| # taz.de -- Thüringer Neonazis verhaftet: Sie hatten das Ziel, Linke zu töten
> Seit vielen Jahren ist Patrick Wieschke führender Teil der rechtsextremen
> Szene in Thüringen. Nun wurde er mit zwei weiteren Neonazis festgenommen.
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Berlin taz | Bereits seit Monaten hatte die Bundesanwaltschaft gegen
Patrick Wieschke ermittelt, dem Thüringen-Chef und Bundesvorstand von „Die
Heimat“, einst NPD. Am Donnerstag nun ließ sie den 42-Jährigen in Eisenach
festnehmen, zusammen mit zwei weiteren Neonazis. Vorgeworfen wird dem Trio,
Mitglieder oder Unterstützer der [1][rechtsextremen Schlägertruppe Knockout
51] aus Eisenach gewesen zu sein – dessen mutmaßliches [2][Führungsquartett
bereits vor Gericht steht].
Wieschke ist eine schillernde Figur. Schon seit vielen Jahren ist er in der
rechtsextremen Szene Thüringens aktiv, anfangs in Kameradschaften, dann in
der NPD. Auch bundesweit ist er vernetzt. Wiederholt wurde gegen ihn auch
strafrechtlich ermittelt, etwa wegen eines Sprengstoffanschlags auf einen
türkischen Imbiss in Eisenach oder wegen Missbrauchsvorwürfen. Auch in Haft
befand er sich schon. Zuletzt saß er für die NPD, [3][heute „Die Heimat“],
im Eisenacher Stadtrat, und betrieb in der Stadt die Thüringer
Parteizentrale, das „Flieder Volkshaus“ – das regelmäßig auch zu
Rechtsrockkonzerten lädt.
Im Zusammenhang mit „Knockout 51“ hatte die Bundesanwaltschaft schon länger
gegen Wieschke ermittelt. Der rechtsextremen Kampfsportgruppe werfen die
Ermittler vor, seit 2019 [4][eine ganze Reihe an schweren Gewalttaten]
gegen Linke, Polizisten oder vermeintliche Drogenkonsumierende verübt zu
haben. Ziel sei die Errichtung eines „Nazi-Kiezes“ gewesen. Die Gruppe habe
sich immer weiter radikalisiert und war aus Sicht der Bundesanwaltschaft am
Ende gar eine terroristische Vereinigung, die das Ziel hatte, Linke zu
töten.
Schon im April 2022 war das beschuldigte Führungsquartett um den Eisenacher
Leon R. [5][festgenommen worden], sie stehen seit August dieses Jahres
[6][vor dem Thüringer Oberlandesgericht in Jena]. Das Gericht ließ aber nur
eine Anklage mit dem Vorwurf einer kriminellen Vereinigung zu.
## Waffenlager in der NPD-Zentrale
Erst Ende November war es zu weiteren Razzien gegen Knockout 51 und der
Festnahme eines Rechtsextremen gekommen. Zu den Durchsuchten gehörten
damals nach taz-Informationen auch [7][die Mutter und die Schwester von
Leon R.] Auch das „Flieder Volkshaus“ wurde damals erneut von Polizisten
aufgesucht.
Wieschke wird nun vorgeworfen, Unterstützer von Knockout 51 gewesen zu
sein. Der Gruppe habe er ab Dezember 2019 ermöglicht, Kampfsporttrainings
im „Flieder Volkshaus“ durchzuführen. Auch einen Raum für ein Waffenlager
habe er zur Verfügung gestellt und selbst an Treffen und Schulungen von
Knockout 51 teilgenommen. Mit Leon R. habe er das Ziel gehabt, die Gruppe
schließlich als Jugendorganisation von „Die Heimat“ einzugliedern. Auch
habe er Gruppenmitgliedern Szeneanwälte vermittelt.
Mit verhaftet wurden die Rechtsextremen Kevin N. und Marvin W., in Eisenach
und Erfurt, auch sie sind einschlägig bekannt. Insgesamt wurden vier
Objekte in Thüringen durchsucht. Kevin N. soll zu den Mitgründern von
Knockout 51 gehört haben, er wird von der Bundesanwaltschaft ebenfalls als
Rädelsführer geführt. Mitglieder und Anwärter der Gruppe habe er
ideologisch geschult, „Kiezstreifen“ der Gruppe geleitet und
Veranstaltungen im „Flieder Volkshaus“ abgesichert. Auch habe sich Kevin N.
an Corona-Protesten in verschiedenen Städten beteiligt, um dort Polizisten
oder linke Gegendemonstrierende anzugreifen.
Im September 2021 sei Kevin N. zudem Teil einer rechtsextremen Gruppe
gewesen, die in Erwartung eines Antifa-Überfalls auf Leon R. in Erfurt
einen Gegenangriff plante, bei dem auch die Tötung von Linken einkalkuliert
gewesen sei. Zu einem linken Angriff aber kam es gar nicht.
## An einer Waffe gebaut
Auch Marvin W. soll bei der Erfurter Aktion dabeigewesen sein. Seine
Aufgabe war es laut Haftbefehl, mit einem Auto linke Angreifer zu
überfahren. Auch er soll sich bereits 2019 der Gruppe angeschlossen und an
Kampfsport- und Schießtrainings beteiligt haben. Laut Haftbefehl soll auch
er „Kiezstreifen“ in der Stadt und Security-Dienste vorm „Flieder
Volkshaus“ übernommen haben. Zudem habe er Leon R. beim Bau einer
Schusswaffe geholfen.
Die Thüringer Linken-Abgeordnete und Rechtsextremismusexpertin Katharina
König-Preuss nannte die Festnahmen „nur folgerichtig“. Das Trio sei schon
länger mit Knockout 51 in Verbindung gebracht worden. Auch zeige sich
einmal mehr, wie eng militante Neonazis mit rechtsextremen Parteien wie
„Die Heimat“ verzahnt seien. Es sei nun an der Zeit, das „Flieder
Volkshaus“ in Eisenach „endlich durch die Behörden dichtzumachen“. Es sei
ein bundesweiter Szenetreffpunkt.
14 Dec 2023
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## AUTOREN
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| Konrad Litschko |
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