# taz.de -- Super Bowl in den USA: Weiße Dominanz

> Einmal in der NFL zu spielen, das ist der Traum vieler Schwarzer Jungs.
> Clubchefs und Trainer sind hingegen fast ausschließlich Weiße.
In der Halbzeit des Super Bowl standen am Sonntag erstmals Rapmusiker im
Zentrum der Show. Einer der Musiker durfte mit Zustimmung der [1][National
Football League] (NFL) auf dem Spielfeld knien. Der das tat, war der weiße
Sänger Eminem, während die Schwarzen Kollegen rund um ihn stehen blieben.
Das sind Fortschritte und Zeichen einer vorsichtigen Kehrtwende.

Sie zeigen, dass die NFL verstanden hat, dass sie sich nicht weiter vor den
Realitäten in den USA verschließen kann. Selbst wenn sich konservative
Weiße, die sich nicht nur gegen die politischen Botschaften, sondern auch
gegen die Ästhetik und die Wortwahl von Schwarzen Rappern sperren, darüber
empören werden. Aber die Halbzeitshow zeigt zugleich, dass die NFL
vorsichtig agiert. Sie hat etablierte Rapper in den 40er und 50er Jahren
ihres Lebens engagiert, die auch die politischen Details ihrer Show
abgesprochen haben – und keine jungen Radikalen.

Wenn irgendwo die rassistischen Verhältnisse in den USA unübersehbar sind,
dann bei der NFL. Die Liga steht für die Träume von Millionen Schwarzen
Jungen, die hoffen, über Football zu Geld und Ruhm zu kommen. Aber sie
steht zugleich für die anhaltenden gesellschaftlichen Blockaden. In diesem
Februar 2022 hat die NFL 32 Mannschaften und exakt zwei Schwarze
Cheftrainer. Sie hat fast zwei Drittel Schwarze Spieler, aber keinen
einzigen Schwarzen Mannschaftseigentümer.

Und sie hat den Quarterback [2][Colin Kaepernick], der als Erster den Mut
aufbrachte, zur Nationalhymne zu knien, um Rassismus und Polizeigewalt
anzuprangern, von ihren Spielfeldern gedrängt. Bei der NFL dürfen Schwarze
Männer gegeneinander kämpfen und sich die Köpfe ramponieren, wie einst die
Gladiatoren. Aber das Sagen haben weiße Männer. Um solche Ungleichheiten zu
beenden, ist sehr viel mehr nötig als eine gut choreografierte Show vor 100
Millionen Zuschauern.

Wenn die NFL mit ihrem institutionalisierten Rassismus brechen will, muss
sie das All-White-Boys-System an ihrer Spitze beenden, bei dem weiße
Superreiche die Regeln für das größte Sportereignis der Welt bestimmen. Da
ist Schwarze Leadership nötig.

14 Feb 2022

## LINKS
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/National_Football_League
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Colin_Kaepernick
## AUTOREN
Dorothea Hahn
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