|
Berlin taz | Geld zahlen, um Mitglied in einer Kirche zu sein? Knapp drei
Viertel der Menschen in Deutschland finden das nicht mehr zeitgemäß, wie
eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im
Auftrag der Deutschen Presse-Agentur zeigt.
Der rechtspolitische Sprecher der Linken im Berliner Abgeordnetenhaus,
Sebastian Schlüsselburg, sieht das ähnlich. Es gibt beispielsweise auch
keine Onlinefunktion, um den Austritt zu beantragen.
[1][Dass es vielen Menschen so geht, zeigt die sinkende Zahl der Christen
in Deutschland.] Die beiden „großen“ Kirchen sind gar nicht mehr so groß –
weniger als die Hälfte der Deutschen ist noch Mitglied der evangelischen
oder katholischen Kirche. Im Jahr 2022 traten über 500.000 Menschen aus der
katholischen und rund 380.000 aus der evangelischen Kirche aus,
Rekordzahlen.
Die Kirchensteuer ist ein wesentlicher Grund, er belegt den zweiten Platz
in der YouGov-Umfrage. [2][Hauptgrund sind die Fälle von sexuellem
Missbrauch,] 49 Prozent der Befragten verließen deshalb 2022 die jeweilige
Glaubensgemeinde.
Mit der Kirchensteuer werden vor allem Gemeindearbeit, Seelsorge und
Caritas finanziert. „Im karitativen Bereich leisten die Kirchen viel“, so
Schlüsselburg. Aber sie müssten sich überlegen, wie sie sich auch ohne
Steuergelder finanzieren können.
Wer austreten will, muss übrigens erst mal zahlen – in Berlin 30 Euro. Die
Berliner Linksfraktion möchte die Austrittsgebühr mit Unterstützung von SPD
und Grünen abschaffen.
17 Jul 2023
## LINKS
|