# taz.de -- Fernsehfilm
Schröder-Dokumentation im Ersten: Putins Kumpel teilt aus
Eine Doku zu Gerhard Schröder arbeitet sich am Zynismus des Altkanzlers ab.
Sogar der Filmemacher ist genervt, doch es gibt erhellende Momente.
80. Fall des ZDF-Krimis „Wilsberg“: Der immer gleiche Muff und Witz
Auch zum Jubiläum muss der Münsteraner Privatdetektiv Wilsberg ohne Handy
und Auto auskommen. Und die Bielefeld-Witze fehlen auch nicht.
ARD-Doku „Ernstfall – Regieren am Limit“: Olaf starrt aus dem Fenster
Der Produzent und Autor Stephan Lambys hat für seinen Film „Ernstfall –
Regieren am Limit“ zwei Jahre lang die Ampel-Regierung begleitet – sehr
nah.
Arte-Fernsehfilm „Das bleibt unter uns“: Tot ist billiger
Eine illegal beschäftigte Reinigungskraft hat in „Das bleibt unter uns“
einen schweren Unfall. Doch ihre bürgerlichen Auftraggeber denken nur ans
Geld.
ZDF-Film „Um die 50“: Altern in Echtzeit
Ralf Huettner und Dominic Raacke haben mit „Um die 50“ eine Fortsetzung
ihrer flotten 1990er-Serie geschrieben. Leider völlig unglaubwürdig.
Erster „Tatort“ nach der Sommerpause: Hund, Katze, abgetrennte Finger
Der Tatort ist aus der Sommerpause zurück. Der Fall aus Frankfurt ist ein
klassischer „Whodunit“ – und angenehm unambitioniert.
ARD-Thriller „Gefangen“: Haus mit Wolf
Ein Polizist wird Zeuge eines tödlichen Unfalls. Und versenkt sich im
surreal anmutenden ARD-Thriller tief in das Leben der Verstorbenen.
Krimireihe „München Mord“: Es plätschert so dahin
Diese Woche will unser Kolumnist keinen „Tatort“. Er weicht auf den
ZDF-Krimi aus, der allerdings nur mit altbackenen Dynamiken spielt.
Ani-Verfilmung im ZDF: „So gerne aufs Land“
Von und mit Friedrich Ani, das verspricht tolles Fernsehen. Aber die
Unmittelbarkeit von Regisseur Jan Bonny ist auch schwer auszuhalten.
Tatsachen-Krimi mit Heino Ferch: Die Mafiamorde von Gladbach
True Crime, jetzt auch öffentlich-rechtlich. Heino Ferch klärt als
Kommissar Thiel die Mafiamorde von Duisburg auf – allerdings nicht in
Duisburg.
ARD-Thriller „Wendezeit“: Die Spionin, die aus der Kälte kam
Den Tag der Deutschen Einheit lässt sich die ARD nicht entgehen. Am
Vorabend läuft ein Agentinnenthriller aus der Zeit des Ost-West-Konflikts.
Aussteiger-WG-Film „Die Kommune“: Schöner wohnen mit Arte
Filme über WGs sind mittlerweile fast ein eigenes Genre. Arte zeigt nun
einen aus Dänemark. Der lohnt sich – besonders wegen des Mobiliars.
Fernsehfilm-Zweiteiler „Bier Royal“: Mit Bier wird vieles leichter
In „Bier Royal“ streitet sich eine Familie um eine traditionsreiche
Brauerei. Es war höchste Zeit für einen Mehrteiler über München und Bier.
Fernsehfilmfestival in Baden-Baden: Der Voltaire der ARD
Beim 30. Fernsehfilmfestival in Baden-Baden wurde der Filmproduzent Hans
Albich gewürdigt. Die Jury war in diesem Jahr jünger und weiblicher.
Fernsehfilm über die RAF: Darf man das?
