|
taz: Herr Hopp, welche Lücke soll der jetzt erstmals in Hamburg
stattfindende [1][Rote Salon] schließen?
Michael Hopp: Es soll eine neue Plattform werden, auf der Autoren
politischer Bücher Gelegenheit haben, diese vor Publikum vorzustellen. Dazu
sind zweiteilige Veranstaltungen geplant: Zunächst die Buchvorstellung,
entweder nur durch den Autor oder auch in Form eines Gesprächs. Dann können
Fragen gestellt werden. Der Bedarf besteht schon wegen des Rückgangs
[2][der politischen, der linken Buchhandlungen] in Hamburg. Und es gibt
überhaupt zu wenige Locations, für die man nicht teuer bezahlen muss.
Sie machen das aber nicht alleine, wenn ich richtig verstehe, sondern haben
Bündnispartner.
Genau: die [3][Marxistische Abendschule Masch] und den Hamburger Verband
[4][„Liste unabhängiger Verlage“ (LUV)]. Der Gedanke ist einerseits, sich
mit der Entwicklung linker Politik zu beschäftigen – auf der anderen Seite
fände ich es aber auch toll, wenn sich der eine oder andere linke Verlag
unterstützen ließe.
Wann sind sie auf die Idee gekommen? Wie lange hat es gedauert bis zur
Premiere?
Das ist eine persönliche Geschichte. In meinem, sagen wir: vorigen Leben,
hatte ich eine [5][Content-Marketing-Agentur]. In dem Rahmen habe ich schon
damit begonnen, Veranstaltungen zu machen, unter anderem den „Blattkritik
Salon“.
Da wurden Print-, Online- und Hybridmedien „vorgestellt und im Hinblick auf
medienübergreifende Strategien diskutiert“.
Das war noch die große Zeit der Magazine und Zeitschriften. Der „Content
Haus Salon“, später, das war dann schon die Zeit, in der das Redaktionelle
zum Content wurde. Ich habe mir gedacht: Es könnte doch interessant sein,
wenn ich die Erfahrung, die ich in einem anderen, zugegebenermaßen
kommerziellen Umfeld gemacht habe, anwende für das Thema linke Politik.
Die Abende selbst werden dabei flankiert von einem Online-Angebot.
Ja, die Veranstaltungen sind eigentlich nur ein, wenn auch der zentrale
Punkt. Den möchte ich mit Inhalt begleiten. Da gibt es etwa vorab etwas in
meinem Blog, drei, vier Wochen lang jeweils einen Beitrag; und
Nachberichterstattung. Sodass wir das ganze Jahr hindurch eine Art
Grundrauschen erzeugen.
Erster Gast ist [6][Susan Neiman], Philosophin und zuletzt [7][Verfasserin
des Buchs „Links ≠ woke“]. War diese Besetzung Ihr Wunsch oder hat sie sich
einfach so ergeben?
Beides: Ich habe bei ihr angefragt, mit nur geringer Hoffnung. Aber dann
haben wir sie erstaunlicherweise gekriegt. Ich meine: Ich bin ja noch
völlig unbekannt als Veranstalter in diesem Sinne. Sie ist ja auch gar
nicht bei einem der erwähnten unabhängigen Verlage.
Das Buch ist eine – nicht unumstrittene – Verteidigung eines linken
Universalismus gegen, verkürzt gesagt, die Identitätspolitik.
Mal sehen, ob wir diese Flughöhe werden halten können, diese
perspektivische Auseinandersetzung mit großen Themen und prominenten
Autoren … Da hatte ich wirklich Glück.
Selbst wenn man ihr nicht durchweg zustimmt: Über Neimans Ansatz lässt sich
bestens diskutieren. Wie könnte es weitergehen?
Was schon im Programm steht, ist ein Abend mit Achim Szepanski …
… einst Betreiber des [8][experimentellen Techno-Plattenlabels Mille
Plateaux] …
… und seinem Buch „Kapital und Macht im 21. Jahrhundert“ im [9][Pudel
Club]. Das wäre dann ein etwas anders gelagerter Abend, auch mit höherem
Risiko behaftet: ob das wirklich funktioniert – die Mischung aus Marxismus
und Club-Musik.
3 Feb 2024
## LINKS
|