# taz.de -- Ende des Brics-Gipfels: Guterres diskreditiert die Vereinten Nationen

> Der UN-Generalsekretär hat sich von Putin einladen lassen und mit ihm
> friedlich vor Kameras posiert. Damit hat er den Westen verraten.
Ob in Kasan die Häppchen besser schmecken als woanders? Süßer, sahniger,
deliziöser als in der Schweiz? Dorthin, auf den Bürgenstock, wo in diesem
Juni knapp 60 Staaten zusammenkamen, um über Wege aus dem Krieg in der
Ukraine zu beraten, hat sich der UN-Generalsekretär Antonío Guterres
nämlich nicht begeben. Wie auch der, der diesen Krieg überhaupt in Gang
gesetzt hatte: Russlands Präsident Wladimir Putin. Er bezeichnet diesen
Krieg, bei dem die russische Armee seit fast 980 Tagen sein Nachbarland
zerstört, weiterhin als „militärische Spezialoperation“.

Nun treffen sich [1][Guterres und Putin aber in Kasan]. Der höchste
Repräsentant des Völkerrechts kostet tatarisches Süßgebäck bei einem
Verächter des Völkerrechts. „Ja, schmeckt“, nickt er. Was für ein Geschenk
für Putin! Zumal Guterres ganz vertrauensselig in die Kameras blickt und
seinen Sprecher ausrichten lässt, es sei „Standardpraxis“, zu Brics-Gipfeln
zu reisen. Schließlich kämen in Kasan wichtige Staaten zusammen.

Standardpraxis, das Völkerrecht ad absurdum zu führen? Standardpraxis, den
völkerrechtswidrigen Krieg, den Putin gegen die Ukraine führt, mit seinem
Besuch am runden Tisch der Brics-Gruppe in Russland zu normalisieren? Damit
hat Guterres die UN diskreditiert. Er findet offenbar nichts dabei. Und er
findet nichts dabei, wenn [2][Staaten wie Iran, China und Russland] auf
offener Bühne vom „diktatorischen Westen“ faseln, wenn sie verlogen von
einem „demokratischen wie transparenten System“ sprechen, das
„Menschenrechte fördert“, und welches sie innerhalb der Brics-Gruppe
aufgebaut hätten.

Er findet offenbar nichts dabei, dass die Ukraine in der
Abschlusserklärung noch weit hinter dem Schutz von Großkatzen auftaucht. Er
sitzt da, bohrt sich im Ohr und sagt: „Wir brauchen Frieden.“ Kein
Staatenlenker, der am Tisch in Kasan Platz nimmt, der fröhlich mit dem Fuß
wippend den Klängen von „Kalinka“ im Kasaner Kreml zuhört, verurteilt Putin
für das, was der Diktator der Ukraine und auch seinem eigenen Land antut.
Auch Guterres tut das nicht, mag er auch auf die UN-Charta samt
territorialer Integrität aller Länder hinweisen. So spielt er das
Propagandaspiel Putins mit und lässt sich von staatstreuen russischen
Medien vorführen.

[3][Guterres liefert autoritären Staaten, die sich in der Putin-Show
sonnen, die Bestätigung] für all das, was diese Staaten ohnehin genüsslich
von sich geben: Der Westen sei am Ende. In Kasan wird dem Westen
demonstrativ die Tür gewiesen. Und der einzige anwesende Vertreter des
Westens lässt sich das gefallen.

24 Oct 2024

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## AUTOREN
Inna Hartwich
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