# taz.de -- Deutscher Debütant bei Darts-WM: Mit Hempel aufs Sofa

> Darts hat es vom Kneipensport zum Fernsehevent geschafft. Jetzt kämpft
> mit Florian Hempel erstmals ein Deutscher um die Weltspitze.
So richtig korrekt ist das alles nicht. „Kölsche Jung“ von Brings ist
Florian Hempels neue Einlaufmusik im Ally Pally, dem Mekka des Dart-Sports,
dem Londoner Alexandra Palace. Hempel ist aber kein „rischtische Kölsche
Jung“, sondern Wahlkölner, geboren ist er im anhaltinischen Dessau, also in
Ostdeutschland. Seine Sponsoren sind mit Sion Kölsch und dem
Arbeitsschuhhersteller Elten aber schon mal ganz die richtigen; dazu ein
schrecklich-rockiger Karnevalsschlager zum sogenannten „walk on“ – die
äußeren Geschmacklosigkeiten passen schon mal für eine vielversprechende
Karriere im Profi-Darts.

Begonnen hat der junge Mann von 31 Jahren allerdings als Handballtorwart –
noch in Dessau, und immerhin 2. Liga. Richtig durchstarten konnte er dort
jedoch nicht; am Ende hat er nachvollziehbarerweise das präzise Werfen
kleiner Pfeile der groben Abwehr hart geworfener Bälle vorgezogen.

Und siehe da, als inzwischen Wahl-Kölner mit einer für Darts eher
außergewöhnlichen sportlichen Statur ist er ziemlich zügig auf der
Erfolgsspur – er hat es in seinem ersten Profijahr bei seiner ersten WM in
London gleich über die Feiertage geschafft und startet nach zwei gewonnenen
Matches am heutigen Montag in der 3. Runde gegen den Australier Raymond
Smith. Danach wartet das Achtelfinale.

Smith ist kein großer Name im Darts; nicht so ein großer wie Dimitri van
den Bergh, Nummer 5 der Welt, den Hempel in Runde 2 sensationell mit 3:1
nach Hause schickte. In der Eröffnungsrunde gewann Hempel das Prestigeduell
gegen Landsmann Martin Schindler, den er jetzt schon einige Male
entscheidend besiegt hat – über Schindler ist er auch erst zur WM gekommen.
Jetzt ist er neben [1][Kumpel Gabriel Clemens,] mit dem er auch seinen
Weihnachtsabend im Londoner Hotel verbracht hat, die große deutsche
Hoffnung im Feld. Clemens selbst wirft in Runde 3 gegen Jonny Clayton, auch
keine allzu krasse Aufgabe.

## Randvoll mit Fans

Und vielleicht ist Hempel auch der, der das früher als Kneipensport
verschriene und mittlerweile als boomende Eventsportart immer weiter
trendende und hochdotierte Darts in Fernsehdeutschland noch einmal auf ein
höheres Level hebt. Favorit rausgekickt, günstige Auslosung, da könnte noch
einiges drin sein für den Kölner. Max Hopp, der lange als deutscher
Vorreiter im Pfeilewerfen galt, hat es diesmal erst gar nicht zur WM
geschafft.

Der Weg an die Spitze ist jedoch steinig und hart. Mit jeder Runde steigt
die Zahl der zu gewinnenden Sätze, und natürlich werden die Gegner nicht
leichter, günstige Auslosung hin oder her. Und die großen Favoriten sind
fast noch alle am Start – [2][Titelverteidiger Gerwyn Price], die
Exweltmeister Wright, Gary Anderson, Cross, dazu die ewigen Aspiranten
Aspinall und Chisnall. Einzig Altmeister Raymond van Barnefeld musste sich
bei seinem Comeback bereits in der zweiten Runde – nämlich Exweltmeister
Rob Cross – geschlagen geben.

Stichwort van Barnefeld. Ein anderes großes Thema bei dieser
Weltmeisterschaft, die traditionell erst nach Neujahr endet, ist natürlich
Corona in der Omikron-Variante. Darts ist einerseits eine kontaktfreie
Sportart par excellence; andererseits eben ein Massenspektakel – wie fast
immer (2020/21 war die traurige Ausnahme) ist das Ally Pally randvoll mit
trink- und gesangslustigen Fans. Bislang galt im Alexandra Palace 3G und
Maskenpflicht außer am Sitzplatz; erst jetzt, wo ausgerechnet mit dem
Niederländer van Barnefeld der erste prominente Profi nach Spielschluss
positiv getestet wurde, mehren sich die Stimmen, die den Ausschluss der
Fans fordern.

Stand Sonntag, 12 Uhr war noch unklar, wie der Profi-Weltverband, die PDC,
mit dem Covidfall umgehen würde und was mit Rob Cross, dessen nächstes
Match für Dienstag angesetzt war, passiert. Van Barnefeld ist unterdessen
in Quarantäne – und klagt über Symptome.

Florian Hempel hat die Feiertage in London verbringen müssen, sah Maßnahmen
und Beschränkungen bislang aber eher gelassen: „Wir haben keinen Lockdown,
sind nicht in einer Bubble und können uns frei bewegen. Aber wir gehen auch
nicht großartig raus, weil wir sagen ‚Corona ist hier überall und wir
wollen gesund bleiben und weiterspielen‘“, so Hempel im Interview mit der
ARD-„Sportschau“. Bei der Rückkehr nach Deutschland wartet eh eine
zweiwöchige Quarantäne auf ihn. Großbritannien ist schließlich
Hochrisikogebiet.

27 Dec 2021

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## AUTOREN
René Hamann
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