# taz.de -- Gerechte Sprache im Landkreis Rotenburg: Marco Prietz ist jetzt Landrätin

> In einer Dienstanweisung des Landkreises Rotenburg (Wümme) wird jetzt
> durchgehend die weibliche Form benutzt. Beschlossen hat das ein CDU-Mann.
Hamburg taz | Mit einer Dienstanweisung, in der er weibliche statt
männliche Amtsbezeichnungen verwendet, hat der Landrat des
niedersächsischen Kreises Rotenburg (Wümme), Marco Prietz, Aufsehen erregt.
Denn Prietz ist Mitglied der CDU und sein Landkreis konservativ geprägt.
Entsprechend gemischt fielen die Reaktionen aus. Er erntete haufenweise
Likes, aber auch verärgerte bis bestürzte Reaktionen.

Über den Social-Media-Kanal Instagram erläuterte Prietz, dass in der neuen
Allgemeinen Dienst- und Geschäftsanweisung für den Landkreis „aus Gründen
der besseren Lesbarkeit“ bei Personenbezeichnungen die weibliche Form
verwendet werde. „Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der
[1][Gleichbehandlung für alle Geschlechter].“ Es ist dementsprechend also
auch von Landrätin die Rede, obwohl der aktuelle Landrat ein Mann ist.

„Natürlich klingt das auch für mich zunächst komisch“, räumt Prietz ein.
„Aber ganz ehrlich: Warum müssen immer nur Frauen mit der Erklärung
zurechtkommen, dass [2][mit männlichen Bezeichnungen auch sie umfasst
sind]?“ Männer könnten das auch mal über sich ergehen lassen, ohne dass es
sie in irgendeiner Art und Weise herabsetzen würde.

Prietz, 36, verheiratet, zwei Kinder, ist in Bremervörde geboren und blickt
auf ein langjähriges kommunalpolitisches Engagement zurück, zuletzt als
Fraktionsvorsitzender der CDU im Kreistag. Der [3][Verwaltungsbetriebswirt]
hat beim Landkreis Osterholz gearbeitet und ist 2021 mit 60,4 Prozent für
fünf Jahre zum Landrat des Kreises Rotenburg gewählt worden.

Seine Kontakte in die Gesellschaft pflegt er wie üblich durch eine Reihe an
Mitgliedschaften: unterstützt den „TSV Hönau-Lindorf“ als Pressewart,
gehört dem „Schützenverein Hönau-Lindorf“ sowie der „Schützengesellschaft
zu Bremervörde“ an, ebenso wie dem „Club der Urgemütlichkeit
Hönau-Lindorf“ und dem „Schifferverein Frohsinn“. Er ist förderndes
Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Hönau-Lindorf, zudem in Bremervörde
förderndes Mitglied der „Reservistenkameradschaft RK-7“, und des „Hospizes
zwischen Elbe und Weser“.

Sein ehemaliger Kollege im Kreistag, SPD-Fraktionschef Bernd Wölbern,
bezeichnet Prietz als sehr professionell und strukturiert. „Ich erlebe ihn
als sehr pragmatisch“, sagt Wölbern. Auch, dass in der Allgemeinen
Dienstanweisung nach deren Überarbeitung jetzt die weibliche Form verwendet
wird, hält er für eine Abwägungssache, bei der es in erster Linie um
Praktikabiltität gegangen sei.

## Der Mehrheit angepasst

Der Landrat selbst verweist darauf, dass „die Mehrzahl unserer
Beschäftigten weiblich“ ist. Mit der durchgängig weiblichen Bezeichnung
vermeide der Landkreis in dem Dokument, das die internen Abläufe regelt,
sprachliche Schwierigkeiten. „Die ‚Amtsleitung‘ mag es ja noch geben, aber
die ‚Sachbearbeitung‘ bezeichnet dann ja wohl doch eher die Tätigkeit und
nicht die Person.“

Am wichtigsten sei, dass der Text lesbar bleibe. „Wir [4][verzichten auf
unzählige Doppelpunkte, Schrägstriche] oder Wiederholungen“, schreibt
Prietz. Wer nun in die Dienstanweisung schaue, könne sich auf den Inhalt
konzentrieren.

10 Sep 2024

## LINKS
[1] /Bundesstiftung-Gleichstellung/!6012284
[2] /Mitgruenderin-ueber-Pro-Gendern-Ini/!5977263
[3] https://web.arbeitsagentur.de/berufenet/?path=null%2Fkurzbeschreibung&dkz=59641
[4] /Ini-gegen-Gendersprache-in-Hamburg/!5969840
## AUTOREN
Gernot Knödler
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