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Bangen“, „Geben“, „Warten“ und „Leben“ heißen die vier Folgen der
Doku-Serie „[1][Charité] intensiv – Gegen die Zeit“. Nicht als Titel
geschafft, aber dafür das grundlegende Motiv während nahezu jeder
Erzählminute: das Sterben.
Die Dokumentarfilmer*innen Mareike Müller und Carl Gierstorfer
begleiten für den RBB Menschen, die in zwei Berliner Krankenhäusern, auf
neue Organe warten – und damit neue Lebenszeit. Und Menschen, die bereit
sind, ihre eigenen Organe oder jene von verstorbenen Angehörigen zu
spenden. Zwei Jahre zuvor, in der ersten Staffel, „Charité intensiv –
Station 43“, haben Müller und Gierstorfer bereits nah über Gesundheit und
Wissenschaft berichtet. Damals im Zentrum der Erzählung: der Klinikbetrieb
zu Hochzeiten der Coronapandemie in Deutschland.
Die zweite Staffel ist nun beinahe coronafrei, aber fast noch
emotionaler. Allein durch die Darstellung von Menschen, die monatelang wie
gefangen sind auf einer Herzstation und dort warten. Wie der eine Mann, der
seiner Sportlerjugend hinterhertrauert. Oder ein Familienvater, der
fürchtet, seine Tochter nie als erwachsenen Mensch erleben zu können. Oder
die Angehörigen einer jungen Frau, deren Organe plötzlich versagt haben.
Die Haltung der Filmemacher*innen wird auch ohne Kommentar klar, auch
in den Momenten, [2][in denen einfach die Arbeit von Mediziner*innen
gezeigt wird.] Sie absolvieren routiniert ihre Arbeit, doch die Tests und
die Telefonate mit den Angehörigen gehen ihnen trotz allem nicht leicht von
der Hand.
Die Serie dokumentiert, sie missioniert nicht. Trotzdem gerät sie allein
durch die Themensetzung zur Promo-Show für Organspende. Wer alle vier
Folgen geguckt hat, wird am Ende vermutlich selbst einen
[3][Organspendeausweis in ihren Geldbeute]l oder zumindest einen bestellt
haben.
11 Jan 2024
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