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Berlin taz | Der westafrikanische Staat Senegal soll unter anderem aus
Deutschland 2,5 Milliarden Euro erhalten, um in [1][erneuerbare Energien zu
investieren]. Das gaben Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Frankreichs
Präsident Emmanuel Macron und Senegals Präsident Macky Sall in Paris
bekannt – anlässlich der dort stattfindenden Konferenz zur Finanzierung von
Armutsbekämpfung und Klimaschutz. Gleichzeitig will Senegal aber bald auch
Erdgas vor seiner Küste fördern.
Die 2,5 Milliarden Euro sollen in den nächsten drei bis fünf Jahren aus
öffentlichen und privaten Mitteln fließen. Sie werden vor allem dazu
dienen, „den Anteil erneuerbarer Energien auf 40 Prozent der installierten
Leistung“ der Stromproduktion in Senegal zu steigern. Heute liefern unter
anderem Solarkraftwerke dort etwa 30 Prozent des Stroms.
Die Vereinbarung heißt „Partnerschaft für gerechte und klimafreundliche
Energie“ ([2][Just Energy Transition Partnership, JETP]). Die reichen
Staaten der G7-Gruppe, darunter Deutschland, USA, Großbritannien und
Frankreich, haben solche Abkommen bisher mit Südafrika, Indonesien und
Vietnam geschlossen. Die Logik: Die Industriestaaten helfen ärmeren auf dem
Weg in die Klimaneutralität, weil letztere sich die aufwändigen
Investitionen alleine nicht leisten können.
Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) betonte, das Abkommen mit
Senegal diene sowohl der Energiewende als auch der Armutsbekämpfung.
„Erneuerbare Energien sind vor allem für weit abgelegene Kommunen die
einzige realistische Technologie, um Energie bezahlbar zur Verfügung zu
stellen“, [3][schreibt das Entwicklungsministerium]. Wenn Strom vorhanden
sei, entstünden Arbeitsplätze und der Wohlstand der Bevölkerung nehme zu.
## Scholz hat Interesse an senegalesischem Erdgas
Senegal verfolgt eine Doppelstrategie. Neben dem Ausbau der erneuerbaren
Energien wird bald die Ausbeutung riesiger Gasfelder im Atlantik beginnen.
Diese Projekte treiben unter anderem BP und senegalesische Firmen voran.
Zunächst wird das verflüssigte Erdgas wohl größtenteils exportiert. Davon
verspricht sich die Regierung Einnahmen für den Staatshaushalt. Bei seinem
Besuch in Senegal vor einem Jahr bekundete [4][Kanzler Scholz Interesse am
Kauf senegalesischen Erdgases] für den Verbrauch in Deutschland.
Später will die Regierung Senegals einen Teil des geförderten Gases auch im
Inland nutzen. Heute verbrennen die Kraftwerke zum guten Teil noch Erdöl,
um Elektrizität herzustellen. Gas verursacht dagegen weniger
klimaschädliche Abgase. Außerdem sollen mit neuen Gaskraftwerken Millionen
Privathaushalte zusätzlich Strom erhalten. Besonders auf dem Land steht
vielen EinwohnerInnen heute nur Holz als Energiequelle zur Verfügung.
Die [5][Klimaschutzorganisation Fridays for Future] und ihre Partner in
Senegal lehnen die Gasstrategie ab. Sie plädieren für den kompletten
Umstieg auf erneuerbare Energien. Lisa Badum, Energiepolitikerin der Grünen
im Bundestag, sagte: „Der Erfolg von JETP darf nicht durch einen Gasdeal
geschmälert werden.“
Der Bundeskanzler solle den angepeilten Gaseinkauf in Senegal „endlich
beerdigen“. Das Entwicklungsministerium in Berlin erklärte, die
Gasförderung werde über JETP weder finanziert noch unterstützt. Im Text der
Vereinbarung wird Erdgas allerdings als „Übergangsenergie“ erwähnt.
24 Jun 2023
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