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Das Bild zeigt einen Wald. Durch seine Mitte führt eine Allee mit gräsernem
Boden. Am Rande des Waldes sitzen Menschen, zwischen den Bäumen reitet eine
Person auf einem Pferd vom linken Bildrand in Richtung Allee. Es wirkt wie
ein Bild des Surrealisten René Magritte, doch Bäume und Reiter sind nicht
zerteilt, und das Bild gehört zu einem der Entwürfe für die Gestaltung des
Tempelhofer Feldes, die beim Wettbewerb der Senatsverwaltung für
Stadtentwicklung in die engere Auswahl gekommen waren. Die sechs Entwürfe
werden in einer Ausstellung gezeigt.
Voll ist es nicht an diesem Montagmittag in dem Raum neben dem Lichthof in
der Senatsverwaltung, wo die Ausstellung zu sehen ist. Nebenan ist das
Berliner Zentrum in riesigen Modellen aufgebaut, Stadtführer mit
Besuchergruppen wandern darum herum und erklären, wo einst die Mauer
verlief. In die Ausstellung zu den Entwürfen für das Tempelhofer Feld
verirrt sich kaum jemand.
Einer der Wenigen, die den Weg gefunden haben, ist Gunter Mann. Er wohnte
in der Einflugschneise des ehemaligen Flughafens und ist froh, dass er die
Zeiten des Lärms jetzt hinter sich hat. Mann will wissen, was sich vor
seiner Haustür ändern wird in den nächsten Jahren - deshalb ist er hier.
Drei Jahre hatte das Verfahren gedauert, in dem die Senatsverwaltung Pläne
für die Parkgestaltung entwickeln wollte. Es gab Bürgerwochenenden und
Fragebögen, um herauszufinden, was die Anwohner wollen, es gab
Ausstellungen der verschiedenen Entwurfsphasen, und vor einem Monat fiel
die Entscheidung für den Siegerenwurf: Er sieht unter anderem Wege in
elliptischen Formen vor, eine Wasserfläche, die im Winter zur Eislaufbahn
wird, einen zentralen Pavillon und am östlichen Rand des Feldes einen 60
Meter hohen Berg.
Die Ausstellung zeigt den Siegerentwurf als einzigen nicht nur auf
Plakaten, sondern auch im Modell. Der Berg ist hier ein bisschen kleiner
geraten, als sich die planenden Architekten das vorstellten, nicht dreimal
so hoch wie die benachbarten Altbauten im Schillerkiez, sondern nur etwa
doppelt so hoch. "Der Siegerentwurf ist schon der, der am besten wirkt",
findet Mann. Er erkenne hier am ehesten ein Konzept, die anderen wirkten
"durcheinander". Hier ein Pavillon, dort ein Bauernhof und bewegliche
Bäume, deren Standort verändert werden kann.
Vor allem sehen die Entwürfe einander ziemlich ähnlich: Viel Grün, neu
angelegte Wege, meistens Wasserflächen. Die Unterschiede liegen in den
Details: Mal ist der Weg eher stegartig aus Holz, mal aus Beton, mal sind
die vorgesehenen Wasserflächen künstlich, einmal gibt es eine natürlicher
wirkende Auenlandschaft. Sämtliche Entwürfe versuchen den unerfüllbaren
Spagat zwischen dem Wunsch nach Gestaltung und dem Wunsch, nicht zu viel zu
gestalten.
So sehen das auch die Besucher: "Das Grundkonzept ist bei allen mehr oder
weniger gleich", findet Detlef Wendenburg. Er ist aber froh, dass gar nicht
so viel geändert werden soll: Dass die Weite und das Grün erhalten bleiben,
dass höchstens der Rand bebaut wird, das sei ihm wichtig. "Sieht gut aus",
sagt er über den Siegerentwurf. Er könne aber mit jedem anderen ebenso gut
leben. Am besten gefällt ihm die von Bäumen gesäumte Allee, die allerdings
nicht zum Siegerentwurf gehört.
"Manche Sachen sind schon ein bisschen spinnert", sagt Mann und zeigt auf
eine Tafel. "Vertikales Urban-Farming-Bistro" steht über dem Bild, das eine
Art begrüntes Gasometer zeigt. Gemüseanbau auf mehreren Ebenen hätte es
geben können, wäre dieser Entwurf zum Sieger gekürt worden. Genauso wie die
terrassenartigen Gestelle, die zum Blick auf den Sonnenuntergang einladen
sollen, die Pagode und die eigene Währung für Wirtschaft auf dem
Tempelhofer Feld, der "Tempelhofer", werden die gestapelten Beete Ideen
bleiben. Auch ob der Siegerentwurf so umgesetzt wird, wie es die beiden
Architektenbüros in ihren Plänen vorsehen, wird sich vermutlich erst in den
nächsten Jahren zeigen. Zum Beispiel, ob die Wasserfläche dann einen Zaun
braucht und der Berg doch als zu teuer, zu hoch oder einfach zu unpassend
verworfen wird.
16 May 2011
## AUTOREN
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