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„Das war schon ein cooles Gefühl,“ [1][sagte Milan Hosseini lächelnd] nach
dem Bodenfinale der Turn-EM am Samstagnachmittag über jenen Moment, in dem
sein Name auf der Anzeigetafel in der dritten Zeile stehen blieb, nachdem
auch der letzte Starter seine Wertung erhalten hatte. Der Plan für sein
erstes internationales Finale hatte keine Medaille vorgesehen. Er lautete
eigentlich: „Eine geile Übung turnen“ und „richtig Spaß haben“ im
Wettkampf. „Das ist mir, glaub’ ich, ganz gut gelungen.“
Die Bronzemedaille war auch für Cheftrainer Valeri Belenki „eine
Überraschung“. Hosseini war der einzige deutsche Turner, der sich im
türkischen Antalya überhaupt für einen Finalplatz an einem Einzelgerät
qualifiziert hatte. Zuvor hatte Pascal Brender einen sehr guten achten
Platz im Mehrkampffinale belegt und das deutsche Team sich als
fünftplatziertes für die WM im Herbst qualifiziert. Damit allerdings hatte
Milan Hosseini nichts zu tun. Das Reglement für diese kontinentalen
Titelkämpfe war ohne Angabe von Gründen geändert worden.
Neben den fünf Aktiven, aus denen eine Mannschaft besteht, durfte jede
Nation einen weiteren Turner mitbringen, der an drei zuvor festgelegten
Geräten sein Können präsentierten durfte, ohne dass seine Leistung in die
Teamwertung einging. Eine recht kuriose Entscheidung, die noch dazu nur für
den Männerwettkampf Anwendung fand. Die meisten Verbände entsandten
ausgemachte Gerätspezialisten für diesen Sonderposten. Milan Hosseini
hingegen hatte in der internen Qualifikation das drittbeste
Mehrkampfergebnis abgeliefert. Eine knifflige Entscheidung für Cheftrainer
Belenki, der für das Team dem Hallenser Nils Dunkel den Vorrang gab.
## 1,77 Meter – ein Turnriese
Hosseini hatte überhaupt kein Problem damit, bei seiner ersten EM nur
Einzelstarter zu sein. Die Bodenfläche ist sein liebstes Gerät, hier mache
ihm das Turnen am meisten Spaß und er könne seine Stärken gut ausspielen.
„Es sieht relativ elegant aus, weil ich halt so lang und groß bin,“ sagt
er. Mit seinen 1,77 Meter überragte er denn auch auf dem Siegerpodest den
israelischen Silbermedaillengewinner Artem Dolgopyat, immerhin der
Olympiasieger von Tokio an diesem Gerät, genauso deutlich wie den neuen
Europameister Luke Whitehouse aus Großbritannien, der einen großartigen
Dreifachsalto rückwärts im Programm hat.
Aus biomechanischer Sicht ist das sicher nicht das ideale Element für
Hosseini, der seine Länge allerdings nicht als Nachteil empfindet: „Es
geht,“ urteilt er, schließlich komme er am Reck noch rund um die Stange,
ohne dass seine Füße die Matte touchieren, und er könne auch an den anderen
Geräten „ganz ordentlich turnen“.
Hosseini begann mit dem Turnen – „diese Saltos haben mich schon als Kind
fasziniert“ – bei der Turngemeinde Böckingen in seiner Geburtsstadt
Heilbronn. Mit 14 Jahren stand dann der Wechsel in einen Stützpunkt an, und
er entschied sich nicht für das nahegelegene Stuttgart, sondern für die
Hauptstadt. Er habe damals [2][alle Stützpunkte durchgetestet]. „Das
Gesamtpaket mit Schule und Training in Berlin hat mir am besten gefallen.“
Die Schule hat er im vergangenen Jahr abgeschlossen, seit diesem Monat
gehört er zu den Sportlern der Bundeswehr. Trainiert wird Hosseini in
Berlin von Brian Gladow, der in den Nullerjahren als außergewöhnliches
Talent galt, noch im Juniorenalter einen Weltcup gewann, dann aber als
Senior nie den Durchbruch schaffte.
Nun gibt er seine Erfahrungen weiter. „Ich glaube, das macht er auch ganz
gut“, sagt Hosseini und grinst charmant. Der knapp 22-Jährige hat im
Juniorenalter keine internationale Erfahrung gesammelt, sein erster
Auftritt auf internationalem Parkett liegt erst ein gutes Jahr zurück. Im
vergangenen Sommer wurde er Deutscher Meister am Boden, in diesem Frühjahr
gewann er Silber beim Weltcup in Cottbus, der Turner-Bund führt ihn im
„Perspektivkader“.
16 Apr 2023
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