# taz.de -- Fußball und Ehrgeiz: Wo die Geranien blühen

> Die Vereine im Mittelfeld der Bundesligatabelle versprühen den Charme
> einer kleinstädtischen Eigenheimsiedlung.
Ganz vorn die, die immer vorn sind. Dahinter die, deren Hoffnungen stets
bitter enttäuscht werden. Und ganz hinten, nun, der [1][FC St. Pauli] und
der [2][VfL Bochum] sind Tabellenkummer gewohnt. Und [3][Holstein Kiel] hat
zwar bislang keine Bundesligaerfahrung, aber die braucht man auch nicht,
um sich auszurechnen, dass der Weg nicht für alle nach oben führen kann.

Bleibt das Tabellenmittelfeld, das an eine dieser kleinstädtischen
Eigenheimsiedlungen mit den sorgsam in dunkelgrünen Kästen angeordneten
roten Geranien vor den Fenstern erinnert, in denen inklusive der Blumen
eigentlich alle permanent ein bisschen unglücklich sind, aber sich
gleichzeitig damit trösten, dass es anderswo ganz sicher schlimmer wäre.
Zum Beispiel zwei Straßen weiter. Was ein Glück, dass man dort nicht leben
muss, ständig den Gestank des Durchgangsverkehrs in der Nase haben zu
müssen, nein danke. Oder im Fall der Geranien bei den blöden Leuten von
gegenüber wohnen zu müssen, die es zuverlässig jedes Jahr schafften,
sämtliche Pflanzen in ihren Blumenkästen schon Mitte Juni vertrocknen zu
lassen, aber das ist ein anderes Thema.

Nein, wenn man es recht bedenkt, hat man es doch recht gut getroffen und
sich vor allem dort, wo man halt nun einmal ist, schön eingerichtet.

Und so könnte auch das Leben im Tabellenmittelfeld ein gemütliches sein,
mit hier mal einem wohligen Überraschungs-Unentschieden und dort mal einem
wonnigen Sieg, wenn sich nicht ständig irgendwer zu motivierenden
Ansprachen verpflichtet fühlen würde. Motivation ist schließlich sehr
wichtig, Fußballer kämen nämlich nie im Leben von selber auf die Idee, dass
zu gewinnen vorteilhafter ist, als zu verlieren.

Bedauerlicherweise ist nicht bekannt, was die Trainer von
[4][Mönchengladbach] und [5][Heidenheim] ihren Schützlingen als Ansporn mit
auf den Weg aufs Spielfeld gaben. Vielleicht wurden die sogenannten
Ostalbstädter mit einem euphorischen „Stellt euch mal vor, wenn heute alles
gut läuft, könnten wir Sonntagabend Siebter sein, Sieb-ter!“ angefeuert,
was jetzt sicher nicht der Überanreiz ist, aber man muss halt mit dem
arbeiten, was man hat. Am Ende gewann allerdings die Borussia 3:2. Und
beide Teams können in der Gemütlichkeit verharren, nur halt ohne rote
Geranien, aber dafür mit neun Punkten. Ist doch auch schön.

21 Oct 2024

## LINKS
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[4] /Borussia-Moenchengladbach/!t5008763
[5] /1-FC-Heidenheim/!t5697707
## AUTOREN
Elke Wittich
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