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New York taz | In den klassischen Wahlumfragen liegen beide Kandidaten etwa
gleichauf: Bei der New York Times beispielsweise [1][führt Kamala Harris
mit 49 Prozent nur knapp vor Donald Trump (48 Prozent)]. Bei Wettanbietern
sieht das anders aus: Auf [2][Polymarket, einem Anbieter für Wetten aller
Art], liegt Trump mit fast 62 Prozent vorne.
[3][Mehr als eine Milliarde US-Dollar wetteten Nutzer bisher auf die
US-Wahl]. Die Plattform selbst gab ein Wettvolumen von mehr als zwei
Milliarden US-Dollar an, was jedoch laut dem amerikanischen
Wirtschaftsmedium Fortune an inkorrekt ausgewiesenen Wetten liegen soll.
Die Manipulationsvorwürfe, mit denen die Wettplattform sich konfrontiert
sieht, betreffen sogenanntes „Wash Trading“. Dabei wird dasselbe
Finanzinstrument gleichzeitig ge- und verkauft, um künstlich das
Handelsvolumen zu erhöhen. Dadurch entsteht der Eindruck, das
Finanzinstrument sei begehrter, als es tatsächlich der Fall ist.
Darüber hinaus soll ein Franzose sich mit gleich vier Accounts auf der
Plattform angemeldet und insgesamt 28 Millionen US-Dollar auf einen
Wahlsieg Trumps gesetzt haben. Das sieht dann irreführenderweise so aus,
als ob statt einer vier Personen hohe Summen auf den Sieg des
republikanischen Ex-Präsidenten gesetzt hätten.
## Geldstrafe für Wahlwetten
Noch bis vor Kurzem war es Menschen in den USA verboten, auf den Ausgang
von politischen Ereignissen zu wetten. Deswegen tippten bisher nur Wettende
aus anderen Ländern auf den Kandidaten, von dem sie dachten, dass er die
Wahl gewinnt. Während seit Kurzem auch politische Wetten auf
Wettplattformen wie Kalshi und Interactive Brokers erlaubt sind, ist
Polymarket, auf der alle Wetten ausschließlich per Kryptowährung
abgewickelt werden, in den USA weiterhin verboten. Weil es als nicht
registrierte Plattform Wahlwetten annahm, belegte die amerikanische
Regulierungsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) das
Unternehmen im Januar 2022 mit einer Geldstrafe in Höhe von 1,4 Millionen
Dollar und erließ eine Unterlassungsanordnung, die das Unternehmen vom
heimischen Markt ausschloss.
Gewettet wird auf Polymarket mit der Kryptowährung USDC – auf den Sieg
eines Präsidentschaftskandidaten, darauf, wer welchen Swing State holt oder
welche der beiden Parteien die Mehrheit im Repräsentantenhaus erlangt. Auch
auf den Ausgang von Reality-Shows, Fußballspielen oder darauf, ob 2024 das
heißeste Jahr seit Beginn der Aufzeichnung sein wird, lässt sich auf
Polymarket Krypto-Geld wetten.
Manipulation soll dadurch verhindert werden, dass die Plattform
blockchainbasiert ist, also die Transaktionen von Nutzern in einer Art
ständig einsehbarem, digitalen Grundbuch dokumentiert werden. Dass das
nicht immer klappt, zeigt der genannte Fall des Franzosen, der mit mehreren
Accounts Wetten abgab.
## Milliardenschwere Fans
Milliardenschwere Fans hat Polymarket auch, vor allem auf republikanischer
Seite. Tech-Milliardär Elon Musk etwa behauptete zahlreiche Male, dass die
Seite aufgrund des finanziellen Anreizes akkurater sei als Wahlumfragen.
Investoren des im Jahr 2020 gegründeten Unternehmens sind unter anderem
[4][der Tech-Milliardär Peter Thiel] und Vitalik Buterin, Mitgründer der
zweitgrößten Kryptowährung „Ether“.
Ein weiteres Problem mit Wahlwetten ist genau das, was Musk als Vorteil
bezeichnet – nämlich das Geld. „Genauer als Umfragen, denn es geht um
echtes Geld“, schrieb Musk über Polymarket am 7. Oktober. Jedoch entsteht
dabei das Problem, dass in einer ungleich verteilten Welt immer entsteht,
wenn Geld im Spiel ist: Nicht jeder hat die gleiche Stimmkraft, sondern
der, der das meiste Geld setzt.
5 Nov 2024
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