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Joshua Kimmich war am Dienstagmorgen ein großes Gesprächsthema in den
sozialen Netzwerken, ohne dass er irgendetwas gesagt oder gemacht hätte.
Eine Nachricht aus dem Wolfsburger Fünf-Sterne-Hotel Ritz Carlton, wo die
deutsche Fußballnationalmannschaft derzeit logiert, sorgte dafür, dass der
26-Jährige etwa auf Twitter trendete. Die Nachricht, dass ein DFB-Spieler
positiv auf Corona getestet wurde, hatte die Runde gemacht.
Betroffen war allerdings nicht Kimmich, der jüngst mit seinen Erklärungen,
warum er bis heute nicht geimpft ist, [1][in den Fokus einer großen
Gesellschaftsdebatte rückte]. Positiv getestet wurde sein Teamkollege beim
FC Bayern Niklas Süle, obwohl dieser einen vollen Impfschutz hat, wie
DFB-Direktor Oliver Bierhoff mitteilte. Trotz der Infektion weise er aber
keine Symptome auf. Das Vormittagstraining wurde abgesagt. Bierhoff nannte
die Nachricht kurz vor den beiden abschließenden WM-Qualifikationsspielen
gegen Lichtenstein und Armenien „bitter“, die Gesundheit der Spieler ginge
jedoch vor.
Ein Coronafall im 28-köpfigen Kader ist angesichts täglicher
Rekordinzidenzwerte derzeit in Deutschland für sich genommen nicht von
sonderlicher Brisanz. Die Begleitmaßnahmen des Gesundheitsamts München Land
könnten indes der Impfdebatte um Kimmich noch um ein paar weitere
prominente Namen erweitern. Die Behörde ordnete nämlich Quarantäne für vier
weitere Profis an, die als Kontaktpersonen eingestuft wurden.
Wie Bierhoff bestätigte, betrifft dies neben Kimmich Serge Gnabry, Jamal
Musiala und Karim Adeyemi. Für die Spieler gelten die Regeln des
Gesundheitsamts München Land, weil der Wohnort der Betroffenen entscheidend
ist. Nach den Quarantäneregeln in Bayern müssten aber vollständig Geimpfte
und Genesene nicht abgesondert werden, selbst wenn sie als enge
Kontaktpersonen eingestuft werden. Im Umkehrschluss würde das bedeuten,
dass es bei den vier in Quarantäne geschickten Spielern um ungeimpfte
Profis handelt.
## Isoliert am Tisch
DFB-Arzt Tim Meyer wollte diese Interpretation auf der Pressekonferenz am
Dienstagmittag aber nicht gelten lassen. Grundsätzlich erklärte er: „Sie
werden nicht erwarten, dass ich Dinge preisgebe, die der ärztlichen
Schweigepflicht unterliegen.“ Er habe schon von den unterschiedlichsten
Quarantänemaßnahmen in Deutschland gehört, von denen auch Geimpfte bereits
betroffen gewesen seien.
Der Impfstatus sei ein Kriterium bei der Entscheidung der Gesundheitsämter,
aber in diesem Fall nicht das alleinige. Warum vier weitere
Nationalspieler, die mit demselben Flugzeug angereist waren, nicht in
Quarantäne müssen, wurde nicht weiter aufgeschlüsselt. Bierhoff
versicherte, dass auch diese Spieler besonders behandelt würden. Sie sollen
isoliert beim Essen am Tisch sitzen und würden getrennt von den anderen zum
Training gefahren.
Sowohl Bierhoff als auch Meyer waren bemüht, die Privatsphäre der von der
Quarantäne betroffenen Spieler zu schützen. Und Meyer wollte auch nicht
erneut in eine Debatte über Kimmichs Haltung zum Impfen einsteigen. Dessen
Meinung sei hinreichend diskutiert worden. Meyer erklärte: „An irgendeinem
Punkt muss man sagen, das akzeptieren wir jetzt einfach so.“
Ein Ende [2][dieser polarisierenden Debatte] ist allerdings nicht in Sicht.
Vermutlich wird es reichlich Nachforschungen und Debatten zu den nach Hause
geschickten Spielern geben. Zudem steigt grundsätzlich der Druck auf
ungeimpfte Fußballprofis. Oke Göttlich, der Präsident des
Fußbal-Zweitligisten St. Pauli, warb am Dienstag gegenüber dem NDR dafür,
dass die 2G-Regelung für Zuschauer:innen auch für Fußballprofis gelten
müsse. Meyer und Bierhoff gaben zu bedenken, dass die Fußballer ihrer
Arbeit nachgehen und das möglicherweise gegen das Arbeitsschutzrecht
verstößt. Ein überlegenswertes Argument, allerdings hat der DFB für
Journalist:innen im Stadion die 2G-Regelung vorgeschrieben.
Bundestrainer Hansi Flick hat übrigens für die ausgefallenen Profis die
Wolfsburger Spieler Ridle Baku und Maximilian Arnold sowie Kevin Volland
vom AS Monaco nachnominiert.
9 Nov 2021
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