| # taz.de -- Gottesdienst am CSD-Wochenende: Vor dem Umzug erstmal in die Kirche
> Am Vorabend des Berliner CSD feiert die Szene einen multireligiösen
> Gottesdienst. Mit dabei ist auch eine liberale muslimische Gemeinde.
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Der Christopher Street Day (CSD) ist bekannt für seinen Umzug mit schrillen
Kostümen und viel nackter Haut. Dass seit sieben Jahren ein Tag vor dem
eigentlichen Umzug dazu ein Gottesdienst stattfindet, wissen längst nicht
alle.
Anfangs war der Gottesdienst in der Marienkirche in Mitte evangelisch, mit
den Jahren ist er mehr und mehr multireligiöser geworden. In diesem Jahr
ist bei dem vom evangelischen Kirchenkreis Berlin Stadtmitte gemeinsam mit
dem jüdischen Abraham-Geiger-Kolleg aus Potsdam und dem Liberal-Islamischen
Bund veranstalteten Gottesdienst Freitagabend zum ersten Mal auch Seyran
Ateş, die Begründerin der Ibn-Rushd-Goethe-Moschee, mit von der Partie.
„Wir wollen mit diesem Gottesdienst das toleranzstiftende Potenzial der
Religionen entfalten“, sagt Superintendent Bertold Höcker vom evangelischen
Kirchenkreis. Damit das gelinge, werden die Religionsvertreter aus ihren
heiligen Büchern lesen und Gebete sprechen. Predigen wird außerdem Sharon
Kleinbaum, eine Rabbinerin aus New York, die sich in ihrer Heimat für die
Rechte von Lesben und Schwulen einsetzt.
Dass es nun auch in Sachen Ehe eine Gleichberechtigung in Deutschland gibt,
dafür zeigen sich die Veranstalter des Gottesdienstes dankbar. Rabbiner
Walter Homolka vom Abraham-Geiger-Kolleg etwa wird den
Bundestagsabgeordneten Volker Beck (Grüne) für sein Engagement für die Ehe
für alle würdigen. Mit dabei ist außerdem der Regierende Bürgermeister
Michael Müller.
So manch schwulem und lesbischem Paar aber ist nicht nur der
standesamtliche, sondern auch der kirchliche Ehesegen wichtig. Rund 30
gleichgeschlechtliche Trauungen im Jahr finden nach Schätzungen von Höcker
in Berliner evangelischen Kirchen statt. Der Superintendent hat auch selber
schon solche Trauungen durchgeführt.
Erstmals ist die Berliner evangelische Kirche auch mit einem eigenen Wagen
auf dem CSD unterwegs und wirbt in diesem Jahr, dem 500. Jubiläum der
Reformation, unter dem Motto „Trau dich“ für die kirchliche Trauung.
Aber nicht nur die evangelische Kirche traut Schwule und Lesben. Die
Ibn-Rushd-Goethe-Moschee hat schon die ersten Anfragen für muslimische
Trauungen bekommen. Seyran Ateş wird mit auf dem Umzugswagen der Kirche
dabei sein. In den jüdischen Gemeinden ist die gleichgeschlechtliche
Trauung umstritten. Bislang tun sich laut Jörg Steinert vom Lesben- und
Schwulenverband Berlin ganz besonders die römisch-katholische Kirche und
die großen Moscheegemeinden mit der Gleichstellung oder gar der Akzeptanz
von Lesben und Schwulen schwer.
Der CSD-Umzug am Samstag startet um 12 Uhr vom Kurfürstendamm Ecke
Joachimsthaler Straße und endet am Brandenburger Tor.
21 Jul 2017
## AUTOREN
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| Hülya Gürler |
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