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Hamburg taz | Sie mag Mathe und Zirkus und tritt mit dem Diabolo auf. Sie
reitet gern, trifft ihre Freundinnen aus der Mädchengruppe und schreibt
Gedichte – ganz normal für eine 14-Jährige. Warum also steht
„schwerbehindert“ im Ausweis? Hannah Ylva Kiesbye aus Pinneberg fand das
doof. Sie überklebte das Defizit-Wort auf dem Plastikkärtchen mit dem neuen
Namen „Schwerinordnungausweis“.
Darüber schrieb sie einen Text für [1][Kids Aktuell, die Zeitschrift des
Vereins Kids Hamburg], einem Kontakt- und Informationszentrum zum Thema
Down-Syndrom: „Ich möchte das mein Ausweis umbenannt wird. Ich finde
Schwerbehindertenausweis ist nicht der richtige Name für meinen Ausweis.
Ich möchte lieber das der Schwer in Ordnung Ausweis genannt wird. Ich
stelle mir vor: Ich hab mir einen Schwer in Ordnung Ausweis gekauft und
jetzt stehe ich in Pinneberg an der Bushaltestelle und freue mich. Der Bus
kommt, ich steige ein und zeige stolz meinen neuen Ausweis vor.“
Zufällig stolperte Marvin Ronsdorf über den Text. Der 27-Jährige kümmert
sich um den Social-Media-Auftritt eines Fußball-Sponsoren und twittert auch
privat gern und viel: Knapp 5.000 Follower lesen seine Kurznachrichten,
darunter im Herbst [2][den Verweis auf Hannahs Wunsch-Gedicht]. In kurzer
Zeit ging die Geschichte unter #schwerinordnung viral.
## Überrascht von der Resonanz
Hannah und ihre Eltern waren zu dem Zeitpunkt im Urlaub. Die Familie war
überrascht von den zahlreichen Reaktionen. Die emotionale Ansprache des
Gedichts sei wohl für den Erfolg wichtig gewesen, sagte Hannahs Mutter Inge
Kiesbye [3][dem Pinneberger Tageblatt.]
Hannah besucht die „Schülerschule Pinneberg-Waldenau“, die von einer
Elterninitiative von Kindern mit und ohne Behinderungen getragen wird und
seit 1985 auf gemeinsamen Unterricht setzt. Auf den Namen für ihren Ausweis
kam sie, „weil eben „alle schwer in Ordnung sind. Egal, was für
Besonderheiten sie haben.“
Die Idee der Schülerin hat – immerhin als symbolische Geste – Widerhall in
der Hamburger Sozialbehörde erhalten: Ein Junge hat nach Hannahs Vorbild in
der Hansestadt den Schwerinordnung-Ausweis beantragt, im November erklärte
Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD), sie werde den Wunsch erfüllen und
den Ausweis als „Begleitdokument“ erlauben. Allerdings bleibt der
Schwerbehindertenausweis weiterhin das amtliche Dokument.
1 Jan 2018
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