Der ZDF-Zweiteiler „Der Mordanschlag“ nimmt sich erstaunliche Freiheiten in
der Umdeutung von Nachwendezeit und RAF-Terrorismus.
Mystery-Reihe beim NDR: Innere Unruhe, äußerer Schrecken
Hexenjagd, Moor und Realitätsvernebelung: Die Mystery-Filme, die der NDR in
seiner „Nordlichter“-Reihe zeigt, passen gut zum ungemütlichen Zeitgeist.
ARD-Zweiteiler „Gladbeck“: Reales Gangsterdrama
Mit „Gladbeck“ inszeniert die ARD das Versagen von Polizei und Medien bei
der traumatischen Geiselnahme vor dreißig Jahren.
Verfilmter Justizskandal: Die Geschichte des Gustl Mollath
Hans Steinbichler erzählt den Fall von Gustl Mollath aus dessen
Perspektive. Rechtsstaatliche Verfahren taugen eben für spannende Fikton.
ARD-Film über Erich Kästner: Eskapismus und Trotz
Seine Bücher wurden verbrannt, er blieb trotzdem: „Kästner und der kleine
Dienstag“ zeigt das Leben Erich Kästners unter den Nazis.
Terror im deutschen Fernsehfilm: Zweifel? Niemals!
Oft drückt sich der deutsche TV-Film vor politischen Themen. Außer wenn es
um Terror geht. Über den ZDF-Zweiteiler „Verlorene Sicherheit“.
ARD-Komödie über Alzheimer: Moral der ganz schlichten Art
Hartmuts Frau Erika hat die letzten 40 Jahre vergessen – also lässt er für
sie die Siebziger aufleben. Ein Feelgood-Film über Demenz.
Lars Kraumes „Familienfest“ im ZDF: Happy Birthday, Arschloch!
Ein prominentes Schauspieler-Ensemble trifft sich zum Zank am gedeckten
Tisch. Der Film ist genretypisch und erwartbar unsubtil.
ARD-Film „Terror – Ihr Urteil“: Und was sagen Sie?
Ein Soldat hat ein von Terroristen entführtes Flugzeug abgeschossen, nun
steht er vor Gericht. Das Urteil fällt das Publikum vor den Fernsehern.
Filmkomödie „Weissagung“ auf Arte: Geht gut ohne Schweighöfer
Hübsch, charmant und lustig: Komödien können die Franzosen. Das zeigt auch
der Arte-Film „Weissagung“ mit Manu Payet in der Hauptrolle.
ARD-Film „Das weiße Kaninchen“: Jäger und Beute
Starkes öffentlich-rechtliches Fernsehen: der düstere und beängstigend gute
Film „Das weiße Kaninchen“ über Mobbing und Missbrauch.
ARD-Langfilm „Im Spinnwebhaus“: Villa Kunterbunt, schwarz-weiß
Na endlich! Eine Alternative zu den Degeto-Fantasien. „Im Spinnwebhaus“
erzählt im Gewand eines Märchens von auf sich allein gestellten Kindern.
ZDF-Film „Auf das Leben!“: Ein bisschen zu dick aufgetragen
Die Tragikomödie „Auf das Leben!“ diskriminiert 70er-Jahre-Hochhäuser.
Einschalten? Nicht unbedingt – trotz bekannter Besetzung.
Jürgen Vogel über starke Frauen im Film: „Wir Deutsche hängen hinterher“
Schauspieler Jürgen Vogel spielt im ZDF-Film „Vertraue mir“ eine
Nebenrolle. Er wünscht sich noch mehr Geschichten aus weiblicher
Perspektive.
Film „Hirngespinster“ auf Arte: Kopf im Arsch
Christian Bach erzählt von einem Sohn, der sich von seinem
Verantwortungsgefühl emanzipieren muss. Brilliant ist vor allem die
Nebenrolle.
