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Da ist die Kaffeemaschine, die morgens heißes Wasser verweigert. Da ist das
E-Auto, das man nicht zum Losfahren kriegt. Da ist die „Service“-Hotline
des Telefonanbieters, bei der wir in der Schleife hängen: Die Maschinen
haben doch längst die Macht übernommen. Insofern ist vielleicht halb so
wild, wovor der frischgebackene Nobelpreisträger für Physik, [1][Geoffrey
Hinton] gerade gewarnt hat. Der Mann hat die [2][künstliche Intelligenz]
immer „intelligenter“ gemacht. Jetzt warnt er davor, dass „letztlich
Systeme entstehen, die intelligenter sind als wir und irgendwann die
Kontrolle übernehmen“.
Hmm. Wäre das so schlimm? Intelligenter als wir, das ist ja nicht so
schwer. Einfach mal aufhören, immer kräftiger am Ast zu sägen, auf dem wir
sitzen. Unsere natürliche „Intelligenz“ jedenfalls führt dazu, dass wir
weiter Treibhausgase ausstoßen, Wälder abholzen, die Meere verdrecken,
Pflanzen und Tiere im großen Stil ausrotten – gegen alle Fakten. Nicht sehr
schlau.
Wäre KI besser? Sie hätte ja alle Daten zur Verfügung. Und dann würde sie
ernst machen mit dem Slogan „Listen to the Science“. Die Roboter würden
nach kühler Ratio, nach logischen und biologischen Kriterien entscheiden –
und nicht danach, welcher Autokonzern in ihrem Wahlkreis investiert.
Logische, aber drastische Entscheidungen wären für die KI kein Problem: Für
die 1,5-Grad-Grenze müssen die weltweiten Emissionen bis 2030 halbiert
werden.
Ergo: Sofort aus der Kohle aussteigen, sofort keine neuen Verbrennerautos
mehr zulassen. Sie würde mit einem Ruck weltweit die Billionen Dollar für
Subventionen an Öl, Gas und Kohle nehmen und damit Erneuerbare bauen,
Klimageld auszahlen und massiv in neue CO2-Abscheidung aus der Luft und in
neue Wälder stecken.
## Durch KI zum Vegetarier
Die Regenwälder wären sicher, denn es gäbe weniger Nachfrage nach Soja:
Wenn die KI nach rationalen Erwägungen entschiede (und weil eine Festplatte
keine Rostbratwürste mag), würden die Menschen ratzfatz zu Vegetariern.
Irgendwann (ziemlich schnell, denke ich) würde die KI merken, dass die
Weltrettung auch gerecht sein muss, dass es außer Naturwissenschaft noch
Sozialwissenschaft gibt. Das wäre dann nicht so schön für die reichen
Industrieländer. Die würden für Jahrhunderte von Überkonsum auf Diät
gesetzt, die deutschen und amerikanischen Steuergelder flössen für
Krankenkassen in Malawi und Radwege in Peru.
Wer das kritisieren wollte, könnte ja gern mal versuchen, gegen ChatGTP zu
argumentieren. Oder von einer KI überhaupt als gleichwertiger
Gesprächspartner wegen fehlender Rechenleistung (7.463 geteilt durch 286?
Na?) ernst genommen zu werden. Kurz: Wir würden auf Befehl der KI endlich
tun, was nötig ist, um die Welt zu retten.
Wenn die KI dann die Welt retten und beherrschen würde – würde sie auch
unsere Fehler machen? Allein die Rechenleistung für die Herrschaft der Bits
und Algorithmen würde so viel Strom fressen, dass die KI plötzlich vor
ähnlichen Sachzwängen wie wir stünde. In den USA etwa soll jetzt wieder ein
Reaktor im Katastrophen-AKW Harrisburg hochgefahren werden, weil
Rechenzentren den Strom brauchen. Allerdings wurde diese Entscheidung von
Menschen gefällt. Eine echte Intelligenz hätte mit dem Blödsinn Atomkraft
gar nicht erst angefangen.
11 Oct 2024
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