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Die Weisheit, dass Geld keine Tore schießt, ist wieder einmal widerlegt
worden. Der EHC Power-Brause München, der sich im Sommer ausgiebig mit
teuren Stürmern wie Ben Smith und Ben Street verstärkt hat, landete am
Donnerstag zum Start in die DEL-Saison ein souveränes 4:1 beim Meister
Berlin.
Die Eisbären-Fans waren trotzdem bei guter Laune, denn es war nach
anderthalb Jahren das erste Spiel in der Deutschen Eishockey Liga, das
wieder vor Zuschauern stattfinden durfte, wenn auch in begrenzter Zahl.
6.450 Besucher waren in der Arena am Ostbahnhof zugelassen, in der sonst
14.200 Platz finden. „Es ist toll, die Fans sind wieder zurück, auch die
Kids. Deshalb spiele ich Eishockey“, jubilierte Münchens Verteidiger Yannic
Seidenberg.
Eine harte Zeit liegt hinter den Vereinen, die 2020/21 coronabedingt
ausschließlich Geisterspiele ausrichten durften, was emotional schwierig
war – und für die meisten Klubs auch finanziell. „Ohne Zuschauer zu
spielen, war der reine Überlebensmodus der Sportart“, findet Uwe Krupp,
Trainer der Kölner Haie. Dank finanzieller Staatshilfen inklusive
Kurzarbeitergeld, das alle Vereine außer München beantragten und erhielten,
haben alle 14 überlebt. Und es ist sogar noch einer dazugekommen: [1][Die
Bietigheim Steelers sind der erste Aufsteiger in die Liga seit 2006],
damals gingen die Kassel Huskies herunter und die Straubing Tigers kamen
hinauf.
Absteigen aus der DEL wird im Frühjahr 2022 auf jeden Fall der
Tabellenletzte, denn die Liga will wie gewohnt mit 14 Vereinen
weitermachen. Es kann aber auch den Vorletzten erwischen. Und zwar im Fall,
dass Frankfurt Meister der DEL 2 werden sollte. Die Löwen sind der einzige
Verein der zweiten Klasse, der die Aufstiegsauflagen erfüllt, zu denen
unter anderem eine Garantie über 800.000 Euro gehört.
Einige Vereine zittern bereits jetzt ein bisschen vorm Abstieg, denn nicht
alle sind gleich gut durch die zuschauerlose Zeit gekommen. Einerseits hat
es mit der Großzügigkeit der Sponsoren, Gesellschafter und Eigentümer zu
tun, von deren Gunst in dieser Sportart ohne lukrativen TV-Vertrag alle
Klubs abhängig sind. Neben München stehen Mannheim, finanziert von
Software-Milliardär Dietmar Hopp, und Berlin, unterstützt von der Anschutz
Entertainment Group, gut da.
## Viel Geld vom Staat
In der Krise kam ein Faktor hinzu: Die Staatshilfen von 900.000 Euro pro
Halbjahr, die aufgrund der Zuschauerausfälle bewilligt wurden, reichten
etwa beim Traditionsverein Kölner Haie nur dazu, laufende Kosten wie die
Mieten für die Spielstätte Kölnarena und das Trainingszentrum zu decken,
die beide nicht der Stadt, sondern privaten Investoren gehören. Kleinere
Teams, zum Beispiel Straubing oder Iserlohn, spielen dagegen in
öffentlichen Hallen und haben deutlich geringere Kosten, sodass sie einen
guten Teil der Hilfen in ihre Kader investieren konnten. Straubings Chefin
Gaby Sennebogen teilte in diesen Tagen mit, dass sich der Etat der Tigers
bereits wieder auf Vor-Corona-Niveau befinde.
Haie-Geschäftsführer Philipp Walter stellte hingegen fest: „Die Gestaltung
des Haie-Kaders wurde maßgeblich von der niedrigen Planungssicherheit und
den Zuschauer-Einschränkungen geprägt.“ Und: „Die Zuschauer, die jetzt
erlaubt sind, sind für uns ein Schritt in die richtige Richtung. Mehr aber
auch nicht. Wir müssen möglichst bald wieder eine höhere Kapazität haben,
um stabiler planen zu können.“
Die Regelungen variieren von Bundesland zu Bundesland, Köln durfte am
Freitag beim Auftakt gegen Wolfsburg 9.300 Zuschauer in die Halle lassen,
50 Prozent der Kapazität. Bietigheim (4.500) und Ingolstadt (4.800) können
ihre Arenen zu 100 Prozent auslasten. In Wolfsburg müssen die Fans gegen
Corona geimpft oder genesen sein, an den anderen Standorten gilt 3G, es
dürfen also auch Getestete in die Hallen.
In Mannheim, wo die Arena zu 60 Prozent gefüllt werden kann, überraschte
Geschäftsführer Daniel Hopp mit der Aussage, die Krise sei erst überwunden,
wenn es keine Beschränkungen mehr gebe. Was die Frage aufwarf, von welcher
Krise der Sohn des Klub-Gesellschafters spricht. Die Mannheimer
verpflichteten den Ex-NHL-Verteidiger Korbinian Holzer, die Stürmer Borna
Rendulic und Nigel Dawes sowie das Talent Ruslan Ischkakow – kostspielige
Transfers. Neben München gilt Mannheim als Favorit auf die Meisterschaft.
Geld gewinnt oft nicht nur Spiele, sondern auch Titel.
11 Sep 2021
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