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Tel Aviv taz | Etwa neun Monate nach dem Angriff militanter Palästinenser
auf Südisrael am 7. Oktober veröffentlicht die Menschenrechtsorganisation
Human Rights Watch (HRW) [1][einen detaillierten Bericht] über die von den
Militanten damals begangenen Verbrechen. Das Fazit ist eindeutig: Die
Gruppen, so HRW, hätten multiple Verstöße gegen das internationale Recht
begangen, unter anderem gezielte Angriffe auf Zivilisten, grausame
Behandlung sowie die Gefangennahme von Geiseln.
Nun fragen sich viele in Israel: Dafür hat die Organisation mehrere Monate
gebraucht? Die Kritik, dass [2][HRW sich propalästinensisch] positioniere,
übt Israel immer wieder.
Tatsächlich offenbart der Bericht keine grundlegend neuen Fakten, doch er
fasst ausführlich zusammen, was HRW über den Angriff am 7. Oktober anhand
vieler Zeugen und Experten zusammengetragen hat.
So geht HRW etwa im Detail auf die Frage ein, wer von palästinensischer
Seite an dem Angriff beteiligt war. Die Attacke sei organisiert und lange
im Voraus geplant gewesen. Nicht nur von der Hamas und dem
Palästinensischen Islamischen Dschihad, über deren Teilnahme hinlänglich
berichtet wurde.
## Gemeinsames Kommandozentrum
Insgesamt waren laut HRW fünf bewaffnete Gruppen beteiligt: die
[3][Qassam-Brigaden], der bewaffnete Arm der Hamas, und die Quds-Brigaden,
die dem Palästinensischen Islamischen Dschihad angehören. Außerdem waren
der bewaffnete Arm der Demokratischen Front für die Befreiung Palästinas
beteiligt, die Omar al-Qasim-Brigaden, sowie die Abu Ali Mustafa-Brigaden
der Volksfront für die Befreiung Palästinas und die früher der Fatah
zugehörigen Aqsa Märtyrer-Brigaden.
Das Training für den Übergriff erfolgte gemeinsam, schreibt HRW. Die
Gruppen waren Teil eines „gemeinsamen Kommandozentrums“, trotz sonstiger
politischer Differenzen. Zivilisten aus Gaza, die keiner der bewaffneten
Gruppen angehören, hatten sich laut HRW an den Übergriffen beteiligt.
Die von der Nachrichtenagentur AFP veröffentlichten Opferzahlen hat HRW
gegengecheckt. Sie kommen auf die gleiche Zahl: Genau 1.195 Tote, davon
mindestens [4][282 Frauen] und [5][36 Kinder], sowie 79 Staatsbürger
anderer Länder. Von den 1.195 Toten seien 815 Zivilisten.
Im Rahmen der Erstellung des Berichts schickte HRW auch einen Fragenkatalog
an die Hamas. Die antwortete mit einem langen Brief, in dem sie angab,
Hamas habe sich an das internationale Recht gehalten. Die hohe Zahl von
getöteten Zivilisten schiebt die Gruppe auf „Menschen, die mit
palästinensischen Gruppen, die nicht Teil der Militäraktion waren“,
mitgegangen seien.
Dies habe den Plan, eine Operation gegen militärische Ziele durchzuführen,
verändert. HRW weist diese Erklärung zurück und hält fest, dass
Hamas-Kämpfer bei Weitem den größten Anteil unter den einfallenden
Militanten ausmachten.
## Sexualisierte Gewalt und Vergewaltigungen
Der Bericht von HRW geht außerdem auf den Vorwurf des sexuellen Missbrauchs
und der geschlechtsspezifischen Gewalt durch die palästinensischen
Milizionäre ein. Die Organisation selbst konnte nach eigenen Angaben durch
Interviews mit Überlebenden des 7. Oktobers keine „verifizierbaren
Informationen“ sammeln.
HRW bezieht sich daher auf einen Bericht des Sonderbeauftragten der
Vereinten Nationen für Sexuelle Gewalt in Konflikten aus dem März. Der kam
damals zu dem Schluss, dass es „berechtigten Grund zur Annahme“ gebe, dass
es zu sexualisierter Gewalt, Vergewaltigung und Gruppenvergewaltigungen
gekommen sei.
17 Jul 2024
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