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Auch wenn es für Alarmismus wahrscheinlich noch zu früh ist, [1][so richtig
rund läuft es derzeit nicht in der deutschen Wirtschaft.] Es spürt nun auch
eine Szene den raueren Gegenwind, die jahrelang eigentlich nichts zu
meckern hatte. Der Start-up-Verband beklagt, dass die Stimmung unter den
Gründer*innen auf dem zweittiefsten Stand nach dem Pandemieschock im
Jahr 2020 ist.
Eine Sache treibt die Start-up-Szene besonders um: Bei ihren Investoren
sitzt das Geld nicht mehr so locker wie früher. Nur noch 15 Prozent der
Gründer*innen bezeichnen die Investitionsbereitschaft ihrer
Geldgeber*innen als gut. Neben der allgemeinen Verunsicherung wird auch
die Zinswende der Notenbanken ein Grund dafür sein.
Jahrelang brauchte sich die Start-up-Szene nicht um frisches Kapital zu
sorgen. Letztlich gibt es sie eigentlich nur, weil Geld bis zum vergangenen
Jahr lange billig war. Der Start-up-Verband zum Beispiel wurde erst im
September 2012 gegründet. Das war wenige Wochen nachdem die Europäische
Zentralbank (EZB) ihren Leitzins auf historisch niedrige 0 Prozent gesenkt
hatte.
## Höhere Zinsen, weniger Start-up-Kapital
Ihre Politik der niedrigen Zinsen hatte zur Folge, dass festverzinsliche
Wertpapiere praktisch keine Dividenden mehr einbrachten. Die Vermögenden
suchten neue, profitversprechende Anlagemöglichkeiten. Deswegen floss nicht
allein in Aktien und Immobilien viel Geld. Auch so manch ein*e Gründer*in
konnte sich vor frischem Kapital nicht retten. Doch indem die Notenbanken
seit vergangenem Jahr die Zinsen wieder anheben, machen sie
festverzinsliche Wertpapiere wie Anleihen wieder profitabler und verknappen
das Kapital für Start-ups.
Natürlich ist es nicht Aufgabe der Notenbanken, für gute
Finanzierungsbedingungen für Start-ups zu sorgen. Die EZB ist offiziell nur
einem Ziel verpflichtet: der Preisstabilität. Doch mahnen ihre
Kritiker*innen zu Recht, dass sie im Kampf gegen die Inflation zu wenig
darauf achtet, wie sehr ihre Zinsanhebungen der Konjunktur schaden. Die
Start-up-Szene, die es nun schwerer hat, ist da nur ein weiterer
Kollateralschaden.
16 Aug 2023
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