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Hamburg taz | Nadine Löschke ist gerade Weltmeisterin im Inklusionssegeln
geworden. Dabei ist der 43-Jährigen eine Sportkarriere wirklich nicht in
die Wiege gelegt worden. Löschke kam ohne rechte Hand auf die Welt. Mit
neun Monaten erkrankte sie an einer Hirnhautentzündung. Das Laufenlernen
fiel ihr dadurch schwer. Als sich als Spätfolge auch noch eine Zyste an
ihrer Brustwirbelsäule bildete, war sie komplett auf den Rollstuhl
angewiesen. Ihren Drang nach Bewegung bremste das nicht. Im Gegenteil.
„Für mich war es schon großartig, überhaupt das Finale zu erreichen. Ich
konnte am Anfang gar nicht verstehen, dass wir jetzt Weltmeisterinnen
sind“, sagt Löschke über den Moment des Titelgewinns. Ihre Teamkameradin
bei den „Hamburger Deerns“ ist Bundesligaseglerin Silke Basedow. Sie hat
kein Handicap. Die Beiden lernten sich kennen, weil Basedow Löschkes Mann
im Segeln trainiert.
„Segeln war für mich eigentlich nur ein Hobby“, sagt Löschke. „Es ist für
mich wie Urlaub.“ Den ganzen Lärm, den man sonst in Hamburg höre, merke man
auf dem Wasser nicht mehr. „Da ist nur wichtig, wo der Wind herkommt, was
das Boot und das Wasser machen“, sagt sie. Ihre körperlichen
Einschränkungen spielen dabei keine große Rolle. Das Boot, mit dem sie
gesegelt ist, ist eigens für Menschen mit Behinderung konzipiert. So habe
sie kaum Nachteile gegenüber Segler*innen ohne Beeinträchtigungen, sagt
Löschke.
Die Sportlerin hat bereits [1][erfolgreich Parabasketball gespielt], in der
ersten und zweiten Bundesliga und stand sogar mal im Kader der
Nationalmannschaft. Nach 25 Jahren reichte es ihr aber und sie tauschte das
Basketballfeld gegen das Wasser ein. Wenn es möglich ist, segelt sie jede
Woche. „Sie kennt sich mit dem Boot, auf dem wir gesegelt sind, sehr gut
aus und konnte mir viele Tipps geben“, sagt Basedow.
## Egal, welches Geschlecht man hat
Dass die beiden als Frauenteam am Ende an der Spitze standen, freut Basedow
ganz besonders. „Wir konnten zeigen, dass es nicht nur egal ist, ob man
behindert ist oder nicht, sondern auch, welches Geschlecht man hat.“
Das wollen die beiden Frauen auch bei der WM im nächsten Jahr wieder unter
Beweis stellen. Mehr möchte Löschke im Segeln aber nicht mehr erreichen:
„Den Titel wollen wir natürlich noch verteidigen, aber um den Sport
wirklich ernsthaft zu betreiben und noch beispielsweise zu den Paralympics
zu fahren, dafür bin ich zu alt. Ich nehme einfach mit, was ich noch
erreichen kann“.
3 Sep 2022
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