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Jedes Jahr werden in Deutschland Milliardensummen in die Verkehrssicherheit
investiert. Dabei gibt es bereits jetzt wesentlich mehr Menschen in diesem
Land, die an Hitze sterben als auf bundesdeutschen Straßen: Nach Erhebung
des Robert-Koch-Institutes waren es [1][in diesem Jahr 3.200 Hitzetote].
Einen Hitzenotfallplan, geschweige denn Milliardeninvestitionen in
Kühlräume für vulnerable Bevölkerungsgruppen, gibt es dagegen nicht.
Vielleicht, weil das Bewusstsein dafür fehlt? Der Klimawandel wird auch
unser Gesundheitssystem vor völlig neue Herausforderungen stellen. Mit den
gestiegenen Temperaturen sind beispielsweise auch in Deutschland Überträger
gefährlicher Krankheiten heimisch geworden, beispielsweise die Asiatische
Tigermücke, die Malaria oder das Dengue-Virus überträgt. Zecken, die
„Frühsommer-Meningoenzephalitis“ übertragen, breiten sich immer mehr nach
Norden aus: Vor dieser Krankheit, die Entzündungen im Gehirn, der Hirnhaut
oder des Rückenmarks erzeugt, wird mittlerweile im Emsland gewarnt.
Mehr als [2][200 renommierte Fachmagazine] haben nun einen Aufruf
gestartet: Die Weltgesundheitsorganisation WHO solle angesichts [3][des
Klimawandels und des Artensterbens] den globalen Gesundheitsnotstand
ausrufen. Das ist löblich, denn es zeigt ein Bewusstsein, das noch viel zu
wenig ausgeprägt ist: Es gibt keinen einzigen Lebensbereich, der von den
Folgen der Umweltkrise verschont bleiben wird, auch keinen geografischen.
Allerdings zeigt dieser Aufruf auch eine gewisse Hilflosigkeit: Selbst wenn
die WHO tatsächlich einen Gesundheitsnotstand ausrufen würde – die Folgen
wären rein symbolischer Natur. Solange Staaten fossile Rohstoffe ausbeuten,
solange die Staatengemeinschaft Konzernen erlaubt, dies zu tun, solange wir
Konsumenten nach Heizgas, Diesel, Nutella lechzen, so lange wird der Planet
nicht gesunden.
Es fehlt nicht an Aufrufen. Auch nicht an Notständen. Städte wie Konstanz,
Kiel, Münster, Saarbrücken oder Leverkusen haben den kommunalen
Klimanotstand ausgerufen, was faktisch folgenlos blieb. Es fehlt auch nicht
an Lösungsmöglichkeiten: Beispielsweise könnte Deutschland seine Emissionen
durch ein Tempolimit auf 120 Stundenkilometer um 5,8 Millionen Tonnen
CO2-Äquivalente kürzen. Das ist mehr als dreimal so viel wie der Staat
Malawi insgesamt erzeugt – und dort leben 20 Millionen Menschen.
27 Oct 2023
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