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Es sei „kein leichtes Thema“, und „ein schwieriges Datum“ sei es auch.
Olympia ’36 soll wieder nach Berlin kommen, fordern in der [1][Berliner
Morgenpost] Frank Kowalski und Richard Meng. Der eine war Organisationschef
der Leichtathletik-EM, der andere ist Präsident der Deutschen Olympischen
Gesellschaft Berlin.
Etwas genauer formuliert, wollen die beiden, dass 2036 nicht nur Berlin,
sondern auch Tel Aviv [2][die Olympischen Spiele] austrägt – „zwei liberale
und pulsierende Metropolen“. Eine gemeinsame Bewerbung sei nicht nur ein
„starkes Signal des Friedens und der Versöhnung“, sondern auch ein „Signal,
das die historische Belastung nicht verdrängt, sondern die daraus
erwachsende Verantwortung aufgreift“.
Welche historische Belastung Israel als Verantwortung aufzugreifen hat,
wird nicht erläutert. Zudem fällt auf, dass die israelische Seite nicht
kontaktiert wurde. Erst auf Nachfrage der Welt am Sonntag erklärte das
Olympische Komitee Israels, dass es Spiele 2036 in Berlin unterstütze, denn
dies werde „uns an all die dunklen Zeiten erinnern, die wir erlebt haben“.
Von einer Mitbewerbung Tel Avivs ist nicht die Rede. Bereits 2019 hatte
sich Igal Carmi, Präsident des israelischen Olympiakomitees, für Berlin als
Austragungsort der Spiele 2036 ausgesprochen, exakt hundert Jahre nach den
Nazispielen.
Kowalski und Meng argumentieren nun damit, dass eine Olympiabewerbung „ein
Perspektivthema“ sei. Sportpolitisch könne eine solche Bewerbung für „viel
mehr Basisnähe, viel weniger Kommerzialisierung“ stehen, auch wenn man dann
„Olympia grundsätzlich neu denken“ müsse.
## Ruhrgebiet ist „zweitklassig und langweilig“
Vergangenheitspolitisch bedeute eine gemeinsame Bewerbung: „Gerade 2036
ließe sich zeigen, was sich geändert hat und noch ändern muss.“ Hier führen
die olympischen Vordenker interessanterweise auch Israel in ihre
Argumentation ein: „Israels aktuelle Nahostpolitik bleibt international
schwer anschlussfähig, es fehlen gegenüber der unmittelbaren Nachbarschaft
glaubwürdige Gesten der Versöhnung.“
Jüngst war eine mögliche Bewerbung des Ruhrgebiets um die Sommerspiele 2032
faktisch gescheitert, als das Internationale Olympische Komitee mitteilte,
es stehe nur mit dem australischen Brisbane in einem „gezielten Dialog“.
Für die Berliner Vordenker heißt diese Absage zum einen, dass 2036 Europa
dran ist – „danach sicher wieder lange Zeit nicht mehr“. Zum anderen sei
„Rhein-Ruhr aus internationaler Perspektive zweitklassig und langweilig“,
da müsse Berlin ran.
In dem Papier ist viel von deutsch-israelischer Gemeinsamkeit die Rede.
Berlin und Tel Aviv stünden „gemeinsam für einen anderen Spirit, für
Perspektive über die Gegenwart hinaus“. Die Berliner Autoren lassen ihrem
Israelbild als mediterrane Partyzone freien Lauf: „Mit den Segel- und
Surfwettbewerben auf dem östlichen Mittelmeer, aber auch mit anderen
Sportarten wie Beachvolleyball“ könne Israel zeigen, was es hat. Bei den
olympischen Kernwettbewerben wie Leichtathletik, Schwimmen, Radsport oder
Rudern ist jedoch an nichts anderes denn Berlin gedacht.
Dabei ist Israel olympisch gar nicht so unbeleckt, wie Kowalski und Meng
glauben: Im Jahr 1968 hatten in Tel Aviv die Paralympics stattgefunden. Die
waren damals noch nicht so groß wie heute, aber 750 Sportler aus 28 Ländern
nahmen immerhin teil. Erfahrung mit Sportgroßveranstaltungen hat Israel
auch durch die alle vier Jahre stattfindenden Makkabiaden,
umgangssprachlich auch jüdische Olympiade genannt. Das sind Weltereignisse
für jüdische Sportler, die überwiegend in Jerusalem stattfinden.
Und für 2012 hatte es tatsächlich Bemühungen für Olympia in Tel Aviv
gegeben. Das führte zwar nicht zu einer offiziellen Bewerbung, aber
israelische Architekten hatten Planungen für [3][„grüne Spiele“]
ausgetüftelt. An dem kleinen Fluss Jarkon entlang sollte vom alten Hafen
Tel Avivs bis in die Vororte ein etwa 20 Kilometer langer Olympiapark
entstehen, an dem 47 olympische Sportstätten geplant waren.
Auch ganz aktuell gibt es sehr intensive Bemühungen, Olympia nach Israel zu
holen: Tel Aviv und seine Nachbarstadt Ramat Hasharon hegen solche Pläne –
für 2048. Dann nämlich steht ein anderer Hundertster an, der Jahrestag der
Gründung Israels.
5 Apr 2021
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