# taz.de -- Russische Attacken auf die Ukraine: Koordinierter Raketenangriff

> Zahlreiche Regionen in der Ukraine standen am Montag unter massivem
> Beschuss. Es war einer der größten und längsten russischen Angriffe in
> diesem Jahr.
Kyjiw taz | Russland hat am Montag einen der größten und längsten Raketen-
und Drohnenangriffe auf die Ukraine in diesem Jahr verübt. Auch am
Nachmittag waren noch russische Kamikazedrohnen im ukrainischen Luftraum
unterwegs. Es ist unklar, wie viele der anfliegenden Raketen und Drohnen
von der Luftverteidigung abgewehrt werden konnten. Es gab mehrere Tote und
Verletzte. Bis Redaktionsschluss war das Ausmaß der Schäden noch nicht
absehbar.

Nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj hat Russland
das Nachbarland mit mehr als 100 Raketen und Marschflugkörpern
verschiedener Typen attackiert. Dazu kamen mehr als 100
[1][Shahed-Angriffsdrohnen] iranischer Bauart sowie vergleichbare Modelle.
Der Massenangriff war wohl koordiniert: Schon nach Mitternacht waren aus
verschiedenen Richtungen Drohnen aus Russland in die Ukraine eingedrungen.

In Kyjiw gab es gegen 3 Uhr den ersten Luftalarm, gegen 6 Uhr dann den
zweiten. Gut eine Stunde später kamen Raketen und Marschflugkörper dazu,
die von Flugzeugen aus dem russischen Luftraum abgefeuert wurden. So können
sie von der Ukraine nicht aufgehalten werden: Zum einen [2][darf das Land
westliche Waffensysteme nicht gegen Basen auf russischem Territorium
einsetzen], zum anderen sind sie auch zu weit entfernt.

Der Telegram-Kanal von [3][Kyjiws Bürgermeister Vitali Klitschko]
berichtete von mehreren Explosionen im Stadtgebiet. Ob es sich tatsächlich
um Raketeneinschläge handelte, war noch unklar. „Die Luftverteidigung
arbeitet“, heißt es dort. Wenn sie eine Rakete abfängt, geht das in der
Regel auch mit einer Explosion einher. In der Hauptstadt dauerte der
Luftalarm 7 Stunden und 46 Minuten.

## Versteckt im Korridor

Yulia, die in Kyjiw am östlichen Ufer des Dnipro wohnt, schickt der taz am
Vormittag eine Nachricht: „Mir geht es gut. Ich verstecke mich noch immer
im Korridor“. Wenn es keinen Luftschutzkeller gibt oder man es nicht mehr
dorthin schafft, soll man möglichst einen fensterlosen Raum im Inneren
eines Gebäudes aufsuchen. Sie habe mehrere Explosionen gehört. Als es eine
weitere Explosion gibt, schreibt sie, „Oh mein Gott. Das war nah.“

Ähnliche Meldungen häufen sich den ganzen Vormittag über aus vielen
Regionen in der ganzen Ukraine. Angriffe werden unter anderem aus Odessa,
Dnipro, Krywyj Rih und Saporischschija gemeldet. Auch in den frontnahen
Regionen Sumy und Charkiw im Nordosten gibt es Luftalarm. Die ukrainische
Luftwaffe meldete den Anflug ballistischer Raketen in den Regionen Lwiw und
Wolyn an der polnischen Grenze. Dort, in der Stadt Luzk, schlug eine Rakete
in ein mehrgeschossiges Wohnhaus ein. Dabei soll es Todesopfer gegeben
haben.

## Schutz in der U-Bahn

Die Angriffe galten einmal mehr auch der [4][Energieinfrastruktur der
Ukraine]. Bei Kyjiw wurde ein Wasserkraftwerk angegriffen. Wie groß der
Schaden ist, war am Nachmittag noch nicht klar. In einem Teil Kyjiws setzte
für einige Stunden die Wasserversorgung aus, weil die Pumpen nicht mehr
funktionierten. In den Metrostationen im Zentrum suchten Tausende Menschen
Schutz vor den Luftangriffen.

In Odessa wurde der Tramverkehr eingestellt. Bereits in der Nacht zu
Sonntag war in der Stadt Kramatorsk in der Region Donezk ein Hotel
bombardiert worden. Ukrainische Quellen sprachen von einer Rakete. In dem
Gebäude war auch ein Team der Nachrichtenagentur Reuters untergebracht.
Mehrere Journalisten wurden verletzt, ein Sicherheitsberater getötet.

## Aufrüstung in Belarus

Unterdessen forderte die ukrainische Regierung Belarus auf, seine
Truppenkontingente sowie militärische Ausrüstung von der gemeinsamen Grenze
abzuziehen. Eine erhebliche Anzahl von Personal, insbesondere
Spezialeinheiten, Waffen und militärische Ausrüstung, darunter Panzer,
Artillerie, Antiflugzeugraketen, Luftverteidigungsausrüstung und technische
Ausrüstung seien in der Region Gomel nahe der Nordgrenze der Ukraine
aufgefahren worden. Auch die Anwesenheit von Söldnern der ehemaligen
Wagnergruppe sei erfasst worden, heißt es in einer Erklärung des
Außenministeriums unter Berufung auf ukrainische Geheimdienste vom Sonntag.

Belarus solle unter dem Druck Moskaus keine tragischen Fehler begehen,
forderte die Ukraine. Im Falle einer Verletzung der Staatsgrenze der
Ukraine durch Belarus werde Kyjiw alle notwendigen Maßnahmen ergreifen, um
das in der UN-Charta garantierte Recht auf Selbstverteidigung umzusetzen.

Der Sekretär des belarussischen Sicherheitsrates, Alexander Wolfowitsch,
sprach laut Nachrichtenportal Nastojaschee Vremja von über 17.000 Soldaten,
die an der Grenze stünden. Präsident Alexander Lukaschenko hatte den
Schritt vor einigen Tagen in einem Interview mit dem russischen
Staatssender Rossija 1 damit begründet, dass die Ukraine die 120.000
bereits an der Grenze stationierten Soldaten um weitere aufgestockt habe.

26 Aug 2024

## LINKS
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[4] /Russen-greifen-ukrainische-Kraftwerke-an/!6006986
## AUTOREN
Marco Zschieck
Barbara Oertel
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