# taz.de -- Plan für Negativ-Emissionen: CO2-Entnahme ganz bald, fest versprochen!

> CO2 technisch wieder aus der Atmosphäre zu holen, ist noch sehr teuer.
> Forscher*innen haben eine Idee, wie Investitionen angeregt werden
> können.
Berlin taz | Um die Erde zum Ende des Jahrhunderts um weniger als 1,5 Grad
zu erhitzen, müssen wir bereits ausgestoßene Treibhausgase wieder aus der
Atmosphäre holen. So sieht es [1][Ottmar Edenhofer, Chefökonom des
Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung PIK,] und so sieht es auch der
Weltklimarat in seinem Bericht zum Stand der Klimawissenschaft.

Denn sehr wahrscheinlich wird die Erde sich in den nächsten Jahren um über
1,5 Grad erhitzen. Um die Temperaturen wieder zu drücken, müssen
Treibhausgase irgendwohin, wo sie nicht zur Erderhitzung beitragen: in
Wäldern gebunden oder in Mooren zum Beispiel. Edenhofer sagt aber, es
brauche auch neuartige Technologien, [2][die gerade erst entwickelt
werden]. Mit ihnen soll zum Beispiel CO₂ aus der Luft geholt und unter der
Erde gespeichert werden.

Diese CO₂-Entnahme-Technologien „müssen zur Mitte des Jahrhunderts
Milliarden Tonnen CO₂ aus der Atmosphäre entfernen“, sagt Edenhofer,
wahrscheinlich sei die Entnahme von 5 bis 15 Milliarden Tonnen des
Treibhausgases nötig. Aktuell sind die Technologien aber nicht marktreif.
Das PIK und die Kreditanstalt für Wiederaufbau haben [3][nun eine Studie
vorgestellt], in der sie vorschlagen, in den europäischen Emissionshandel
(ETS) sogenannte Clean-up-Zertifikate zu integrieren.

Im ETS müssen alle Unternehmen der Energiebranche und Industrie für jede
Tonne ausgestoßenes CO₂ ein Zertifikat kaufen. Die Zahl dieser Zertifikate
ist gedeckelt und sinkt immer weiter, bis in den späten 2030er Jahren
überhaupt keine mehr ausgegeben werden. Dann dürfen diese Sektoren auch
kein CO₂ mehr ausstoßen. So will die EU klimaneutral werden.

## Ein glaubwürdiges Versprechen ist nötig

Diesen Mechanismus wollen sich die Autor*innen der Studie zunutze
machen. „Die Grundidee ist, dass es im ETS keine Möglichkeit gibt, auf
Negativemissionen zu kommen. Das geht nur, wenn es jetzt ein glaubwürdiges
Versprechen gibt, Geld für die CO₂-Entnahme beiseite zu legen“, sagt der
Ökonom und Co-Studienautor Matthias Kalkuhl. Dieses Versprechen sollen die
Clean-up-Zertifikate geben.

Sie funktionieren wie die normalen CO₂-Zertifikate, nur sind sie etwas
billiger, weil sich die Unternehmen dazu verpflichten, das ausgestoßene CO₂
[4][zu einem späteren Zeitpunkt wieder aus der Atmosphäre zu holen].
Dadurch schaffe man Nachfrage für CO₂-Entnahme in der Zukunft, für die die
Unternehmen dann selbst verantwortlich sind.

So sollen sie dazu gebracht werden, in entsprechende Technologien zu
investieren. Bricht ein Unternehmen sein Entnahme-Versprechen, wird eine
vorher hinterlegte Sicherheitszahlung eingezogen, mit der dann stattdessen
die CO₂-Entnahme bezahlt werden kann.

Co-Autor Kalkuhl gibt zu, dass die Vorschläge noch sehr theoretisch sind.
Aber „die Alternative ist, dass die Regierungen die CO2-Entnahme selbst
subventionieren. Dafür ist Geld nötig und jeder Sektor wird Forderungen
anmelden und lobbyieren. Da ist der Emissionshandel neutraler.“ In jedem
Fall müssten die Regierungen die CO2-Entnahme-Technologie auch von sich aus
fördern, so die Studienautor*innen.

14 Nov 2024

## LINKS
[1] /Gutachten-zum-Klimaschutz/!5836364
[2] /Harte-Kritik-an-Klimaminister/!6013832
[3] https://zenodo.org/records/14056020
[4] /CO-Abscheidung-bei-der-Hannover-Messe/!6003357
## AUTOREN
Jonas Waack
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