# taz.de -- Die Folgen der Trassenpreiserhöhungen: Bahnfahrt nach Absurdistan

> Die Nachrichten rund um die Bahn erscheinen wie Realsatire. Beim
> öffentlichen Verkehr geht es derzeit nur in eine Richtung: abwärts.
Es klingt wie ein Witz aus einer Satiresendung: Ein [1][Tempolimit für
ICE] soll die Fahrplankrise der Deutschen Bahn lindern, fordert der
Vorsitzende der Eisenbahnergewerkschaft, Martin Burkert. Durch die
Drosselung der Geschwindigkeit von 250 auf 200 Stundenkilometer soll so
während der Generalsanierung des Schienennetzes das Zeitmanagement der Bahn
wieder stabiler werden.

Die Vorschläge für Besserungen bei der angeschlagenen Bahn werden immer
absurder. Beim öffentlichen Verkehr in Deutschland geht es abwärts, nicht
voran.

[2][Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP)] und seine
Kabinettskolleg:innen sind zwar nicht für das Desaster bei der
Deutschen Bahn verantwortlich, das sind frühere Regierungen. Aber mit ihrer
Haushaltspolitik verschärft die Ampel sehenden Auges die Krise des
Schienenverkehrs.

Weil sich die Spitzen von SPD, Grünen und FDP im Haushaltsstreit nicht
einigen können, wollen sie der Bahn statt Zuschüssen Milliarden in Form von
Darlehen und einer Eigenkapitalerhöhung geben. Denn das ist nicht
schuldenbremsenrelevant. Weil die Bahn eine bestimmte
Eigenkapitalverzinsung erreichen muss, droht eine drastische Anhebung der
Trassenpreise. Diese Schienenmaut müssen Verkehrsunternehmen für jeden
gefahrenen Kilometer an die Bahn-Tochter InfraGo zahlen, auch die Deutsche
Bahn selbst.

## Grundfalsche Weichenstellung

Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) will durch Eingriffe in die
Vorschriften für die Eigenkapitalverzinsung der Deutschen Bahn die
anstehende Erhöhung dämpfen, aber ob das gelingt und reicht, ist offen. Es
hilft nur eins: Die Ampel muss wie ursprünglich geplant der Deutschen Bahn
Zuschüsse zahlen und die Unsicherheit über die Trassenpreise beenden. Der
Kollateralschaden der Haushaltstricksereien wäre zu hoch. Steigt die
Schienenmaut, werden auch Ticketpreise und Transportkosten für Güter höher.

Die Konsequenz: Leute werden noch mehr vor dem Bahnfahren zurückschrecken
und lieber das Auto nehmen, die Verlagerung von Gütertransporten von der
Straße auf die Schiene wird noch schleppender vorankommen. Angesichts von
Klimakrise und Verkehrskollaps auf den Straßen ist diese Weichenstellung
grundfalsch.

Dass für den Personentransport auf der Schiene eine Maut fällig wird, für
Pkw auf Autobahnen aber nicht, ist ohnehin absurd. Lkw müssen zwar auf
Fernstraßen eine Maut zahlen, aber die ist nicht hoch genug. Ihr
Wettbewerbsvorteil wird durch weiter steigende Trassengebühren noch größer.
Aus gutem Grund sprechen Verkehrsverbände von einem Konjunkturprogramm für
den Transport per Lastkraftwagen. Das darf es nicht geben.

21 Aug 2024

## LINKS
[1] https://www.deutschlandfunk.de/bahn-fahrplaene-nur-mehr-geschaetzt-interview-martin-burkert-evg-chef-dlf-2b537ee3-100.html
[2] /Schlechte-Leistung-der-Deutschen-Bahn/!6022792
## AUTOREN
Anja Krüger
## TAGS
Deutsche Bahn
Volker Wissing
Lkw
GNS
Verkehrswende
Verkehrswende
Güterverkehr
Podcast „Bundestalk“
Schwerpunkt Klimawandel
Bahn
## ARTIKEL ZUM THEMA
Trassenpreise steigen: Mehr Geld für den Güterverkehr auf dem Gleis
Verkehrsverbände fürchten die steigende Schienenmaut und fordern mehr
Unterstützung. Sonst drohe die Verlagerung von Güterverkehr auf die Straße.
Sanierungsplan für die Deutsche Bahn: Wissing wünscht sich was
Der Bundesverkehrsminister will, dass die Bahn pünktlicher wird und
effizienter arbeitet. Expert:innen verlangen dafür mehr konkrete
Vorschläge.
Güterverkehr bei der Deutschen Bahn: DB Cargo unter Druck
Die EU-Kommission dringt darauf, dass die Güterverkehrstochter der Bahn
finanziell allein klarkommen muss. Ohne Hilfe des Mutterkonzerns.
Podcast Bundestalk: Ist die Bahn noch zu retten?
Die Deutsche Bahn hat die „Riedbahn“ gesperrt. Mit der Grundsanierung will
die Bahn bis 2030 wieder gut aufgestellt sein. Ist das möglich?
Forderung der Union: Rote Karte für Bahn-Chef Lutz?
Viel zu selten pünktlich bei der EM: CSU-Mann fordert personelle
Konsequenzen für die Bahnbosse. Der Konzern sei „keine Visitenkarte für
Deutschland“.
Bericht der Monopolkommission: Unzufrieden mit Bahn und Handel
Die Monopolkommission kritisiert hohe Boni für Bahnvorstände. In der
Lebensmittelbranche verschiebe sich die Macht von Landwirten zu
Einzelhändlern.