# taz.de -- Iranische Fußballerin unter Druck: Torjubel mit Folgen

> Fußballerin Zahra Ghanbari gerät ins Visier der Tugendwächter im Iran.
> Ihr war der Hidschab während eines Spiels vom Kopf gerutscht.
Zahra Ghanbari spielt wieder Fußball. Beim 7:0-Erfolg des FC Khatoon Bam
gegen Taran Alborz in der höchsten iranischen Frauenliga erzielte die
Stürmerin vier Tore. So kennt man die Torschützenkönigin der vergangenen
Saison, die auch Kapitänin der Nationalmannschaft des Iran ist. Wenn sie
spielt, trifft sie fast immer.

Und doch sorgte ihr Auftritt am Wochenende für Aufsehen. Dass sie überhaupt
auf dem Platz stand, war die Nachricht des Spieltags. In der Woche zuvor
fehlte sie ihrem Team, das auch wegen ihrer Tore Serienmeister im Iran ist.
Offiziell hieß es, sie sei verletzt. In Wahrheit hatte man sie aus dem
Verkehr gezogen, weil sie in den Augen der Tugendwächter der Islamischen
Republik auf dem Platz gegen die strikten Kleidervorschriften verstoßen
hatte, [1][die für sporttreibende Frauen im Iran gelten.]

Zwei Wochen zuvor hatte Ghanbari im letzten Spiel der Gruppenphase der
asiatischen Champions League in der Nachspielzeit der Partie gegen BGC
Bundit Asia aus Thailand den entscheidenden Treffer erzielt, der die
Qualifikation für das Viertelfinale bedeutete. Beim Torjubel rutschte ihr
der Hidschab in den Nacken. Unverschleiert feierte sie ihren Treffer.

Das Bild der jubelnden Fußballerin machte in den sozialen Medien schnell
die Runde. Als Ghanbari am darauf folgenden Spieltag in der heimischen Liga
nicht auf der Kaderliste stand, kamen erste Gerüchte auf, sie habe ihren
Platz bei Bam Khatoon ebenso verloren wie den in der Nationalmannschaft.
Auch etliche Medien im Iran berichteten vom Ausschluss der Stürmerin aus
der Liga. Feministische Aktivistinnen begannen daraufhin die Geschichte von
der Bestrafung Ghanbaris zu verbreiten.

## Dank in sarkastischem Ton

Derweil entschuldigte sich der Klub in einem Statement für das Verhalten
von Ghanbari „beim iranischen Volk“. Es habe sich doch nur um ein Versehen
gehandelt. In der unbändigen Freude über den Sieg sei es zu dem Vorfall
gekommen. Ghanbari selbst stellte in einem Interview klar, dass sie in den
18 Jahren, die sie nun Fußballs spielt, „das Nationaltrikot, die
Frauenauswahl und die Flagge meines Landes“ immer respektiert“ habe. Sie
sagte: „Ich habe nie gegen Regeln verstoßen und hege eine besondere Liebe
für mein Land und mein Volk.“ Den Wächtern über die Frauen im Sport
scheinen zufrieden gewesen zu sein mit den Erklärungen der 33-Jährigen.

Dass die ganz genau weiß, welches miese Spiel da mit ihr getrieben wurde,
das machte Ghanbari in einer Story [2][auf ihrem Instagram-Account]
öffentlich. „Ich bedanke mich beim Ministerium für Jugend und Sport dafür,
dass man sich um meine Verletzung gekümmert hat. Gott sei Dank bin ich
wieder gesund und in der Lage, meiner Mannschaft beim nächsten Spiel
helfen“, schrieb sie in sarkastischem Ton und setzte, wie die BBC berichtet
hat, auf diese Art einen unmissverständlichen Schlusspunkt unter ihren
Fall.

Zu einer öffentlichen Erklärung war auch die iranische [3][Sportkletterin
Elnaz Rekabi] gezwungen worden, nachdem sie bei den Asienmeisterschaften in
Seoul 2022 ohne Hidschab in die künstliche Wand gestiegen war. Während
Berichte kursierten, sie stünde unter Hausarrest und ihre Familie sei
enteignet worden, hatte sie öffentlich erklären müssen, ihr gehe es gut und
sie befinde sich in Sicherheit. Sie bedankte sich aber auch bei ihren
Unterstützerinnen, die sie nach ihrer Rückkehr von den Asienmeisterschaften
am Flughafen Teheran begrüßt und gefeiert hatten.

Auch Rekabi ist mittlerweile wieder in den Wettkampfbetrieb zurückgekehrt.
Im Juni 2023 kletterte sie bei einer Weltcup-Veranstaltung in Bozen kurz
darauf bei den Weltmeisterschaften in Bern – mit Hidschab.

4 Nov 2024

## LINKS
[1] /Boykott-des-Iran-im-Sport/!5885857
[2] https://www.instagram.com/zahra__ghanbari9/?hl=de
[3] /Iranische-Kletterin-ist-zurueck/!5937332
## AUTOREN
Andreas Rüttenauer
## TAGS
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