden zudem heimische Zellen verbaut, müssten weitere 0,65 Cent gewährt
werden.
Mit diesen Mehrkosten würde zwar das EEG-Konto zusätzlich belastet, das im
vergangenen Jahr gut 14 Milliarden Euro an Steuermitteln benötigte. Die
Zusatzkosten seien jedoch anfangs gering, erklärt der BSW, weil es bislang
erst wenige europäische und damit bonusfähige Produkte zu kaufen gibt. Für
2024 seien daher maximal 40 Millionen Euro Förderung nötig.
Bei einem Aufbau der entsprechenden Fertigungskapazitäten in der EU und
einem angestrebten Jahresabsatz heimischer Solartechnik von bis zu 9
Gigawatt sei ab 2029 mit maximal 0,88 Milliarden Euro an jährlichen
Zusatzkosten zu rechnen.
18 Jan 2024
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