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Es ist nicht so, dass die niederländische Regierung den Schritt nicht
sorgfältig geplant hat. Dass Premier Mark Rutte in Den Haag sowie nicht
weniger als sieben Kabinettsmitglieder in aktuellen und ehemaligen
karibischen Teilen des Königreichs an den für Montag geplanten
[1][Entschuldigungen für die Sklaverei] beteiligt sind, zeugt von
Vorbereitung, die der historischen Bedeutung entspricht. Einerseits.
Dagegen steht, dass zivilgesellschaftliche Organisationen, welche die
Nachkommen der zu Sklaven gemachten Menschen vertreten, [2][kaum Teil
dieser Vorbereitungen] waren. Chan Santokhi, Präsident der früheren Kolonie
Surinam, bemängelte, spät über den bevorstehenden Schritt informiert worden
zu sein. Auf der Karbikinsel Sint Maarten will man die Entschuldigung aus
denselben Gründen nicht annehmen.
Gut ist zunächst, dass die Regierung den Schritt macht. Gerade Premier
Rutte fiel in dieser Hinsicht schon vorher auf: 2021 war er der erste
Regierungschef, der sich für die Rolle der niederländischen Autoritäten
während des Holocaust entschuldigte.
Leider kennzeichnet Rutte noch eine andere Eigenschaft: eine überaus sture
und selbstgefällige Art, den eigenen Kurs nicht mehr infrage zu stellen:
Trotz heftiger, wochenlanger Kontroversen will er sich nicht einmal äußern
zu dem, was am Montag genau geschehen wird.
Nochmals: Eine Entschuldigung für die eigene Rolle in der Sklaverei ist
aller Anerkennung wert und stünde auch anderen Ländern gut zu Gesicht –
genau deshalb richten sich nun viele Blicke auf die Niederlande. Doch die
Art, wie Den Haag hier vorgeht, wirft die Frage auf, für wen dieser Schritt
eigentlich gemacht wird: Geht es um die Adressat*innen oder um
diejenigen, die sie aussprechen?
Dass Rutte Tempo macht, weil nach den Provinzwahlen im Frühjahr eine
[3][rechte Senatsmehrheit] erinnerungspolitische Pläne der Regierung
durchkreuzen könnte, ist eher der tristen Realität geschuldet. Für die
geplante Entschuldigung ist dies ein alles andere als würdiger Rahmen. Gut
gemeint ist damit das Gegenteil
19 Dec 2022
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