TV-Drama über eine Pastorin: Die Heilige Judith von Brandenburg
Claudia Michelsen spielt in „Im Zweifel“ eine Berufene mit allen
Schwierigkeiten. Keine leichte Kost für einen Samstagabend in der ARD.
ARD-Komödie „Konrad und Katharina“: Räuberpistole mit zwei Alten
Konrad und Katharina werden zu Kindesentführern. Mit Einverständnis des
kleinen Opfers. Eine etwas brave Komödie der „Stromberg“-MacherInnen.
ZDF-Film „Ein großer Aufbruch“: Im Angesicht des Todes
In „Ein großer Aufbruch“ will ein Todkranker stilvoll Abschied nehmen. Doch
Freunde und Familie rechnen mit ihm ab.
Freitagabendfilm „Besuch für Emma“: ARD kann auch gut
Überraschend: „Besuch für Emma“ erzählt von Armut und Einsamkeit mitten in
der Großstadt – und bedient trotzdem keine Klischees.
Fernsehfilm „Krüger aus Almanya“: Paul schafft sich ab
Horst Krause ist diesmal mal nicht Horst Krause. Er ist ein
kleinbürgerlicher Rentner, an dem Pegida Freude hätte – bis er in die
Türkei fahren muss.
Spielfilm über die Nürnberger Prozesse: Das unheimliche Haus
Am Rande der Nürnberger Prozesse: Nazis und frühere KZ-Häftlinge wohnten in
einer Villa. Matti Geschonneck hat „Das Zeugenhaus“ verfilmt.
TV-Produktionsfirma Degeto: Stadt, Land, Schluss?
Lange war Degeto für die flachen Freitags-„Schmonzetten“ in der ARD
verantwortlich. Die Firma will sich nun neu positionieren, bisher ohne
Erfolg.
ARD-Fernsehfilm mit Matthias Brandt: Last Kotzbrocken Standing
Großkopferter Zeitungsverleger, Liebeleien, Politzirkus: „Männertreu“ hat
das öffentliche Erregungstheater fein beobachtet.
Steuerbetrug-Thriller in der ARD: Die Möglichkeit einer Perücke
Als „Die Fahnderin“ ist Katja Riemann auf der Jagd nach einem
Steuerbetrüger. Von ihren Vorgesetzten wird sie dabei im Stich gelassen,
vom Drehbuch auch.
Tragikomödie im Fernsehen: Ein Kopftuchmärchen
In „Dreiviertelmond“ kommt einem Taxifahrer die Frau abhanden und einem
türkischen Mädchen die Oma. Heraus kommt gutes Fernsehen.
Post-DDR im Fernsehfilm: Der besitzergreifende Wessi
Der ZDF-Film „Uferlos“ zeigt Ost-West-Klischees. Die deutsche Idee von
Meins und Deins duelliert mit schwedischem Jedermannsrecht.
ARD-Film über Demenz: Vergebens und vergessen
Der Film „Die Auslöschung“ erzählt vom Kampf eines Mannes gegen den Verlust
seiner selbst. Auf eine präzise Recherche folgt grandioses Schauspiel.
„Unsere Mütter, unsere Väter“: Wieder nur ein deutscher Film
Am Mittwoch strahlt das ZDF die letzte Folge von „Unsere Mütter, unsere
Väter“ aus. Das angebliche Meisterwerk zeigt: Wir können es einfach nicht.
ARD-Film zum Reichstagsbrand: Herzschmerz und Nazis
„Nacht über Berlin“ zeigt eine Liebe während Hitlers „Machtergreifung“. Die
Kulissen sehen aus wie Kulissen, die Geschichte wirkt sehr konstruiert.
Fernsehfilm „Das andere Kind“: Im bestmöglichen Sinne spröde
Verfilmungen von Charlotte Links Büchern standen in der Vergangenheit für
Kitsch. Dass es besser geht, zeigt „Das andere Kind“ – dank Marie Bäumer.